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Christoph Schlingensief ist tot
Eine Nachricht, die ich gar nicht gerne lese. Im Alter von nur 49 Jahren ist Schlingensief nun doch seinem Krebsleiden erlegen. Damit hat ein ganz ganz Großer die Bühne des Lebens verlassen. R.I.P.
Berlinale – Schöner Abschluss mit Christoph Schlingensief
Der dritte und letzte Tag der diesjährigen Berlinale für mich. Begonnen hat dieser mit dem wunderschönen “Alamar” von Pedro González-Rubio. Wie schon in Yuznas “Open” waren hier Laiendarsteller die Hauptakteure. Allerdings war ein Großteil der knapp 70 Minuten mehr Dokumentation als Film. Und so wirkte Alamar von Anfang an ganz und gar authentisch. Etwas Negatives fiel mir bei der Vorstellungen allerdings auch auf. Dies betraf aber nicht den Film direkt sondern den anwesenden Synchronsprecher. Da der Film in der Kategorie Generation Kplus lief und so jede Menge kleine Kinder im Publikum saßen, war eine Live Synchronisation sicherlich schön für die Kinder, störte mich allerdings. Zumal auch hier Untertitel eingeblendet waren, wie schon im letzten Jahr beim Internationalen Trickfilmfestival in Stuttgart. Und just der gleiche Sprecher war dieses Mal auch in Berlin anwesend. So klein kann die Welt sein, erstaunlich.
Um die Zeit bis zum nächsten Film zu überbrücken, schaute in der Deutschen Kinemathek vorbei, wo gerade die Sonderausstellung “The Complete Metropolis” zu besuchen war. Hier fanden sich sehr viele Setphotos, Designskizzen, Requisiten und technisches Equipment aus der damaligen Produktion in den Babelsberger Filmstudios wieder. Dabei wurde nochmal so richtig der Aufwand dieser Filmproduktion sichtbar. Zu schade, dass damals die Kameratechnik noch nicht so fortgeschritten war. So gingen viele Details aus dem Setbau in der vergleichbar schlechten Qualität des Filmmaterials unter. Im einem Hinterzimmer lief noch eine Dokumentation, die wohl auch im Fernsehen auf arte lief und ich hoffentlich auch aufgenommen zu Hause vorfinde.
Programmpunkt Nummer 3 war dann die von mir sehnlichst erwartete Vorführung des Films “L´Inferno”, der von Christoph Schlingensief gezeigt und kommentiert werden sollte. Da ich überhaupt nicht wusste, was mich da erwarten würde, und bei Christoph Schlingensief weiß man das ja sowieso nie so genau, war ich besonders auf das Kommende gespannt. Leider begann die Vorstellungen mit knapp 40 Minuten Verspätung, was sich noch rächen sollte, dazu aber später mehr. Es folgten erstmal sehr bewegende 90 Minuten, in denen Christoph Schlingensief sich nicht nur zum Stummfilm äußerte, der wohl sowieso nur Mittel zum Zweck war, sondern auch sehr persönliche Erlebnisse aus jüngster Vergangenheit, die seine Krebserkrankung betrafen, schilderte und diese ihn zutiefst bewegten. Dabei wirkte nicht nur die Montage des Stummfilms mit anderer, von Christoph ausgewählter, Musik, Filmausschnitten aus Apocalypse Now, der Exorzist oder auch die Lustige Welt der Tiere zum großen Teil improvisiert, sondern auch die Kommentare und Meinungen von Christoph. Ein mehr als würdiger Abschluss der Berlinale. Den letzten, ansich geplanten und schon mit einem Ticket bezahlten, Film “Red Hill” konnte ich leider nicht mehr sehen, da ja wie erwähnt die vorherige Vorstellung 40 Minuten später als geplant begonnen hatte und somit auch das Ende dementsprechend nach hinten rutschte. Mit einer guten Viertelstunde Verspätung stand ich dann am Zoo Palast vor verschlossenen Türen und wurde auch nicht rein gelassen.So musste ich unverrichteter Dinge abziehen und die Berlinale vorzeitig beenden.
