Beiträge mit dem Tag ‘Animation’
ITFS 2016 – Musik, Werbung und Panorama 3
Nach dem doch sehr bedrückenden Animovie sollte es nun mit etwas Heiterem weitergehen. In der Kategorie Best of Animation wird eine Auswahl an Kurzfilmen präsentiert, die diesmal thematisch dem Musikfilm zuzuordnen sind. Ein wilder Ritt durch die vergangenen Jahre offenbart so die ein oder andere kleine Perle. Besonders herausgestochen sind dabei 31 Ways to say Fuckoff von Emanuele Kabu aus Großbritannien:
der mir bereits bekannte This Thirst von François Vogel aus Frankreich:
und Survivor von Pauline Flory aus Deutschland:
Direkt im Anschluss folgten die Beiträge des Animated Com Award, indem Filmproduktionen aus der Werbebranche gezeigt und prämiert werden. Aufgefallen sind mir folgende Filme.
Loteria de Navidad 2015 / #Justino Loteria – Night Shift von Againstallodds aus Großbritannien:
The Witcher 3: Wild Hunt Launch Cinematic von István Zorkóczy aus Ungarn:
Seed von Christian Tyroller und Manuel C. Merkle aus Deutschland:
und Cineplex – Lily and the Snowman von Dan & Jason, Hyesung Park aus den USA:
Zum Abschluss des Tages folgte der für mich erste, aber im Festival schon dritte Teil der Panorama Reihe, in der aktuelle Kurzfilme der letzten Jahre gezeigt werden.
Volk Vasya / Wolf Vasya
R: Ekaterina Sokolova
Russland 2014
So richtig konnte ich leider keinen Zugang zu dem Film finden, der handwerklich durchaus gut gemacht war. (5/10)
How long, not long
R: Michelle Kranot, Uri Kranot
Dänemark 2015
Tagesaktuelle Fernsehbilder die übermalt sind und sich thematisch mit der Frage auseinandersetzen, inwiefern wir den zusammengehörig sind, in Zeiten voller Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz. Der Film wusste in den knapp sechs Minuten durchaus zu bewegen. (7/10)
Bottle Neck
R: Joanna Priestley
USA 2015
Abstrakte Bildgewalt die in drei Minuten gerade lang genug ist. Bottle Neck ist der finale Film in Priestleys „Eye Liner Trilogie“.(4/10)
Arlene
R: Farouq Suleiman
Großbritannien 2014
Bewegendes Interview mit Arlene Garrison, der vor 10 Jahren ein Gehirntumor entfernt wurde und sie dadurch nun eine völlig veränderte Welt wahrnimmt. Gezeigt werden die gesprochenen Worte durch gezeichnete Bilder. (6/10)
The Hollow Shell Argument
R: Stefan Kraft
Schweiz 2014
Immer wieder fasziniert von der Künstlichen Intelligenz von Computerprogrammen hat mich viel mit diesem Beitrag verbunden. Zwar sehr einfach animiert, dafür aber inhaltlich sehr treffend erzählt. (7/10)
Endgame
R: Phil Mulloy
Großbritannien 2015
Dieser Beitrag hinterfragt die ständige Gewaltsteigerung beim Zeitvertreib mit brutalen Kriegscomputerspielen. Sehr minimalistisch mit Strichfiguren gezeichnet, inhaltlich den Nagel auf den Kopf getroffen. (7/10)
Chez moi / My Home
R: Phuong Mai Nguyen
Frankreich 2014
Wenn ein neuer Mann zwischen die Liebe von Mutter und Sohn tritt beschreibt Phuong Mai Nguyens Kurzfilm. Sehr eindringlich erzählt mit schaurig schön gezeichneten Bildern. (6/10)
Bambustempelstrasse
R: Baoying Bilgeri
Deutschland 2015
Mit wunderbaren Bildern wird ein Blick in die Vergangenheit gewährt, in der im China der Industrialisierung Altes dem Neuen weichen muss und welche Konflikte dadurch zwischen den unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen entstehen. (7/10)
Urbanimatio
R: Urmas Jõemees, Hardi Volmer
Estland 2015
Schnelle Bilderfolge von gleichen Strukturen die die Veränderung einer Stadt dokumentieren. Leider eindeutig zu lang. Weniger wäre hier mehr gewesen. (5/10)
Voltaire
R: Jan Snoekx
Niederlande 2015
Das Beste zum Schluss, könnte ich hier sagen. Mit Voltaire endet der heutige Tag sehr unterhaltsam. Ein Wetterhahn möchte einen hohen Kirchenturm erklimmen, aber vielleicht ist das etwas zuviel für so einen kleinen Wetterhahn. Herrlich schön im Stoptrick-Stil animiert, mit der Verbindung von Realbildern und einer äußerst witzigen Story war ich 12 Minuten lang bestens unterhalten. (8/10)
ITFS 2016 – Studiopräsentation und Animovie 2
Weiter ging es nach einer kurzen Pause mit der Studiopräsention von il Luster, einem niederländischen Studio aus Utrecht. Zu Gast war die Produzentin Chris Mouw. Seit 20 Jahren ist das Studio tätig und es wurden einige Ausschnitte erfolgreicher Produktionen gezeigt. Besonders bemerkenswert der schon ältere Barcode, der einer der ersten abstrakten 3D animierten Filme war.
