Archiv der Kategorie ‘Leinwand’

Berlinale 2018 – Kulinarisches, Gus van Sant und etwas Rätselhaftes

Es ist nun mittlerweile schon der dritte Berlinale Tag und immernoch keine Eis und Schnee in Sicht. Etwas Routine schleicht sich ein und doch gibt es weiterhin vieles Neues und Spannendes zu sehen. Begonnen hat der Tag mit dem Kulinarischen Kino, obwohl das Thema nicht ganz so kulinarisch war. Weiter ging es mit einer Vorstellung von Gus van Sant, zurück zur Dokumentation und schließlich mit einem rätselhaften Film aus Taiwan geendet.

The Green Lie | Die Grüne Lüge
R: Werner Boote
Österreich 2018

Unter dem Motto Kulinarisches Kino lief der Film Die Grüne Lüge von Werner Boote. Zusammen mit der Autorin Kathrin Hartmann machen sich die beiden auf die Suche nach der aktuellen Bedeutung von Greenwashing. Denn hinter dem ganzen Grün, was von Großunternehmen allzu gerne beworben wird, steht halt nicht die erwünschte Nachhaltigkeit. Und auch die Umwelt zieht dabei zu oft den Kürzeren. Trotz des ernsten Themas versuchen Werner und Kathrin, als dynamisches Duo, möglichst unbefangen den Tatsachen auf den Grund zu gehen. Zumindest versucht dies Werner, der von der Materie vorher nicht viel Ahnung hatte, ganz im Gegensatz zu Kathrin. Im weiteren Verlauf des Films wird immer klarer, wie unrecht die Unternehmen in Bezug auf ihr gutes Ökoimage haben und wie groß die grüne Lüge tatsächlich ist. Beindruckend und beängstigend. Oft mag ich den Kopf schütteln, nachdenklich macht der Film allemal. Obwohl mir zu dem Thema schon einiges bekannt war, bekomme ich am Ende starke Bauchschmerzen und ich stehe dem Thema bedeutend kritischer gegenüber. (7/10)

Kurze Unterbrechung der Filmschau durch einem Talk mit Regisseur, Author und Produzent Gus van Sant im HAU1. Das letzte Mal, als ich im Hebbel am Ufer war, muss 2010 gewesen sein, als Christoph Schlingensief dort zur Berlinale eine Performance veranstaltete. Auch heute ist das Haus bis auf den letzten Platz belegt. Der Talk war interessant, brachte mir den Menschen Gus van Sant etwas näher und ich habe mich daran erinnern müssen, dass ich noch nicht wirklich viel von ihm gesehen habe. Immerhin sollte ich die Tage noch seinen neuesten Film Don’t Worry, He Won’t Get Far on Foot anschauen.

Viaje a los Pueblos Fumigados | Reise in die vergifteten Dörfer
R: Fernando E. Solana
Argentinien 2017

Man hätte Solanas Film direkt im Anschluss an Die Grüne Lüge zeigen können, da beide irgendwie miteinander zu tun haben. Denn um möglichst “grün” produzieren zu können, müssen große Teile der nahrungsproduzierenden Länder eine umweltfeindlich Agrarpolitik betreiben, die mitunter auch vor Menschenleben nicht halt macht. Dies zeigt Solana ganz eindringlich mit vielen Dokumenten, Augenzeugenberichten und eigenen Erfahrungen. Fraglich ist, wie man dem entgegnen kann und er versucht Lösungen aufzuzeigen. Allerdings fiel es mir, nicht nur des Themas wegen, schwer, den Film zu schauen, sondern auch der Stil, die Kameraführung und der Schnitt ließen mich irgendwann nicht mehr aufmerksam genug dem Geschehen folgen. Dies ist Schade, denn der Film hat eine wichtige Botschaft, die es zu hören gilt. (6/10)