Insgesamt hat sich auch dieses Jahr der Ausflug auf die Berlinale gelohnt. Mal abgesehen von der bescheidenen Unterkunft und dem verpassten Film am letzten Tag, erfüllte ein Großteil der gesehen Filme meine Erwartungen oder übertraf diese.
Berlinale – Ausflug in den Yemen, nach Indien und die USA
Nach einem ausgedehnten Frühstück steht der erste Termin im Delphi mit der Dokumentation “The Oath” an. Gerappelt voll konnte ich im oberen Rang noch einen guten Platz ergattern und dann ging es auch schon los. Knappe 90 Minuten später hatte man einen unerwartet detaillierten Bericht über Guantanamo auf Kuba und einem Ex-Bodyguard von Osama Bin Laden erhalten. Eine sehr gelungene Dokumentation, einer engagierten amerikanischen Filmemacherin.
Es folgte “Road, Movie” ein indischer Beitrag. Trotz einer sehr schönen Geschichte und tollen Bildern, vermochte mich der Film aus mehrerlei Gründen nicht ganz mitzureißen. Zwischenzeitlich war der Film für mich zu ziellos. Mir schien, als wolle man die schönen der Landschaftsbilder – die unbestritten wirklich wunderbar waren – ihrer Selbstwillen im Film unterbringen ohne dabei wirklich die Geschichte voran zu treiben. Ein weiteres Manko waren die teils unzureichend gezeichneten Charaktere. Eventuell hätte hier geholfen, den Film auf die sonst übliche Bollywood-Länge mit mehr als zwei Stunden Laufzeit zu strecken. Und dann waren du noch die schnellen Wechsel von Ernsthaftigkeit und Komödie. Besonders störend empfand ich dies bei der Szene in der Polizeistation. In der einen Sekunden ein halb tot geprügeltes Verhörungsopfer und in der darauf folgenden Sekunde wechselt die Stimmung ins Komödiantische. Solche Szenen gab es mehrere und mich erschließt bis jetzt nicht deren Sinn. Was mich aber am meisten störte, war der Schluss des Films. Die Aussage wie “Schuster bleiben bei deinen Leisten” läuft der kompletten Handlung des Film zu wider. Offenbarte doch gerade das Ausbrechen aus den verfestigten Lebensstrukturen zwar teils gefährliche aber dennoch positiven Abenteuer. So bleibt trotz einiger wirklich bezaubernden Momenten ein fahler Beigeschmack.
Mit fortschreitendem Abend wurden nun auch die Filme ernster. Im Kino International lief “Howl” von Rob Epstein und Jeffrey Friedman. Darin wurde nicht nur das Gedicht Howl präsentiert, sondern dieses auch mit Zeichnungen und Animationen illustriert und zudem noch der in den 50er Jahren geführte Prozess gegen den Verleger des Gedichts protokolliert. Dies und die ausgezeichnete Darstellung des Dichters Allen Ginsberg durch James Franco machte den Film zu einem unvergesslichen, mitreißenden und ergreifenden Erlebnis.
Zum Abschluss des Abends folgten zunächst zwei Kurzfilme von James Franco, der mittlerweile nicht mehr nur vor der Kamera zu finden ist. “Herbert White” war merkwürdig, ohne dabei jetzt weiter ausholen zu können. Unfertig wirkte das Ganze. Einen etwas besseren aber nicht viel klareren Eindruck machte “The Feast Of Stephen”. Beide Filme würden von mir jetzt allerdings keine ausdrückliche Empfehlung bekommen. Im Anschluss lief “Open” von Jake Yuzna – wohl ein Neffe des bekannteren Horrorregisseurs Brian Yuzna. Hierbei traten Laiendarsteller auf, die eine gehörige Portion Authentizität mit ins Spiel brachten. Denn hier ging es um die Weiterentwicklung der menschlichen Sexualität. Ein sehr interessanter, wenn auch bizarrer Blick in die Welt von Transexualismus und Pandrogynie.
