Archiv der Kategorie ‘Leinwand’

Fantasy Filmfest Nights 2014 – Abschluss

Gut erholt vom gestrigen Tag ging es heute auch schon recht früh am Nachmittag mit dem ersten Film los. Es stand wieder eine sehr bunte Mischung aus Horror, Science Fiction und Komödie auf dem Plan.

The Green Inferno
R: Eli Roth
USA 2013

Green_Inferno

Tja, so gut wie der gestrige Tag endete, so schlecht sollte er heute beginnen. Jedenfalls war Eli Roths neuer Film ein Reinfall auf ganzer Linie. Ich fühlte mich an die Regiearbeit eines Uwe Boll erinnert und war auch dementsprechend gelangweilt. Die Figuren wirkten unglaubhaft, mit Klischees überladen und die Indianer als Kannibalen völlig fehl am Platze. Da half auch nicht der gehobene Gorefaktor in der zweiten Hälfte des Films, denn bis dahin hatte ich The Green Inferno schon abgeschrieben. Kurzes Resümee, platte Handlung zum Einschlafen. (3/10)

Snowpiercer
R: Joon-ho Bong
Südkorea/USA/Frankreich 2013

Snowpiercer

Endzeitfilme habe ich lange nicht mehr gesehen und so war Snowpiercer mal wieder eine äußerst angenehme Abwechslung. Die Handlung in einen Zug verfrachtet sieht man nicht jeden Tag und so ist die Action auf diesem engen Raum auch dementsprechend stark konzentriert und direkt. Es gibt gute Schauspieler, schön anzusehende Kampfkunst und eine wirkungsvolle Atmosphäre, die nicht allein durch den eindringlichen Score, sondern auch das dreckige Set unterstrichen wird. Die Spannung wird konsequent bis zum Ende hin aufgebaut und die Handlung ist nicht nur mit Action gespickt, sondern man hat auch den ein oder anderen Lacher mit einfließen lassen. Problematisch ist das Konstrukt des ewig fahrenden Zuges. Hier und da wirkt es wenig durchdacht und man muss an diesen Stellen einfach drüber hinwegsehen. Zudem kränkelt Snowpiercer beim Showdown. Die Tränendrüsen werden zwar angesprochen, finden bei mir aber keinen Auslöser. Dazu war der Hauptcharakter bis dahin einfach zu blass, um das nötige Potential ausspielen zu können. Zudem ist das Ende, nunja, schwierig. Kann man so machen, muss man aber nicht. Dennoch bleibt ein Endzeitfilm der etwas anderen Art, der trotz der zwei Stunden Laufzeit durchaus Laune macht. (7/10)

Witching and Bitching/Las brujas de Zugarramurdi
R: Álex de la Iglesia
Spanien/Frankreich 2013

Witching_And_Bitching

Was für ein wunderbarer Abschluss der Fantasy Filmfest Nights. Iglesias Streifen hatte einfach alles zu bieten was man in einen Hexenfilm halt so packen kann. Mit einem Mordstempo jagt die Handlung von einem grandiosen Augenblick zum nächsten. Durchatmen fällt hier schwer, so rasant sind Schnitt, Musik und Dialoge. Und ist man an einem Punkt angekommen an den man denken mag, schräger kann es nicht werden, legt Iglesias noch ein Schippe Verrücktheit drauf. Zu mäkeln gibt es ansich nichts. Das fast nur noch CGI Blut verwendet wird, scheint halt gerade Mode zu sein, was etwas schade ist. Ansonsten schräge Figuren wohin man schaut, feinster schwarzer Humor schon beim Intro und sehr atmosphärische Sets. Von Anfang bis Ende beste Unterhaltung. Schön auch der Umstand als Filmlocation des real existierende Zugarramurdi zu benutzen. (8/10)

Noch ein kleines Resümee zu den Fantasy Filmfest Nights 2014. Es hat sich gelohnt und es war schön mal wieder einen kleinen Ausflug in die Welt des Fantastischen zu machen. Wenn es die Zeit erlaubt bin ich vielleicht dieses Jahr nochmal dabei, wenn nicht, dann spätestens im nächsten. Ich freu mich drauf.


