Berlinale 2013: Alte Stars, aktuelle Themen und ein Fazit

Dark Blood

Es bricht der letzte Tag an, zumindest für mich. Zwei weitere Tagen folgen ja noch offiziell, ich werde aber hier und heute meinen kleinen Filmmarathon beenden. Den Beginn machte ein Film, der eigentlich schon 1993 gedreht wurde. Durch den frühen und überraschen Tod des Hauptdarstellers River Phoenix konnte Dark Blood vom Regisseur George Sluizer nicht fertig gestellt werden. Zunächst landete das Filmmaterial hinter verschlossenen Türen. Nun hat die Versicherung das Material wieder frei gegeben und George Sluizer versucht aus dem Vorhanden das Beste zu machen. Grundsätzlich ist ein guter Film entstanden. Allerdings merkt man schnell die vielen großen Lücken, die damals nicht mehr abgedreht werden konnten. So verliert Dark Blood so einiges an Fluss und entscheidende Szenen müssen durch einen Off-Text ersetzt werden. Mit diesen Szenen wäre aber wohl auch kein wirklich großartiger Film entstanden, aber sicherlich ein sehenswerter.

Viele Dokumentation stehen auf meinem Plan und für den Rest des Tages habe ich mir nochmal zwei ausgesucht. Der erste war Unter Menschen von Christian Rost und Claus Strigel. Es wird der Resozialisierungsversuch von Schimpansen, Versuchstiere in einem Labor, gezeigt, der mittlerweile schon über 10 Jahre andauert. Dabei werden allerhand Skandale aufgezeigt die während der Zeit der Experimente mit den Schimpansen stattfanden. Leider ist Unter Menschen dabei nicht mutig genug. Ich vermisse tiefergehende Fragen moralischer Natur, die das generelle Problem mit Tierversuchen beleuchten. Zudem bleiben die Verflechtung zwischen Pharmakonzernen, Regierungsvertretern und Tierschutzorganisationen zu nebulös. Dennoch ein erhellender mit durchaus positiven Tenor behafteter Dokumentarfilm, der aber auch durchaus energischer hätte sein können.

Der Schluss des heutigen Tages und somit meiner Berlinale machte Materia oscura von Massimo D’Anolfi und Martina Parenti. Die Inhaltsangabe klang sehr vielversprechend und auch das Thema um Waffentests auf der italienischen Insel Sardinien lotste mich in diesen Film. Ein sehr stiller Dokumentarfilm, der fast ohne Worte auskommt. Und die Bilder sprechen auch für sich. Trotz teilweise drastischer Aufnahmen schafft es Materia oscura nie so ganz zu überzeugen. Oft scheint der Film nur so dahin zu dümpeln. Es überwiegt mehr ein Fingerzeig als konkrete Fakten. So bleibt ein durchaus interessanter aber zu unkonkreter Dokumentarfilm.

Bleibt nun noch das Fazit der verbleibenden fünf Tage in Berlin. Bis auf Soderberghs Side Effects habe ich alles sehen könne, was ich mir vorgenommen hatte. Sicher habe ich auch vieles verpasst, aber es ist in der knappen Zeit auch einfach nicht alles zu schaffen. Das Wetter hatte jedenfalls für Berliner Verhältnisse gut mitgespielt, das Glatteis blieb dieses Jahr aus und auch das Thermometer ging nicht weit unter die null Grad Grenze. Schnee gab es nur am zweiten Tag und selbst die Sonne hat sich ein paar Mal gezeigt. So konnte ich häufiger mal die Luft draußen genießen und Abstand, wenn auch meist nur sehr kurz, zu den dunklen Kinosälen gewinnen.
Von den gezeigten Spielfilmen hat mir wohl The Best Offer zugesagt. Bei den Klassikern überzeugte Dial M for Murder von Hitchcock am meisten und Jafar Panahis Pardé sollte verdientermaßen ein Preis bekommen. Besonders hervor zu heben ist dann noch Upstream Color, der mal was ganz anderes war und die Berlinale so jedesmal wieder spannend macht. Mein persönliches Highlight war dann der Dokumentarfilm The Act of Killing. Dieser hat mich am meisten überrascht und lange Zeit danach noch zutiefst bewegt. Ein Film der wohl lange Zeit im Gedächtnis bleiben wird.
Jedenfalls hat sich der diesjähriger Besuch der Berlinale wieder gelohnt. Ein Wiedersehen ist also fast schon vorprogrammiert und wird vielleicht schon früher folgen als gedacht.

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