Berlinale – Auftakt mit Michael Haneke und Fritz Lang
Die Anreise mit der Bahn hat ausnahmsweise gut geklappt, so dass ich pünktlich zur Mittagszeit in Berlin war. Der erste Gang war direkt an die Kinokasse vom Cinemaxx, in dem am Nachmittag “David Wants To Fly” laufen sollte und ich im Vorkauf keine Karten für diesen Film ergattert hatte. Doch leider war nichts mehr zu haben und so startete ich meine Alternativprogramm. Da in den Kinos noch “Das weiße Band” von Michael Haneke lief, war nach dem Einchecken in meine Unterkunft, stand der Gang in die Hakeschen Höfe an. 140 sehr interessante Minuten Schwarz-Weiß-Films später – dem ich im übrigen noch öfter bei der Berlinale begegnen sollte – stand für mich fest, dass ein Haneke auch mit fortschreitendem Alter nicht erträglicher wird. Aber das find ich gut so, denn schlecht sind seine Filme keineswegs.
Nach einem indischen Abendessen folgte dann das erste Highlight des Wochenendes, die Wiederaufführung der fast kompletten Fassung von Metropolis aus dem Jahre 1927. Die 2001er Version kannte ich schon. Aber hier sollten nun knapp 30 Minuten Material aus einer in Argentinien gefundenen Filmkopie wieder dem Publikum präsentiert werden. Dazu spielte live das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin im Friedrichstadtpalast. Trotz dieser hervorragenden Aufführungen trübten einige Sachen den Abend. Zum einen hatte ich einen sehr suboptimalen Sitzplatz. Viel zu weit am Rand, mit Fußraum, der dem der Economy Class in einer Boing 747 glich und einer Polsterung die keine war. Recht unbequem sitzend war zudem auch der Saal nicht komplett abgedunkelt. Ob dies jetzt für das Orchester oder für die Fernsehübertragung unbedingt nötig war weiß ich nicht, aber es störte zumindest. Der Film selber war dann allerdings Spitzenklasse. Das Bild wirkte von der 2001er Fassung sehr sauber und völlig anders als auf der Mattscheibe. Negativ hingegen waren dagegen die aktuell restaurierten Sequenzen aus der argentinischen Kopie. Sie wirkten zumindest optisch sehr störend, brachten auf der anderen Seite aber so einiges in Inhalt wieder auf die Leinwand. Da meine HD-Aufnahme hoffentlich geglückt ist, weide ich mir die Fassung aber nochmal in den eigenen vier Wänden anschauen. Was aber wirklich einmalig bei dieser Aufführung – um jetzt auch mal was Positives zu erzählen – das war die Livebegleitung des Orchesters. Es wurde wieder die ursprüngliche Begleitmusik aus dem Jahre 1927 verwendet. Und dann wenige Meter vor einem tollen Orchester zu sitzen macht einfach Spaß und ist durch nichts anderes zu ersetzen. Schon allein das war den Besuch im Friedrichstadtpalast wert. Danach fuhr ich todmüde in meine Domizil zurück, denn morgen sollte es mit vier Vorstellungen ein langer Kinotag werden.
Internationales Trickfilmfestival Stuttgart 2009 – Fazit
6 Tage Stuttgart, 5 Kinosäle, über 150 Filme. Fast immer schönes Wetter, viele neue Eindrücke, interessante Menschen und um Einiges reicher an Erfahrung auf vielerlei Ebenen. Teils auch recht stressig, mit Schlafentzug, Überdruss von Fastfood, schmerzendem Nacken und viereckig werdenden Augen. Dafür hatte ab dem ersten Tage an die Organisation des Festivals sehr gut geklappt. Bis auf einige Ausnahmen lief alles wie am Schnürchen. Beste Plätze waren so gut wie immer sicher, die Projektionstechnik in den Kinosälen ausgezeichnet und die Sitzgelegenheiten bequem genug, um darin 10 Stunden pro Tag auszuhalten. Mit über 500 Filmen musste auch ein Mammutprogramm gemeistert werden.