Fantasy Filmfest Nights 2014 – Wiedereinstieg

Der letzte Besuch des Fantasy Filmfest liegt schon über 15 Jahre zurück und muss wohl 1998 in Köln gewesen sein. Es ist seither also jede Menge Zeit verstrichen, in der ich aber immer ein wachsames Auge auf das Festival hatte. Leider hat es sich in den vergangenen Jahren zeitlich nicht ergeben einen Abstecher in die Fantasiewelt zu machen. Doch dieses Jahr standen die Sterne günstig und ich nutzte die Gelegenheit zumindest die kurzen aber feinen Nights in der Gründerstadt Hamburg zu besuchen.

Rigor Mortis / Geung si
R: Juno Mak
Hong Kong 2013

Rigor_Mortis

Der Einstieg beginnt mit einem fernöstlichen Geisterfilm in einem Hochhaus. Alles schon gesehen, würde man jetzt sagen, aber die ganze Sache ist mit Vampirelementen angereichert und bietet allerhand Action schon von der ersten Minute an. So wird es zwar bis zum Ende nicht langweilig, dennoch gibt es keine größeren Höhepunkte. Rigor Mortis bewegt sich auf gutem Niveau, fällt in keiner Disziplin besonders ab, kann trotz allem nicht vollends überzeugen. Besonders das Gefühl alles schonmal gesehen zu haben macht es schwer aus den ganzen anderen Geisterfilmen herauszustechen. Ich würde sagen, Rigor Mortis kann man sehen, muss man aber nicht. (6/10)

Enemy
R: Denis Villeneuve
Kanada/Spanien 2013

Enemy

Ein Hauch von Hollywood mit Jake Gyllenhaal, Mélanie Laurent und Isabella Rossellini kehrt ins Fantasy Filmfest ein. Nach dem actionreichen Rigor Mortis ist Enemy eine ganze Nummer ruhiger. Doch schon zu Beginn wird klar, dass die Handlung einen beunruhigenden Verlauf nehmen wird. Bis es aber deutlich wird vergeht einige Zeit und es bleibt Raum sich näher mit den Charakteren auseinanderzusetzen. Nach der Hälfte von Enemy spitzt sich die Situation zu und es entfaltet sich ein Psychothriller mit Mysteryelementen. So lässt das Ende auch, zumindest nach erstmaliger Sichtung, mehrere Interpretationen zu. Ich für meinen Teil werde meine Theorie nach einer weiteren Runde Enemy versuchen zu untermauern. Bis dahin bleibt ein beunruhigender Film mit tollen Schauspielern und einem sehr überzeugenden Score. (7/10)

Dead Snow 2: Red vs. Dead / Død Snø 2
R: Tommy Wirkola
Norwegen 2014

Dead_Snow_2

Schon der erste Teil des Norwegers Tommy Wirkola war ein reines Splatterfest. Und was man vorher schon so hörte, sollte dies im zweiten Teil einen ganzen Zacken heftiger werden. Und so war es auch. Nahtlos ging es mit dem Gemetzel weiter und das Blutlevel wurde bis zum Ende ganz weit oben gehalten. Was sofort auffällt ist das gesteigerte Budget, welches Wirkola zur Verfügung stand. Zwar ist der Handlungsrahmen örtlich sehr beschränkt und findet weiterhin in der für Zombiefilme ungewohnten Landschaft norwegischer Fjorde statt, aber der erweitere Finanzrahmen schafft es eine gut funktionierende Kulisse zu erschaffen. Und bis auf das teils etwas unglücklich wirkenden CGI Blut klappt das auch ganz gut. So wird einem Splatter vom Feinsten geboten. Man fühlt sich wieder an Klassiker wie Braindead und Evil Dead erinnert und es gibt an einigen Stellen wirklich ziemlich kranken Scheiß der über die Leinwand flimmert. Doch leider gibt ein großes Problem, dass man aber ganz gut umgehen kann. Und zwar sollte man der sehr vorhersehbaren, mit riesengroßen Plotholes, gespickten Handlung bereits zu Beginn keiner weiteren Bedeutung beimessen. So und nur so macht Dead Snow 2 auch wirklich Spaß und man wird mit dem wohl romantischsten Ende aller Zombiefilme belohnt. Übrigens heißt es hier bis zum Schluss sitzenbleiben. (7/10)