Nach dem entspannten Vortrag ging es düster weiter mit dem zweiten Animovie.
Psiconautas, los niños olvidados / Psychonauts, the forgotten children
R: Pedro Rivero, Alberto Vázquez
Spanien 2015
Basierend auf dem Comic von Alberto Vázquez erzählt Psychonauts die Geschichte einer Gruppe Jugendlicher, die versuchen von den Folgen einer Naturkatastrophe zu fliehen. Zwar spielen Tiere die Hauptfiguren, dennoch ist der Film äußerst ernst und tragig durch und durch. Erinnern tut mich der Stil zum einen erzählerisch stark an die Geschichten von Hayao Miyazaki und optisch an Tim Burtons The World of Stainboy. So ist es nicht verwunderlich, dass Psychonauts auch gänzlich für älteres Publikum bestimmt ist, was nicht zuletzt auch an den äußerst drastischen Bildern liegt. Trotz der eher schlichten Zeichnungen, ist ein permanentes Unwohlsein in der Magengegend spürbar. Und so sehr man es sich auch wünscht, aber der Film hat kein fröhliches Hollywoodende, dafür aber Substanz und Psychonauts bleibt sicher noch lange im Kopf verwurzelt. (8/10)
ITFS 2016 – Filmmarathon beginnt mit Internationalen Wettbewerb 2
Mit Beginn des dritten Festivaltages steigt nun auch das Pensum der zu sichtenden Filme enorm. Was immer etwas schade ist, ist der Umstand, dass egal wieviel Zeit zur Verfügung steht, es niemals ausreichen wird, alle Filme zu schauen. Aber irgendwo muss ich ja ansetzen und so geschehen beim zweiten Teil des Internationalen Wettbewerbes, der übrigens bedeutend stärker als der erste Teil war.
Café froid / Cold Coffee
R: Stéphanie Lansaque, FranÇois Leroy
Frankreich 2015
Die tragische Geschichte erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens, die nach plötzlichen Tod ihrer Mutter die Geschäfte des Cafés übernehmen muss. Mit sehr radikalen Bildern wird der langsam wachsende Wahnsinn des Mädchens erlebbar. Mit drastischen Mitteln wird eine sehr düstere Stimmung aufgebaut und mit jeder Faser des Körpers wird der Verlust der Mutter fühlbar. Deftige Kost, toll umgesetzt. (7/10)
Some Thing
R: Elena Walf
Deutschland 2015
Witzige Geschichte, schön skurril gezeichnet, die sich um vier Berge dreht und in der eines klar wird. Es zählt nicht immer wieviel man besitzt, sondern was man besitzt. (6/10)
The Valley Below
R: Joel Hofmann
Schweiz 2015
Solide animierter Beitrag. Spannend erzählt und am Ende temporeich mit “bombastischem” Ende. (6/10)
Deadly Drive-in Disaster
R: Arjan Wilschut
Niederlande 2015
Actionreiche Agenten/Alien Komödie ala James Bond mit etwas anderer Rollenverteilung. Die knapp drei Minuten sind von Anfang bis Ende prall gefüllt mit viel Kawoom und toller Animation. Hat Spaß gemacht dem Treiben zu zuschauen. (7/10)
Dernière Porte Au Sud / Last Door South
R: Sacha Feiner
Belgien 2015
Mit unglaublich viel Liebe zum Detail gemachter Stop-Motion-Film. Eine Art Coming of Age Geschichte um einen Jungen und dessen außergewöhnlichen Freund. Sowohl inhaltlich als auch optisch und akustisch hervorragend umgesetzt mit Gänsehautmomenten. (8/10)
Locker X
R: Brian May
Deutschland 2015
Experimentalfilm der optisch zu beeindrucken weiß. Mit treibender Musik und Animationen die zum Stauen einladen. Leider fehlt dem Ganzen noch etwas Inhalt und am Ende ist er etwas zu langatmig. Und so ist nur eine sehr gute Werkschau. (6/10)
Under the Apple Tree
R: Erik van Schaaik
Niederlande 2015