Apropos Programm, dieses war angenehm abwechslungsreich. Filme aus allen Himmelsrichtungen und Sparten wurden gezeigt, Verantwortliche aus großen Filmstudios und von Medienhochschulen hielten Vorträge und auch eine überaus interessante Retrospektive gab es zu sehen. Daneben dann natürlich auch zahlreiche Rahmenprogramme, wie die Panorama Reihe oder In Persona mit bekannten Gesichtern aus der Animationswelt. Leider war viel zu wenig Zeit, um wirklich alles zu sehen. So mussten einige Vorstellungen aus dem eigenen Zeitplan gestrichen werden. Aber das Programmheft liegt noch in Reichweite und wird bei Gelegenheit nach möglichen verpassten Filmperlen durchforstet.
Komme ich dann auch gleich zu meinen Favoriten des 16. Stuttgarter Trickfilmfestivals 2009. Falls verfügbar auch mit einem Link zu verfügbaren Videostreams.
AniMovie
Mary & Max – Trailer – Official Site
Idiots & Angels – Trailer – Official Site
International Competition
Muto – Vimeo
Mei Ling – IMDb
KJFG No.5 – YouTube
Mister Cok – Official Site
Skhizein – Vimeo – Official Site
Varmints – Trailer – Official Site
No Place Like Home – Trailer
La maison en petits cubes – IMEEM – Official Site
The Royal Nightmare – YouTube
TV Dinner – YouTube
Dix – BEAM.TV – Info
Kudan – Trailer – Official Site
Panorama
L’Homme est seul oiseau qui porte sa cage – Official Site
El Empleo – Youtube – IMDb
Young Animation
Il Naturalista – QOOB – Official Site
Sonstige
Hans Fischerkoesen – Philips – Schall und Rauch – Der Schneemann
Keiichi Tanaami – YouTube
PS: Das ITFS – ein schöner Veranstaltungsort, mit vielseitigem Programm, ohne große Wege zwischen den Spielstätten, ausreichend Möglichkeiten zur Nahrungsaufnahme, einem freundlichen Festivalteam und der entspannenden Umgebung im Schlosspark, die bei schönem Wetter zum Dahindösen einlädt. Sollte sich die Möglichkeit eines Besuchs im nächsten Jahr ergeben, werde ich wieder dabei sein. Auf die nächsten sechs Tage Stuttgart, Kino, Filme.
Internationales Trickfilmfestival Stuttgart 2009 – Tag 6
AniMovie – Coraline
Die erste Vorstellung am gestrigen Samstag war so voll, dass keine Plätze mehr zu bekommen waren. Am heutigen Abend war es immer noch sehr voll, doch konnte ich mir einen guten Platz im kleinen Metropol Kinosaal für das letzte Screening sichern. Mit viel Erwartungen ging ich in den Film. Gefiel mir doch Nightmare Before Christmas außerordentlich und auch die kleine Promo, am Donnerstag, des Produktionsstudios Laika, machte einem schon irgendwie den Mund wässrig. Es hieß also Brillen aufsetzen, zurücklehnen und genießen.
Schon das Intro zielte voll auf den 3D-Effekt ab. Aber schon hier wirkte als teils unnatürlich. Zuviel 3D tut halt auch nicht gut. Im weiteren Verlauf legte es sich zwar über weite Strecken, aber hier und da gab es doch Szenen die durch viel zu übertriebene 3D-Effekthascherei negativ auffielen. Dafür waren die Puppen, Kleider, Requisiten und überhaupt die ganze Szenerie sehr schön und äußerst detailliert dargestellt. So große und fein ausgearbeitete Closeups hatte ich zuvor bei einer Stop-Motion-Animation nicht gesehen. Da merkt man schon den enormen Aufwand bei der Produktion.