Nach der doch sehr langen Auszeit ist der Wiedereinstieg ins Fantasy Filmfest für mich ganz persönlich hervorragend gelungen. Es gab eine bunte Mischung an Themen und zumindest heute keinen qualitativ schlechten Ausreißer. Und mit dem Savoy Filmtheater hat die Festivalleitung ein sehr gutes Händchen bei der Kinoauswahl bewiesen. Schon lange konnte ich nicht mehr, dank Wohlfühlsessel, so bequem Kinofilme genießen. Morgen ist dann der zweite, aber auch schon der letzte Tag des Festivals.


Berlinale 2013: Alte Stars, aktuelle Themen und ein Fazit

Dark Blood

Es bricht der letzte Tag an, zumindest für mich. Zwei weitere Tagen folgen ja noch offiziell, ich werde aber hier und heute meinen kleinen Filmmarathon beenden. Den Beginn machte ein Film, der eigentlich schon 1993 gedreht wurde. Durch den frühen und überraschen Tod des Hauptdarstellers River Phoenix konnte Dark Blood vom Regisseur George Sluizer nicht fertig gestellt werden. Zunächst landete das Filmmaterial hinter verschlossenen Türen. Nun hat die Versicherung das Material wieder frei gegeben und George Sluizer versucht aus dem Vorhanden das Beste zu machen. Grundsätzlich ist ein guter Film entstanden. Allerdings merkt man schnell die vielen großen Lücken, die damals nicht mehr abgedreht werden konnten. So verliert Dark Blood so einiges an Fluss und entscheidende Szenen müssen durch einen Off-Text ersetzt werden. Mit diesen Szenen wäre aber wohl auch kein wirklich großartiger Film entstanden, aber sicherlich ein sehenswerter.

Viele Dokumentation stehen auf meinem Plan und für den Rest des Tages habe ich mir nochmal zwei ausgesucht. Der erste war Unter Menschen von Christian Rost und Claus Strigel. Es wird der Resozialisierungsversuch von Schimpansen, Versuchstiere in einem Labor, gezeigt, der mittlerweile schon über 10 Jahre andauert. Dabei werden allerhand Skandale aufgezeigt die während der Zeit der Experimente mit den Schimpansen stattfanden. Leider ist Unter Menschen dabei nicht mutig genug. Ich vermisse tiefergehende Fragen moralischer Natur, die das generelle Problem mit Tierversuchen beleuchten. Zudem bleiben die Verflechtung zwischen Pharmakonzernen, Regierungsvertretern und Tierschutzorganisationen zu nebulös. Dennoch ein erhellender mit durchaus positiven Tenor behafteter Dokumentarfilm, der aber auch durchaus energischer hätte sein können.

Der Schluss des heutigen Tages und somit meiner Berlinale machte Materia oscura von Massimo D’Anolfi und Martina Parenti. Die Inhaltsangabe klang sehr vielversprechend und auch das Thema um Waffentests auf der italienischen Insel Sardinien lotste mich in diesen Film. Ein sehr stiller Dokumentarfilm, der fast ohne Worte auskommt. Und die Bilder sprechen auch für sich. Trotz teilweise drastischer Aufnahmen schafft es Materia oscura nie so ganz zu überzeugen. Oft scheint der Film nur so dahin zu dümpeln. Es überwiegt mehr ein Fingerzeig als konkrete Fakten. So bleibt ein durchaus interessanter aber zu unkonkreter Dokumentarfilm.