Xiao Mei
R: Maren Hwang
Taiwan 2018

Nach den ganzen Dokumentationen nun zurück zum klassischen Spielfilm. Obwohl man Xiao Mei jetzt nicht als so klassisch beschreiben kann. Die Geschichte kurz zusammengefasst, eine junge Frau ist verschwunden und neun Personen aus ihrem näheren Umfeld begeben sich auf die Suche nach ihr. Damit hat es sich aber auch schon mit der Einfachheit. Denn die Erzählstruktur ist etwas ungewöhnlich. Die neun Suchenden berichten, teils wie in einem Interview, von ihrer Suche nach der verschwundenen Frau und was sie dazu bewegt. Dabei entstehen Szenen, die wie eine Interviewsituation wirken, aber meist nicht danach aussehen. Und je weiter die Suche voranschreitet, desto irrealer scheint das Geschehene zu werden. Am Ende bleibt eine nicht befriedigende Suche und die Frage nach dem Verschwinden bleibt im wagen Nebel der Unkenntnis verborgen. Optisch war der Film sehr schön anzuschauen, bei der Handlung bin ich allerdings zum Ende fast ausgestiegen. (6/10)


Berlinale 2018 – Dokumentation und Abstecher ins London der 50er

Durch den Wegfall eines Films und der dadurch resultierenden Umplanung heute eine eher kurzer Ausflug auf die Berlinale, mit nur einem Beitrag. Dafür ging es dann am Abend zu einem Leckerbissen, abseits des roten Teppichs, in einen Berlinale würdigen Film.

Ex Pajé | Ex Shaman
R: Luiz Bolognesi
Brasilien 2018

In diesem Dokumentarfilm geht es tief in den Dschungel des Amazonas. Seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts sind die indigenen Paiter Suruí im Kontakt mit der westlichen Welt. Sehr eindringlich erzählt der Film von den heutigen Lebensumständen. Mit langen Einstellungen und intimen Bildern taucht man schnell in die dortige Welt ein und war von Anfang bis Ende gefangen davon. Die Nähe zu den Protagonisten schafft Luiz Bolognesi durch einen Trick, denn viele Szenen sind nachgestellt, wirken aber dennoch authentisch. Was auch der in Berlin anwesende Shamane nochmals ausdrücklich erwähnte. Jedenfalls blieb ich am Ende nachdenklich zurück und es bleibt die Frage, wie diese schützenswerte Kultur gesichert und die Seele der indigenen Völker bewahrt werden kann. (8/10)

Phantom Thread
R: Paul Thomas Anderson
USA / Großbritannien 2017

Mein letzter Paul Thomas Anderson Film ist nun auch schon wieder eine Weile her. Und wo ich schon in der Vergangenheit nicht enttäuscht wurde, so ist dies bei seinem neuesten Film auch nicht anders. Trotz der Länge von über zwei Stunden, wurde ich ausgezeichnet unterhalten. Ich habe das Korn des analogen 35mm Filmmaterials gemocht, den Look der Panavision Optiken, den klassischen angehauchten Score von Jonny Greenwood und das Ensemble aus Daniel Day-Lewis, Lesley Manville und Vicky Krieps. Zudem die natürlich ausgeleuchteten tollen Kulissen des Englands der 50er Jahre. Und dann sind da noch die ganzen kleinen Details in den Bildern, in die man am liebsten versinken möchte.
Und auch wenn mich die Umgebung des Modemachers nicht sonderlich reizte, so reizte mich dann doch sehr die Story, die ihren Höhepunkt in einer unfassbaren Szene zwischen Daniel Day-Lewis und Vicky Krieps fand. Eine wirklich bizarre Liebesgeschichte zwischen den beiden, die einen oft ungläubig dreinblicken lässt. Aber genau das war das Salz in der Suppe und auch das Besondere an diesem Film, der in Sachen Liebe, bis an die Grenzen das Möglichen zu gehen scheint. (8/10)


Berlinale 2018 – Beginn am Anfang

Nach dem Besuch beim Fantasy Filmfest White Nights ging es recht bald zur Berlinale. Und das Schwierigste, der Kartenkauf, lief im Vorfeld erstaunlich reibungslos. Meine Filmwünsche konnte ich beinahe komplett erfüllen. Letztlich blieb da nur ein Film auf der Strecke. Über alles, was ich in den neune Tagen sehen durfte, hier nun ein paar Zeilen.