Doch wie es oft so ist, wird beim Visuellen besonders dick aufgetragen, leidet die Geschichte darunter. Und auch hier war es nicht anders. Geblendet von den, ohne Zweifel, optisch beeindruckenden Bildern, konnte die Handlung trotz allem nicht fesseln. Obwohl gerade zu Beginn viel auf den Charakter der Coraline eingegangen wurde, wird er einem nicht zuteil. Relativ nüchtern verfolgt man ihr Treiben in den beiden Welten. Doch selbst das Grand Finale wirkt kühl, ohne große Spannung oder einen besonders interessanten Twist.
Ob man Coraline unbedingt in 3D sehen sollte? Ja, denn ohne wäre es wohl noch langweiliger. So kann man sich im 3D-Bilderrausch verlieren und wenigstens so dem Film noch eine gute Seite abgewinnen. Ich kann den Hype um Coraline zumindest nicht verstehen und hoffe, dass Henry Selick in Zukunft wieder bessere Filme präsentiert.
PS: Die Macken der 3D-Technik. Bei schnellen Bewegungen neigt das Bild zum Flimmern, und aufgrund der Polarisationsgläser ist das Bild einen Hauch zu dunkel.
International Competition 2
Bei der Aufführung ja im Kino verpasst und nun endlich im Video Market nachgeholt. Leider hatten sie die Best of Animation nicht da, werde ich mal schauen, inwiefern die Animationsfilme im Netz verfügbar sind.
Monsieur Cok: Geniale Animationen mit außergewöhnlichem Stil und spannender Story.
The Control Master: Im Comicstil gehaltenes Superheldenabenteuer. Nur durchschnittlich interessante Geschichte.
Maria durch ein Dornwald ging: Recht düster und schon irgendwo ein Hingucker. Aber besonders gefallen hat mir die Musik von „Arbeit“. Da muss ich mal hinterher recherchieren.
International Competition 5
Wallace and Grommit – A Matter of Loaf and Death: Nur eine durchschnittlich gute Folge. Allerdings hatte die Folge ihre Momente.
Morana: verschlafen – Kurzrezension folgt.
Never drive a car when you´re dead: Toller Stil mit schrägen Charakteren und makaberer Story. Auch die Musik passte sehr gut ins Gesamtkonzept.
The Royal Nightmare: Komplett ohne Musik und Sprache kommt diese Flash-Animation daher. Super witzig.
Rabbit Punch: Schon das zweite Mal gesehen und noch immer mag ich dem Film nichts abgewinnen.
TV Dinner: Irgendwo her kenne ich die Katze, ich weiß nur nicht woher. Aber lustig wars auf alle Fälle. Viel und laut gelacht.
Dix: Visuell einfach nur wow. So ästhetisch habe ich einen menschlichen Körper sich noch nicht zerteilen sehen. Ein absoluter Hingucker.
Kudan: Fantastischer Debütfilm vom Japaner Taku Kimura. Sowohl technisch als inhaltlich sehr schön.
Farewell: Wirkte irgendwie befremdlich und bizarr. Muss ich mir nochmal anschauen.
In Persona – Keiichi Tanaami
Am letzten Tag des Festivals gab es noch eine Vorstellung aus der Reihe In Persona. Diesmal ein weiteres Mal mit dem Experimentaltrickfilmmacher Keiiche Tanaami, der nun schon seit über 50 Jahren ununterbrochen Trickfilme produziert. Einen kleinen Überblick gaben die Werke der letzten acht Jahre, welche heute gezeigt wurden. Darunter auch sein neuester Film Shunga, der gerade einmal zwei Wochen alt ist und in Stuttgart seine Welturaufführung feierte.
Die Trickfilme sind alle handgezeichnet und auf klassische Art animiert, ohne Einsatz von heute fast üblicher Computertechnik. Vielleicht liegt gerade darin die besonders intensive Wirkung der Bilder. Teils psychedelisch scheinen diese, mit oft wiederkehrenden Formen und Figuren, die, so erklärt Tanaami, wiederholt in seinen Träumen auftauchen. Die Musik unterstreicht die Bilder und verleiht den Filmen letztlich ihre Magie, der man sich nicht zu entziehen vermag.