Bleibt nun noch das Fazit der verbleibenden fünf Tage in Berlin. Bis auf Soderberghs Side Effects habe ich alles sehen könne, was ich mir vorgenommen hatte. Sicher habe ich auch vieles verpasst, aber es ist in der knappen Zeit auch einfach nicht alles zu schaffen. Das Wetter hatte jedenfalls für Berliner Verhältnisse gut mitgespielt, das Glatteis blieb dieses Jahr aus und auch das Thermometer ging nicht weit unter die null Grad Grenze. Schnee gab es nur am zweiten Tag und selbst die Sonne hat sich ein paar Mal gezeigt. So konnte ich häufiger mal die Luft draußen genießen und Abstand, wenn auch meist nur sehr kurz, zu den dunklen Kinosälen gewinnen.
Von den gezeigten Spielfilmen hat mir wohl The Best Offer zugesagt. Bei den Klassikern überzeugte Dial M for Murder von Hitchcock am meisten und Jafar Panahis Pardé sollte verdientermaßen ein Preis bekommen. Besonders hervor zu heben ist dann noch Upstream Color, der mal was ganz anderes war und die Berlinale so jedesmal wieder spannend macht. Mein persönliches Highlight war dann der Dokumentarfilm The Act of Killing. Dieser hat mich am meisten überrascht und lange Zeit danach noch zutiefst bewegt. Ein Film der wohl lange Zeit im Gedächtnis bleiben wird.
Jedenfalls hat sich der diesjähriger Besuch der Berlinale wieder gelohnt. Ein Wiedersehen ist also fast schon vorprogrammiert und wird vielleicht schon früher folgen als gedacht.


Berlinale 2013: Von Indien über Indonesien in eine verkehrte Welt

The Act of Killing

So langsam ist es eine Tradition geworden jeweils auch einen indischen Film zu schauen. Dieses Jahr habe ich mir dazu Kai Po Che von Abhishek Kapoor aus der Reihe Panorama auserkoren. Die Inhaltsangabe sprach vom neuen Bollywood. Vor zwei Jahren fand ich ja schon Road, Movie von Dev Benegal erfrischend anders und Kai Po Che tritt zumindest teilweise in diese Fußstapfen. Modern versucht der Film auf alle Fälle zu sein, allerdings wirken die Stilmittel dazu für westliche Verhältnisse arg abgegriffen und es gibt in dem Bereich zumindest nicht Neues zu sehen. Ansonsten bietet die Story viel Abwechslung und die 130 Minuten Laufzeit vergehen recht schnell. Störend ist zu Beginn der aufdringliche Kitsch, also doch noch das alte, klassische Bollywood. Aber wenn man sich erstmal drauf eingelassen hat kann Kai Po Che am Ende nochmal richtig auftrumpfen. Guter Film, solide Kost aber nicht herausragend.

Weiter geht es ganz im Zeichen der Panorama Reihe, erneut mit einer Dokumentation. Viel Positives habe ich schon im Vorfeld über The Act of Killing von Joshua Oppenheimer gelesen, aber dies muss ja nichts heißen. – hier allerdings schon. Von der ersten bis zur letzten Minute schaut man wie bei einem Unfall auf die Leinwand und trotz der entsetzlichen Bilder mag man nicht wegschauen. Es tut weh 120 Minuten über die traurige und schockierende jüngere Geschichte Indonesiens zu erfahren. Recht frei berichten Täter von dem Genozid in der Militärdiktatur nach 1965. Ganz nah ist Joshua Oppenheimer dabei an den Menschen und macht so die Geschichten noch fühlbarer und beängstigend realistisch. Am Ende verlässt man fassungslos den Kinosaal, ist aber gleichzeitig dankbar dafür, ein wenig die Augen geöffnet bekommen zu haben. Und eines macht The Act of Killing ganz eindeutig klar, die Zustände in Indonesien zu ändern wird ein langer, sehr langer Weg.

Nachdem ich mich vom letzten Film einigermaßen erholt hatte, ging es weiter mit dem neuen Film von Shane Carruth, Upstream Color. Recht unkonventionell erzählt Carruth eine verstörende Geschichte. Untermalt von nicht weniger verstörenden Bildern und einem unter die Haut gehenden Score. Upstream Color verlangt alle Sinne beim Zuschauer ab und verlässt sich größtenteils auf dessen Intuition und weniger auf verbale Kommunikation, um seine Geschichte zu erzählen. Dieser sehr ungewöhnliche Weg macht den Film zwar schwer konsumierbar ist aber dadurch auch etwas ganz Besonderes. Ich denke hier tut eine Zweitsichtung unbedingt Not.
Ich glaube, heute habe ich mein Highlight der diesjährigen Berlinale mit der Dokumentation The Act of Killing gesehen. Ganz starker Film von dem man in Zukunft sicher noch häufiger hören wird.