Kameradschaft
R: Georg Wilhelm Pabst
Deutschland / Frankreich 1931

Wie es die Überschrift schon sagt, begann die Berlinale mit den Anfängen des Kinos. In der Retrospektive lief Kameradschaft, wohl mein erster Film von Georg Wilhelm Pabst. Die Besonderheit hier, mal abgesehen von den nicht ganz einfachen Umständen der Restauration der unterschiedlichen Schnittfassungen, war die Zweisprachigkeit im Film. So wurde hier zu sowohl auf deutsch als auch auf französisch gesprochen. Etwas, was man heute auch nur noch in kleineren Filmen findet.
Zum Inhalt selbst ist nicht viel zu erzählen. Die Handlung ist recht einfach beschrieben und lässt auf sich ein Wort herunterbrechen, Kameradschaft. Diese ist allerdings besonders intensiv, da hier, in den unruhigen Zeiten nach dem ersten Weltkrieg, deutsche Kumpel den französischen Kumpeln ganz selbstverständlich zu Hilfe kommen. Trotz der beschränkten technischen Möglichkeiten schafft es Pabst hier sehr intensive Bilder zu erschaffen, die mit nicht minder intensivem Ton untermalt sind. Auch verzichtet der Film fast komplett auf eine musikalische Begleitung und bringt das Geschehen durch Verwendung von viel Tonatmosphäre ganz dicht ran.
Spannend erzählt bis zum Ende mit vielleicht etwas zu dick aufgetragenem Pathos am Ende. Es bleibt ein ausgezeichneter Film aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen zurück, dessen Bilder sich gut ins Gedächtnis eingebrannt haben. (7/10)

Inkan, gongkan, sikan grigo inkan | Human, Space, Time and Human
R: Kim Ki-duk
Korea 2018

So bodenständig, wie Kameradschaft war, so abgehoben war Human, Space, Time and Human von Kim Ki-duk. Der zweite und auch schon letzte Film diesen Tages. Es fällt schwer, das Gesehene hier in passende Worte zu fassen. Anfangs ist alles noch völlig ohne Bezug zueinander und alle Akteure scheinen völlig ohne Beziehung zu einander zu stehen. Erst mit der Zeit wird das Bild klarer und das große Ganze bekommt eine Form und vor allem ein Gesicht, der Mensch aufs Niedrigste reduziert. So nach gut 2/3 des Films düngt es mir dann, dass hier wohl die Entstehungsgeschichte der Menschheit zu sehen ist, mit all seiner Gewalt und Grausamkeit, aber auch mit all ihrem Mitgefühl und Liebe. Einzig beim Weg dahin, zieht sich der Film teilweise stark und viele Einstellungen wirken unnötig oder zu lang. So wirken manche Gewaltexzesse einfach ihrer selbst wegen inszeniert. Zum Ende hin entsteht dann das Paradis mit Adam und Eva, so wie man es aus der Bibel kennt. Doch nicht ganz, denn der Faktor Mensch ist weiterhin gegeben und so so ist es kein ganz hollywoodreifes sonder ein eher zynisches Ende.
Handwerklich ist der Film mittelmäßig gut gemacht. Dann und wann sieht man eine fehlerhafte Kameraführung, Schnitte die nicht ganz passend sind und es wirkt alles nicht ganz rund. Auch bei den Darstellern sind einige Schwächen sichtbar. Teils agieren sie sehr unglaubhaft und hölzern. Dennoch ein mutiger Film, der thematisch auf dem Rasiermesser balanciert und bei mir nur nahe am Abgrund entlang schrammt. Leider war die Crew nach dem Film nicht sehr gesprächig beim Q&A, denn mich hätte vom Regisseur noch gerne das eine oder andere Wort zum Film und damit zum Verständnis gehört. (7/10)


Fantasy Filmfest White Nights 2018 – Beginn des Festivaljahres

Neben dem Internationalen Trickfilm-Festival in Stuttgart und der Berlinale hat das Fantasy Filmfest die längste Tradition bei mir. Angefangen mit dem ersten Besuch in Köln, mit kurzen Abstechern in Hamburg und letztlich seit ein paar Jahren in Berlin hängen geblieben. Und eingeläutet haben dieses Jahr die White Nights. Auch wieder in Berlin zu winterlichen Temperaturen aber ohne Schnee und Glatteis, immerhin.
Besonders gut hat mir meine Auswahl an Filmen gefallen, denn eine wirkliche Gurke war diesmal nicht dabei. Und von den insgesamt zehn Filmen bei den White Nights, konnten mich alle sechs, von mir gesehenen, recht vortrefflich unterhalten. Auch für mich nun auch nochmal ein kleines Resümee der Fantasy Filmfest White Nights 2018.