Internationales Trickfilmfestival Stuttgart 2009 – Tag 5
Prosit – 100 Jahre deutscher Animationsfilm
Die anderen Vorstellungen wegen Zeitmangels leider nicht sehen können, bei der heutigen, knapp 2 ½ Stunden langen, aber anwesend gewesen. Gezeigt wurden Werbefilme, vorzugsweise aus 1920-40ern. Besonders hervorgetan haben sich die Filme von Hans Fischerkoesen. Einige Spots hatte ich im Vorfeld schon mal von ihm begutachten können, diesmal gab es aber noch einige ganz seltene Stücke oben drauf. Mal abgesehen von der Länge der Spots und den, aus heutiger Sicht, witzigen Botschaften, übermittelt mit der Holzhammermethode, waren die Spots für diese Zeit technisch sehr gut umgesetzt. Schöne Musik mit einprägsamen Bildern, also genau wie heute auch. Am Ende dann noch eine Auswahl aus Trickvideos von Musikbands. Insgesamt eine sehr informative Veranstaltung. Muss man doch tief graben, um gerade die ganz alten Werbefilme zu Gesicht zu bekommen.
ps: Aufgrund einer Planänderung zuerst in der Vorstellung von Mia et le Migou gesessen. Da ich aber eigentlich die Prosit Veranstaltung besuchen wollte, habe ich nach einigen Minuten den Saal verlassen. Aber was ich bis dahin gesehen hatte, sah zumindest optisch sehr schön aus. Den Film werde ich wohl weiter im Auge behalten.
International Competition 4
Varmints: Wunderschön. Und dann noch mit der Musik von Jóhann Jóhannsson. Ein Traum.
Birth: So bekommt man wohl keine Lust aufs Kinderkriegen. Es ist eben keine einfach Sache, die Geburt.
No Place Like Home: Wohl der morbides Streifen des Festivals. Ziemlich intensive Bilder und die entsprechend passende Musik von Rosto. Auch die Mischung aus Live-Action und 3D- Animation war sehr stimmig.
Der Eisenturm: Was beim Vorgänger noch gut funktionierte, stört hier ein wenig die Stimmung. Die Zeichnungen der Figuren und die 3D-Umgebung passen nicht wirklich gut zusammen. Dafür ist Geschichte fesselnd, aber auch irgendwie typisch deutsch.
Baader-Meinhof-Komplett: Hätte viel bissiger sein müssen. Da wurde mit Samthandschuhen gearbeitet. Ansonsten besser animiert als der extra3 Beitrag Bankenkrise vom selben Macher.
La maison en petits cubes: Wunderbar berührendes Stück Zeichenkunst. Zurecht Oscar-prämiert.
Lili: Sehr seltsamer Film. Wirklich sehr seltsam. Wer Ratten nicht sehen kann, muss sowieso einen Umweg um den Film machen. Ansonsten lohnt sich ein Blick.
French Roast: Der komödiantische Höhepunkt bei dieser Vorstellung. Am besten das Ende, als sich alles in Wohlgefallen auflöst. Wann passiert sowas schonmal in der Wirklichkeit?
In Persona – Stephen Hillenburg
Einfach mal um zu sehen, ob der Typ, aus dessen Feder Spongebob stammt, denn genauso irre ist, wie die Zeichentrickserie. Aber eigentlich ist er ganz normal, zumindest er das bei der Vorstellung. Gezeigt wurde außerdem sein Erstling Worm Holes, der noch aus Studentenzeiten stammt, an dem aber bereits sein späterer Stil bei Spongebob durchklang. Bei den ausgewählten sieben Folgen, darunter auch der Pilot, musste ich des öfteren lachen, so absurd wie manche Szenen dort teilweise waren. Mir ist allerdings noch immer ein Rätsel, dass Spongebob eigentlich als Kinderserie vermarktet wird, ob das der Entwicklung der Kinder gut tut?