Berlinale 2013: Regime, Drogen, Liebe

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Heute musste ich mich schon fast quälen um aufzustehen. War die Nacht doch viel zu kurz um ausgeruht den Tag zu starten. Aber was soll’s, immerhin erwartete mich der Wettbewerbsbeitrag von Jafar Panahi und Kamoziya Partovi. Pardé – Closed Curtain ist eine sehr bewegende Studio über die Zustände im Iran, die Panahis Arbeit und damit auch sein Leben im Iran beeinträchtigen. Im Zwiegespräch mit sich selbst sieht man einen sehr persönlichen Film von einem Mann der gebrochen scheint aber immer wieder einen Ausweg findet. Mit den beschränkten Mitteln, die Panahi zur Verfügung stehen, schafft er es der Welt einen sehr emotionalen Film zu zeigen, Chapeau.

Die erste Dokumentation dieser Berlinale für mich und mit Narco Cultura geht es auch gleich richtig zur Sache. Seit Jahren tobt in Mexiko ein Drogenkrieg dessen Exzesse besonders stark in der Grenzstadt Juaréz zu spüren sind. Mit ziemlich schonungslosen Bildern zeigt Regisseur Shaul Schwarz die Arbeit der Kriminologen, die in ständiger Angst vor Racheakten der Drogenkartelle leben. Besonders pervers wird der Konflikt, wenn Bilder von in Amerika lebenden Musikern gezeigt werden, die in sogenannten Corridos die Ereignisse des Drogenkrieges schildern und gleichzeitig noch glorifizieren. Damit entsteht bei den jungen Menschen in den USA aber auch in Mexiko ein recht zweifelhaftes Bild von Idolen und Heldentum. Seine Schwächen hat Narco Cultura aber ganz klar bei der Verwendung der Bilder, die zu gewaltverherrlichend wirken. Zudem ist die Darstellung des Drogenkrieges etwas zu einseitig. Bis auf wenige Momente wird einzig die Sichtweise der Kriminologen und der Musiker gezeigt. Opfer, Täter und Behörden kommen viel zu wenig zu Wort. Damit verspielt Narco Cultura eine sehr gute Dokumentation zu werden ist aber gerade wegen des brisanten Themas dennoch sehenswert.

Nachdem ich auch nach einer guten Stunde Warten an der Abendkasse keine Karte mehr für Steven Soderberghs Side Effects ergattern konnte, muss der Film wohl auf seine Videoauswertung warten. Im Anschluss folgte dann der für heute letzte Film für mich, The Best Offer von Giuseppe Tornatore. Große Namen finden sich in den Credits. Neben Hauptdarsteller Geoffrey Rush ist Donald Sutherland zu sehen und den Score hat Altmeister Ennio Morricone beigesteuert. Damit konnte ansich nicht viel schief gehen. Und so ist The Best Offer ein sehr fein ausgearbeitetes Drama, das mit Witz und Charme zu unterhalten weiß. In schönen Bildern und mit exzellenter Musik nimmt der Film bis zum großen Finale stetig an Fahrt auf. Leider ist die Überraschung am Ende keine wirkliche, zu absehbar ist das Ganze. Zudem verliert The Best Offer zum Ende hin an Fluss, der den Film vorher sehr gut getragen hatte. Es bleibt ein sehenswerter Film mit einer schrägen Liebesgeschichte, der nicht zuletzt von der tollen Darstellung Geoffrey Rushs lebt.
Ein guter Berlinale Tag geht zuende. Anstrengend aber sehr abwechslungsreich. Jetzt bin ich mittendrin in der Berlinale und freue mich auf den morgigen Tag.