Les affamés
R: Robin Aubert
Kanada 2017

Ansich ist das Zombiegenre ja irgendwie ausgenudelt. Alles schonmal gesehen, alles irgendwie schonmal da gewesen. Dies war hier nicht ganz anders. Interessant fand ich die Location im kanadischen Quebec, ländlich und familiär und so der doch sehr vertraute Umgang der Charaktere untereinander. Der Rest war dann übliche Kost, wobei die Zutaten durchaus gestimmt haben. Ein zusätzliches mystisches Element hatte der Film, indem er versuchte, dem Ursprung der ganzen Katastrophe auf den Grund zu gehen. Leider wurde darauf viel zu wenig eingegangenen und dieses wirklich spannende Element wurde so zum großen Teil verschenkt. Bleibt am Ende ein Zombiefilm, bei dem bis auf ein, zwei Bilder, wohl nicht viel hängen bleibt. (6/10)

You Were Never Really Here
R: Lynne Ramsay
USA 2017

Ganz großes Kino und ein außerordentlich gut spielender Joaquin Phoenix, wie so häufig. Völlig ohne Vorkenntnis in den Film gegangen und von der ersten bis zur letzten Minute gespannt auf die Leinwand geblickt. Ein hartes Thema, mit harten Bildern und einem Scrore, der bei mir wie schon bei Drive oder auch It Follows so dermaßen ins Ohr ging, Wahnsinn. Gibt sonst nicht viel zum Film zu sagen, eine eindeutige Filmempfehlung und, dies möchte ich schon vorweg nehmen, mein persönliches Festivalhighlight. (8/10)

Ghost Stories
R: Jeremy Dyson, Andy Nyman
Großbritannien 2018

Irgendwie hat Ghost Stories recht vielversprechend angefangen. Eine schöne Geistergeschichte von der britischen Insel mit guter Ausstattung und einem tollem Cast. Doch recht schnell gibt es die typischen Muster modernen Horrorfilme zu sehen, viel dunkles Bild und häufige Jumpscares. Gut gemacht war die Erzählweise aus lauter kleinen Einzelgeschichten (besonders diese mit einem sehr überzeugenden Alex Lawther) die sich am Ende zu einem großes Ganzen zusammen fügten. Doch genau dieses Ende funktionierte bei mir nicht. Kein Höhepunkt und die letzten Minuten zu träge im Gegensatz zum restlichen Film. Nach den gut 100 Minuten Laufzeit hatte ich irgendwie das Gefühl, dass ich eine längere Folge aus X-Factor gesehen habe. Nicht schlecht aber auch nicht besonders herausragend. (6/10)

The Endless
R: Justin Benson, Aaron Moorhead
USA 2017

Sehr geile Idee, die auch gut umgesetzt wurde. Was wie ein Sektenfilm beginnt, endet als abgefahrener Mystery/Mindfuck. Habe gerne dem Treiben zu geschaut und wusste mich sehr gut unterhalten. Einzig die Drstellung der beiden Bruder fand ich nicht überzeugend. Vielleicht war ich da einfach nicht auf einer Wellenlänge, denn bei den restlichen Figuren hatte ich dieses Gefühl nicht. Dennoch ein ordentlicher Film, der vieles richtig gemacht hat. (6/10)

Laissez bronzer les cadavres / Let the Corpses Tan
R: Hélène Cattet, Bruno Forzani
Frankreich/Belgien 2017

Visuell konnte der Film, unterlegt mit einem brachialen Soundteppich, aber sowas von überzeugen. Da gab es einen Eyecatcher nach dem anderen. Nur leider war es das dann auch schon fast. Obwohl die Story für sich genommen hätte gut funktionieren müssen, stellte sich bei mir recht bald Langeweile ein, die dann auch bis zum Schluss nicht komplett verfliegen wollte. Gerne hätte ich den Film mehr gemocht, da meine Augen und Ohren verzückt waren. Doch wenn es am Rest hapert, schade. (6/10)

