ITFS 2012 – Young Animation 2

Nach dem erhellenden Vortrag des Pixar Studios ging es weiter zur letzten Vorstellungen für den heutigen Tag. Young Animation, zwar schon der zweite Block in diesem Festival, aber der erste für mich.

Pishto Uyeszhayet / Pishto Goes Away
R: Sonya Kendel
Russland 2011

Putzig anzuschauender Cut-Out Film. Mit viel Humor und besonders schönen Zeichnungen der Figuren. Schnell findet man sich selbst in dem Kurzfilm wieder, kann Pishto gut verstehen und leidet mit ihm. Umso angenehmer ist dann die Wende zum Schluss hin. Ende gut, Alles gut. Verwundert hat mich allerdings die Antwort der Regisseurin auf die Frage, ob es denn weitere Filme von ihr geben wird und sie daraufhin nur meinte, dass ihr die Animation einfach zu aufwendig ist und sie sich in Zukunft anderen Sachen widmen möchte. Schade, denn der Stil hat mir sehr gefallen. (7/10)

Kärbeste Veski / Fly Mill
R: Anu-Laura Tuttelberg
Estland 2012

Besonders stark auf diesem Festival scheint mir Estland vertreten zu sein. Habe die schiere Anzahl in der Vergangenheit so zumindest nicht wahrgenommen. Jedenfalls ist Fly Mill wieder ein klassischer Stop-Motion Film, der es versteht verschiedene Handlungsebenen auf interessante Art und Weise miteinander zu verknüpfen. Als Idee aus der Fotografie heraus entstanden ist die Verschmelzung von unterschiedlichen Realitäten erstaunlich gut geglückt. Mit dem Spiel der Schärfeverlagerung wird die Umgebung nach Belieben vom Betrachter verändert. Tolle Idee und technisch solide umgesetzt. (6/10)

Bon Voyage
R: Fabio Friedli
Schweiz 2011

Zunächst ist alles ganz lustig. Sind doch die Strichmännchen so putzig anzusehen, wie sie durch die Welt stolpern. Doch schnell wird klar warum es eigentlich geht und mehr und mehr bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Die Strichmännchen stolpern immernoch tolpatschig durch die Gegend, aber nachdem immer mehr, wie bei den 10 kleinen Negerlein, das zeitliche segnen, fällt das Lachen zusehends schwerer. Am Ende dann das, was man schon die ganze Zeit erwartet hat. Die Realität hat einen eingeholt. (7/10)

Of Newts And Yetis
R: Kat Messing
USA 2011

Hier zählt wohl mehr der Inhalt als das Äußere, sagte auch die Regisseurin. Bis auf die 3D Animationen mag das auch zutreffen, den Knetyeti fand ich zumindest lustig und wirkungsvoll animiert und mit einer schön markanten Stimme zum Leben erweckt. In Stop-Motion Technik wird das Problem der Verdrängung analoger Tricktechniken angeprangert und passenderweise in 3D Animationstechnik die schöne neue Welt aus dem Computer gepriesen. Ein Konflikt der sowohl die Figuren in dem Kurzfilm beschäftigt als auch großes Thema in der Wirklichkeit ist. (6/10)

Le Jardin Enchanté / The Enchanted Garden
R: Viviane Karpp
Frankreich 2011

Dies könnte glatt ein Werbefilm für Gutmenschen sein. Überall gute Laune, Lebensfreude, Spaß und Sonnenschein. All das wird wunderbar durch die bunte Animationswelt vermittelt. Doch dem Nachbarn gefällt dies gar nicht und bricht in dieses friedliche Gebilde herein. Und es kommt wie es kommen musste, der böse Nachbar wird bekehrt und alles scheint wieder in Ordnung zu sein…scheint. Das bringt die nötige Würze in die Geschichte und macht es so zu vier unterhaltsamen Minuten. (6/10)

Loop Of Farewell
R: Toshikazu Tamura
Japan 2011

Ein Musikvideo aus Japan. Da darf man ja gespannt sein. Ansich eine schöne Idee mit den Knetfiguren. Diese haben mir auch außerordentlich gut gefallen, haben sie doch viele Erinnerungen an die Knetfiguren aus der Kinderserie Halle Spencer wieder ans Tageslicht befördert. Doch wirklich gruselig war die Musik und im speziellen der Gesang. Damit konnte ich überhaupt nix anfangen und hat den guten Eindruck der Stop-Motion Animation ganz erheblich negativ beeinflusst. (3/10)

Dragi Keno / Dear Keno
R: Natko Stipanicev
Kroation 2011

Ganz harmlos beginnt dieser Film. Die einfachen Zeichnungen unterstreichen diese Stimmung. Doch plötzlich wird aus dem unschuldigen Film was ganz Besonderes. Im Kontrast zu der reinen Musik von Johann Sebastian Bach bricht das Thema Koprophilie in den so beschaulichen Film. Dadurch bekommt Dragi Keno einen ganz besonderen Beigeschmack den ich in dieser Form zumindest in der Trickfilmecke noch nicht gesehen habe. (8/10)

A Stroll Through The Night
R: Siegmund Skalar
Österreich 2011

Eigentlich mehr Experimentalfilm als Animationsfilm. Das Spiel mit Lichtern hat mich selbst schonmal sehr interessiert. Stellenweise transportiert der Kurzfilm diese Faszination auch sehr gut. Insgesamt fehlt es aber an Drive und er kommt nicht über ein nur wenig reizvolles Lichterspiel hinaus. (4/10)

Sajnalom / I Am Sorry
R: Arpad Herman
Ungarn 2011

Diese Figuren haben richtig schön Charakter. Die überspitze Situation eines Wildunfalls macht auf das generelle Problem des Entschuldigen sehr gut aufmerksam und schafft mit viel Witz und Charme diese Botschaft dem Publikum näher zu bringen. Hier passt so ziemlich alles gut zusammen und ich wurde vier Minuten lang bestens unterhalten. (8/10)

Life And Stuff
R: Kumar Satkunarasa
Großbritannien 2011

So kann es aussehen, wenn einem nochmal das ganze Leben vor dem inneren Auge vorüberfliegt. Optisch gut in einer Art Collage umgesetzt und mit prägnanter Erzählerstimme versehen. Allerdings vermag es Life And Stuff nicht sich tief ins Hirn einzubrennen, zu austauschbar sind dann doch die verwendeten Bilder. (5/10)

Eye Bleed
R: Ahmad Mkahal
Libanon 2011

Eine bewegende Geschichte die im Rotoskopie Verfahren die schwierige Beziehung zwischen Mutter und Sohn erzählt. Was mir in der ansonsten guten Geschichte fehlte war die Versöhnung am Ende. Zu Kaltherzig hinterlässt Eye Bleed den Zuschauer. (5/10)

N Gschichtn / N Arratives
R: Eva Becker
Deutschland 2011

Ich fühle mich in eine Folge aus Liquid Television versetzt. Man springt in viele unterschiedliche Handlungen wie beim Zappen im TV. Der Stil ist schon sehr eigenwillig und macht dadurch aus seinen Reiz aus. Die Figuren sind sympathisch und auch der Handlung, sofern man diese so nennen kann, mag man gerne folgen. Nur das Tempo von N Gschichtn sagt mir so gar nicht zu. Halb solang wäre besser gewesen, denke ich. (6/10)

Somit endet der erste richtige Festivaltag in Stuttgart. Es gab viel zu sehen und vor allem viel Unterschiedliches. So ein richtiges Highlight konnte ich aber noch nicht ausmachen. Vielleicht kommt die Tage ja noch was.

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