Berlinale 2013: Hitchcock meets 3D

"Dial M for Murder"

Ausschlafen kam leider erstmal nicht in Frage, da ich für den letzten Berlinale Tag noch einige Karten brauchte. Danach ging es aber so langsam los. Der erste Programmpunkt war im Delphi Filmpalast. Nach einer unerträglichen halben Stunde Wartezeit vor dem Kino ging es wenige Minuten vor Filmbeginn endlich rein. Keine Ahnung woran das lag, aber besonders glücklich ist dies nicht gelaufen. Aber nun zum eigentlichen, A Single Shot von David M. Rosenthal. Große Namen wie Sam Rockwell, William H. Macy und Jeffrey Wright haben mir schon beim Querlesen der Inhaltsangabe Lust gemacht. Und stark hat der Film auch begonnen. Ein spannender Thriller im Film Noir Stil. Rockwell fand ich ein seiner einsamen Darstellung in Moon schon grandios und auch hier konnte er mehr als überzeugen. Unterstrichen wurde das Ganze durch den restlichen Cast, die eindringlichen Naturbilder und den teilweise zwar etwas aufdringlichen aber dennoch überzeugenden Score. Geschwächelt hat A Single Shot etwas bei der Story. Die Romanvorlage kenne ich nicht und kann also auch nicht nachvollziehen, wie detailgetreu hier das Drehbuch umgesetzt wurde. Inhaltlich war aber der Showdown extrem spannend und mitreißend. Beim Ende hingegen fand ich die Figur von Sam Rockwell nicht überzeugend. So bekam das Bild eines bis dahin sehr soliden Thrillers einige kleine Risse. Schade, sind die restlichen 95% des Films wirklich empfehlens- und sehenswert.

Hatte ich gestern bereits mit Some Like It Hot einen ersten Klassiker gesehen, ging es heute mit Alfred Hitchcocks Dial M for Murder weiter. Dieser wurde das erste Mal in Europa in der restaurierten 3D-Fassung gezeigt. Und was soll ich sagen, für das Alter Respekt an die Restauratoren, die hier ganze Arbeit geleistet haben. Zwar gab es an einigen Stellen störende Bildfehler, aber im Großen und Ganzen sah das alles sehr gut aus. Technisch gab es also nicht auszusetzen. Inhaltlich war der Film ein positive Überraschung. Der Name Hitchcock spricht ja für sich, aber Dial M for Murder, den ich zuvor noch nicht gesehen hatte, war ein Krimi erster Güte. Spannend, witzig und voller interessanter Wendungen. Einzig das Ende kam mir etwas gestreckt vor, aber ansonsten wurde ich bestens unterhalten. Was ich dem Film noch zu Gute halten möchte ist sein sehr schöner und intelligenter Einsatz der 3D-Technik. Mal davon abgesehen, dass der Film aus dem Jahre 1954 stammt und somit schon weit vor Avatar zeigte was mit 3D machbar ist, hat Hitchcock hier auf albernd übertriebenes 3D verzichtet und es bei der reinen Abbildung der örtlichen Szenen belassen. So wirkt die 3D-Dastellung sehr natürlich und nicht aufdringlich und unterstützt das bereit hervorragende Szenenbild dezent aber durchaus effektiv.

Weiter ging es mit der Retrospektive des Japaners Keisuke Kinoshita. Retrospektiven empfinde ich immer als eine sehr schöne Gelegenheit Filme kennenzulernen, die einem sonst wahrscheinlich verborgen geblieben wären. So erging es mir dann auch mit Shito no densetsu – A Legend or Was It? Am Ende des zweiten Weltkriegs im ländlichen Japan spitzt sich eine Konflikt zwischen Dorfbewohnern und Bauern bis zur Eskalation immer weiter zu. Diese wird in äußerst eindringlichen Bildern geschildert und macht den Film zu einem sehr intensiven Erlebnis. Die Musik mit ihrem nervenzerreißenden Klang tut ihr Übriges. Womit ich aber überhaupt nicht klar kam, war die Art des Schauspiels. Diese ist mir mit ihrer sehr übertriebenen Mimik und Gestik zu fremd und baut eher eine Trennung als eine Verbindung zu den Figuren auf. Dennoch bleibt ein emotionales Stück japanischen Films mit Bildern und Tönen die sicher noch eine Zeit lang im Gedächtnis bleiben.
Damit fand der heutige Tag auch seinen Abschluss und mit gemischten Gefühlen habe ich mich ins Bett verabschiedet. Morgen folgt ein weiterer langer Kinotag und ich werde noch versuchen Karten für Soderberghs Side Effects zu ergattern.