The Shape of Water
R: Guillermo del Toro
USA/Kanada 2017

Als Abschlussfilm, der in den letzten Wochen häufig erwähnte wurde, The Shape of Water. Etwas zwiegespalten, kann ich mich nicht auf eine, für mich zufriedenstellende, Meinung über den Film festlegen. Grundsätzlich ein zauberhafter Film, der mich vom Stil her an Die fabelhafte Welt der Amelie erinnert. Aber auch an Filme aus der Mitte des letzten Jahrhunderts, die einfach gestrickt, dennoch unterhielten und es vermieden haben, alles unnötig kompliziert wirken zu lassen und sich so auf das Wesentliche Konzentrieren konnten. Dies macht del Toros neuester Film genau richtig. Daneben glänzt besonders die Darstellung der stummen Elisa durch Sally Hawkins. Auch der Rest das Casts macht eine fantastische Arbeit. Ihre Charaktere fügen sich wunderbar in die märchenhafte Kulisse ein und belebten das 60iger Jahre Set mit viel Gefühl. Und ja, ein wunderbares Märchen mit fast klassischen Rollen von Gut und Böse und einer großen, unmöglich scheinenden Liebesgeschichte. Soweit hat mich der Film mehr als überzeugt.
Womit ich mich etwas schwer Tat, war dann das teilweise groteske Abdriften in manchen Szenen. Besonders hervor getan hat sich da mir die Flutung des Badezimmers. Kann man machen, muss man aber nicht, meiner Meinung nach. Ein vielleicht kleines Detail, was mich allerdings stark störte, war die nicht so gut umgesetzte Einstiegssequenz. Dies war kein sehr beeindruckendes CGI, was wohl hauptsächlich dem kleinen Budget geschuldet war. Sehr Schade, hat es mich doch direkt zu Beginn etwas raus gerissen. Und dann war da noch der Versuch, möglichst viele Minderheiten- und Außeneiterthemen in dem Film unter zu bringen. Für mich hätte es mehr als gereicht, sich auf die Liebesgeschichte, zwischen der Schönen und dem Biest, zu beschränken. Wie gesagt, fällt mir ein abschließendes Urteil schwer. Ein schöner Film, nicht herausragend aber unterhaltend, und dies zählt letztlich. (7/10)


ITFS 2016 – Musik, Werbung und Panorama 3

Nach dem doch sehr bedrückenden Animovie sollte es nun mit etwas Heiterem weitergehen. In der Kategorie Best of Animation wird eine Auswahl an Kurzfilmen präsentiert, die diesmal thematisch dem Musikfilm zuzuordnen sind. Ein wilder Ritt durch die vergangenen Jahre offenbart so die ein oder andere kleine Perle. Besonders herausgestochen sind dabei 31 Ways to say Fuckoff von Emanuele Kabu aus Großbritannien:

der mir bereits bekannte This Thirst von François Vogel aus Frankreich:

und Survivor von Pauline Flory aus Deutschland:

Direkt im Anschluss folgten die Beiträge des Animated Com Award, indem Filmproduktionen aus der Werbebranche gezeigt und prämiert werden. Aufgefallen sind mir folgende Filme.
Loteria de Navidad 2015 / #Justino Loteria – Night Shift von Againstallodds aus Großbritannien:

The Witcher 3: Wild Hunt Launch Cinematic von István Zorkóczy aus Ungarn:

Seed von Christian Tyroller und Manuel C. Merkle aus Deutschland:

und Cineplex – Lily and the Snowman von Dan & Jason, Hyesung Park aus den USA:

Zum Abschluss des Tages folgte der für mich erste, aber im Festival schon dritte Teil der Panorama Reihe, in der aktuelle Kurzfilme der letzten Jahre gezeigt werden.

Volk Vasya / Wolf Vasya
R: Ekaterina Sokolova
Russland 2014
wolf_vasaya

So richtig konnte ich leider keinen Zugang zu dem Film finden, der handwerklich durchaus gut gemacht war. (5/10)

How long, not long
R: Michelle Kranot, Uri Kranot
Dänemark 2015
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Tagesaktuelle Fernsehbilder die übermalt sind und sich thematisch mit der Frage auseinandersetzen, inwiefern wir den zusammengehörig sind, in Zeiten voller Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz. Der Film wusste in den knapp sechs Minuten durchaus zu bewegen. (7/10)

Bottle Neck
R: Joanna Priestley
USA 2015
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Abstrakte Bildgewalt die in drei Minuten gerade lang genug ist. Bottle Neck ist der finale Film in Priestleys „Eye Liner Trilogie“.(4/10)

Arlene
R: Farouq Suleiman
Großbritannien 2014
arlene

Bewegendes Interview mit Arlene Garrison, der vor 10 Jahren ein Gehirntumor entfernt wurde und sie dadurch nun eine völlig veränderte Welt wahrnimmt. Gezeigt werden die gesprochenen Worte durch gezeichnete Bilder. (6/10)

The Hollow Shell Argument
R: Stefan Kraft
Schweiz 2014
hollow_shell_argument

Immer wieder fasziniert von der Künstlichen Intelligenz von Computerprogrammen hat mich viel mit diesem Beitrag verbunden. Zwar sehr einfach animiert, dafür aber inhaltlich sehr treffend erzählt. (7/10)

Endgame
R: Phil Mulloy
Großbritannien 2015
endgame

Dieser Beitrag hinterfragt die ständige Gewaltsteigerung beim Zeitvertreib mit brutalen Kriegscomputerspielen. Sehr minimalistisch mit Strichfiguren gezeichnet, inhaltlich den Nagel auf den Kopf getroffen. (7/10)

Chez moi / My Home
R: Phuong Mai Nguyen
Frankreich 2014
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Wenn ein neuer Mann zwischen die Liebe von Mutter und Sohn tritt beschreibt Phuong Mai Nguyens Kurzfilm. Sehr eindringlich erzählt mit schaurig schön gezeichneten Bildern. (6/10)

Bambustempelstrasse
R: Baoying Bilgeri
Deutschland 2015
bambustempelstrasse

Mit wunderbaren Bildern wird ein Blick in die Vergangenheit gewährt, in der im China der Industrialisierung Altes dem Neuen weichen muss und welche Konflikte dadurch zwischen den unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen entstehen. (7/10)

Urbanimatio
R: Urmas Jõemees, Hardi Volmer
Estland 2015
urbanimatio

Schnelle Bilderfolge von gleichen Strukturen die die Veränderung einer Stadt dokumentieren. Leider eindeutig zu lang. Weniger wäre hier mehr gewesen. (5/10)

Voltaire
R: Jan Snoekx
Niederlande 2015
voltaire

Das Beste zum Schluss, könnte ich hier sagen. Mit Voltaire endet der heutige Tag sehr unterhaltsam. Ein Wetterhahn möchte einen hohen Kirchenturm erklimmen, aber vielleicht ist das etwas zuviel für so einen kleinen Wetterhahn. Herrlich schön im Stoptrick-Stil animiert, mit der Verbindung von Realbildern und einer äußerst witzigen Story war ich 12 Minuten lang bestens unterhalten. (8/10)


ITFS 2016 – Studiopräsentation und Animovie 2

Weiter ging es nach einer kurzen Pause mit der Studiopräsention von il Luster, einem niederländischen Studio aus Utrecht. Zu Gast war die Produzentin Chris Mouw. Seit 20 Jahren ist das Studio tätig und es wurden einige Ausschnitte erfolgreicher Produktionen gezeigt. Besonders bemerkenswert der schon ältere Barcode, der einer der ersten abstrakten 3D animierten Filme war.


BARCODE III.0 auf Vimeo

Nach dem entspannten Vortrag ging es düster weiter mit dem zweiten Animovie.