Berlinale 2013: Scorsese, Delpy, Monroe, was für ein Auftakt

Berlinale_2013

Presentation of European Shooting Stars 2013

Nach einem Jahr Pause bin ich nun wieder zurück in Berlin, genauer gesagt zur Berlinale. Bis auf einen Film konnte ich mein Wunschprogramm im Internet vorbestellen und bin erneut gespannt auf das was da kommen möge.
Den Auftakt machte eine Veranstaltung zur Retrospektive von Martin Scorsese in der Deutschen Kinemathek. Dort fanden sich Christian Petzold und Stefan Will zu einer munteren Diskussion über Musik im Film und dessen Verwendung und Bedeutung ein. Bezug wurde dabei nicht nur auf Scorseses sondern auch auf Petzolds Filme genommen. Sehr interessant und ein schöner Einstieg für mich in die diesjährige Berlinale.

Weiter ging es dann im Berlinale Palast mit einem kleinen aber feinen Highlight. Die letzten Tage habe ich mir die beiden ersten Teile von Richard Linklater, der mittlerweile zur Trilogie herangewachsenen Reihe mit Julie Delpy und Ethan Hawke, angesehen. Und so war ich entsprechend freudig gespannt, was mich nun zur Premiere im dritten Teil erwarten würde. Nachdem ich über den kleinen roten Teppich ins Kino gelangt bin und die beiden Hauptakteure samt Regisseur währenddessen unter Blitzlichtgewitter über den großen Roten Teppich schritten, gab es zunächst die Verleihung der European Shooting Stars 2013. Ich muss gestehen, dass ich von den Jungdarstellern keinen kannte, aber es sah alles sehr vielversprechend aus, was ich da in den kleinen Filmausschnitten gesehen habe. Nach der Verleihungszeremonie ging es dann auch endlich mit dem neuen Film von Linklater los, Before Midnight. Der Beginn war grandios, doch schnell merkte man, dass es in den beiden Hauptcharakteren brodelte. Und im letzten Drittel kam es dann auch zum großen Knall. Und obwohl dies alles wieder einmal sehr gekonnt von Delpy und Hawke in Szene gesetzt wurde, wirkte es diesmal alles etwas zu aufgesetzt. War die Spontanität der ersten beiden Filme noch äußerst interessant und kennzeichnete diese auch, so habe ich genau diese in Before Midnight leider vermisst. Zu konstruiert wirkte die Story und Charaktere. Dennoch blieb am Ende etwas Versöhnliches und ich würde mir zu gerne wünschen, dass in neun Jahren Teil Nummer vier das Licht der Welt erblickt und so diese tolle Reihe fortgesetzt wird.

Den Abschluss des ersten Abends machte ein wahrer Klassiker, Billy Wilders Some Like It Hot. Und hot war auch mein Start in den Film. Da sich das ganze Prozedere mit der Vorführung von Before Midnight ewig hingezogen hatte, musste ich schon meine Beine in die Hand nehmen, um noch den Kinosaal ein paar Straßen weiter in letzter Minute zu erreichen. Aber es hatte noch geklappt und kaum hatte ich wieder Luft ging es auch schon mit dieser wunderbaren Komödie mit Tony Curtis, Jack Lemmon und Marilyn Monroe los. Komischerweise habe ich bisher unbewusst die Filme von Billy Wilder gemieden. Warum weiß ich auch nicht, aber ich werde nach diesem Film wohl mit Nachdruck das filmische Schaffen von Billy Wilder nachholen. Aber zurück zu dieser Komödie. Da gab es nichts auszusetzen. Viele Lacher, ungewöhnlich freizügiges Kino aus einer weniger freizügigen Zeit und drei wunderbare Hauptdarsteller. Einzig die schlechte Bildqualität vermieste etwas den Genuss. Aber wahrscheinlich ist man nach den ganzen hervorragenden Restaurationen wie den Fritz Lang Klassikern etc. einfach zu verwöhnt.
Insgesamt ein guter Start in die Berlinale, wenn auch die große Überraschung erstmal ausblieb. Aber es folgen ja noch ein paar Tage im kalten aber diesmal zum Glück nicht spiegelglatten Berlin.


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