Psiconautas, los niños olvidados / Psychonauts, the forgotten children
R: Pedro Rivero, Alberto Vázquez
Spanien 2015
psychonauts

Basierend auf dem Comic von Alberto Vázquez erzählt Psychonauts die Geschichte einer Gruppe Jugendlicher, die versuchen von den Folgen einer Naturkatastrophe zu fliehen. Zwar spielen Tiere die Hauptfiguren, dennoch ist der Film äußerst ernst und tragig durch und durch. Erinnern tut mich der Stil zum einen erzählerisch stark an die Geschichten von Hayao Miyazaki und optisch an Tim Burtons The World of Stainboy. So ist es nicht verwunderlich, dass Psychonauts auch gänzlich für älteres Publikum bestimmt ist, was nicht zuletzt auch an den äußerst drastischen Bildern liegt. Trotz der eher schlichten Zeichnungen, ist ein permanentes Unwohlsein in der Magengegend spürbar. Und so sehr man es sich auch wünscht, aber der Film hat kein fröhliches Hollywoodende, dafür aber Substanz und Psychonauts bleibt sicher noch lange im Kopf verwurzelt. (8/10)


ITFS 2016 – Filmmarathon beginnt mit Internationalen Wettbewerb 2

Mit Beginn des dritten Festivaltages steigt nun auch das Pensum der zu sichtenden Filme enorm. Was immer etwas schade ist, ist der Umstand, dass egal wieviel Zeit zur Verfügung steht, es niemals ausreichen wird, alle Filme zu schauen. Aber irgendwo muss ich ja ansetzen und so geschehen beim zweiten Teil des Internationalen Wettbewerbes, der übrigens bedeutend stärker als der erste Teil war.

Café froid / Cold Coffee
R: Stéphanie Lansaque, FranÇois Leroy
Frankreich 2015
cold_coffee

Die tragische Geschichte erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens, die nach plötzlichen Tod ihrer Mutter die Geschäfte des Cafés übernehmen muss. Mit sehr radikalen Bildern wird der langsam wachsende Wahnsinn des Mädchens erlebbar. Mit drastischen Mitteln wird eine sehr düstere Stimmung aufgebaut und mit jeder Faser des Körpers wird der Verlust der Mutter fühlbar. Deftige Kost, toll umgesetzt. (7/10)

Some Thing
R: Elena Walf
Deutschland 2015
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Witzige Geschichte, schön skurril gezeichnet, die sich um vier Berge dreht und in der eines klar wird. Es zählt nicht immer wieviel man besitzt, sondern was man besitzt. (6/10)

The Valley Below
R: Joel Hofmann
Schweiz 2015
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Solide animierter Beitrag. Spannend erzählt und am Ende temporeich mit “bombastischem” Ende. (6/10)

Deadly Drive-in Disaster
R: Arjan Wilschut
Niederlande 2015
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Actionreiche Agenten/Alien Komödie ala James Bond mit etwas anderer Rollenverteilung. Die knapp drei Minuten sind von Anfang bis Ende prall gefüllt mit viel Kawoom und toller Animation. Hat Spaß gemacht dem Treiben zu zuschauen. (7/10)

Dernière Porte Au Sud / Last Door South
R: Sacha Feiner
Belgien 2015
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Mit unglaublich viel Liebe zum Detail gemachter Stop-Motion-Film. Eine Art Coming of Age Geschichte um einen Jungen und dessen außergewöhnlichen Freund. Sowohl inhaltlich als auch optisch und akustisch hervorragend umgesetzt mit Gänsehautmomenten. (8/10)

Locker X
R: Brian May
Deutschland 2015
locker_x

Experimentalfilm der optisch zu beeindrucken weiß. Mit treibender Musik und Animationen die zum Stauen einladen. Leider fehlt dem Ganzen noch etwas Inhalt und am Ende ist er etwas zu langatmig. Und so ist nur eine sehr gute Werkschau. (6/10)

Under the Apple Tree
R: Erik van Schaaik
Niederlande 2015
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Stilistisch erinnert der Film an die Arbeiten der Shaun das Schaf Macher. Inhaltlich geht es aber viel finsterer zur Sache. Sehr detailreich und rundum gelungen lüftet Under the Apple Tree unteranderem auch das Geheimnis der Zombies. Dieser Kurzfilm macht auf jeden Fall Lust auf einen Langfilm von den Machern. (8/10)

If I Was God…
R: Cordell Barker
Kanada 2015
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Ein Blick in ein typisches Klassenzimmer. Hier erlebt ein kleiner Junge wie es wäre Gott zu spielen und was damit alles für Möglichkeiten geboten sind. Schön animiert in klassischem Stoptrick und sehr abwechslungsreich erzählte kleine Geschichte. (7/10)


Röhrenfutter

Grenzdenkmal Hötensleben

Schloss Ramstedt

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