Stilistisch erinnert der Film an die Arbeiten der Shaun das Schaf Macher. Inhaltlich geht es aber viel finsterer zur Sache. Sehr detailreich und rundum gelungen lüftet Under the Apple Tree unteranderem auch das Geheimnis der Zombies. Dieser Kurzfilm macht auf jeden Fall Lust auf einen Langfilm von den Machern. (8/10)
If I Was God…
R: Cordell Barker
Kanada 2015
Ein Blick in ein typisches Klassenzimmer. Hier erlebt ein kleiner Junge wie es wäre Gott zu spielen und was damit alles für Möglichkeiten geboten sind. Schön animiert in klassischem Stoptrick und sehr abwechslungsreich erzählte kleine Geschichte. (7/10)
ITFS 2016 – Young Animation 1
Als Abschluss des heutigen Tages der erste Teil des Young Animation Wettbewerbes. Hier wird eine Auswahl an Studienprojekten junger Regisseure gezeigt. Ein bunter Mix verschiedenster Geschichten, Stile und Menschen.
After the End
R: Sam Southward
Großbritannien 2015
Sehr witzige Endzeitgeschichte die mit skurrilen Charakteren weiß den Zuschauer zu unterhalten. Durchaus erwachsen wirkt der Humor ist aber dennoch albern und grotesk. Ein Spaß diesen beiden letzten Menschen auf der Welt beizuwohnen. (7/10)
Du plomb dans la tête / Lead in the head
R: Aurore Peuffier
Frankreich 2015
Wunderbare Malerei zu einem düsteren Thema. Eine bewegende Geschichte eines Wolfes mit traurigem Ausgang, der teilweise emotional schwer zu folgen ist, dem ernsten Thema aber eine entsprechende Bühne bietet. (6/10)
Fox Tale
R: Doosun Shin
USA 2015
Lustige kleine Geschichte, die einem Märchenbuch entsprungen sein könnte. Putzig animierte Figuren von Fuchs und Hase unterstreichen den lustigen Grundton dieser Parabel. (6/10)
Good boy!
R: Dajeong Song
Südkorea 2015
Außenseitergeschichte in einem Kindergarten, die sicherlich so überall auf der Welt spielen könnte. Das klassische Thema über Ausgrenzung und der Umgang damit. Einfache Zeichnungen, die aber durchaus den Ernst an der Geschichte nicht vergassen lassen. (6/10)
Hail
R: Boram Park
Südkorea 2015
Grafisch und inhaltlich ein sehr interessanter Beitrag. Der karge Schwarzweiß-Look unterstreicht die Monotonie und schafft so die Stimmung perfekt einzufangen. (6/10)
Ham Ham
R: Anna Levinson
Deutschland 2015
Was im Kopf eines kleinen Mädchens vorgeht, dass vor dem Zubettgehen noch vom Hunger geplagt ist, zeigt dieser kleine Film. Fantasiereich und mit einem schlichten Zeichenstil wird diese Geschichte unterhaltsam erzählt. Hat Spaß gemacht. (6/10)
Ujj a rava szon / Finger on the Trigger
R: Péter Kántor
Ungarn 2015
Wunderbar und mit viel Liebe zum Detail gezeichnetes Action-Abenteuer. Nebenbei ein Blick in die Welt gealterter Geheimagenten und dessen unbändigen Drang ihre Mission zu Ende zu bringen. InZukunft gerne mehr davon. (8/10)
My Seashell Memory
R: Yanlai Chen
Großbritannien 2015
Gefühlvoll und mit behutsam gezeichneten Bildern erzählt dieser Film die Beziehung zwischen einem kleinen Mädchen und ihrem verstorbenen Vater. Besonders reizvoll machte den Beitrag der Autobiografische Hintergrund. (6/10)
Her
R: Go-eun Kim
Südkorea 2015
Ein Blick auf eine verquere Liebesbeziehung. Und während der Mann immerwährend auf der Suche nach neuen Beziehungen ist, bleibt die Frau dem Mann erbarmungslos treu. Tragisch mit anzusehen wie das Herz blutet und so blutig ist auch der Zeichenstil gehalten. (7/10)
True Love
R: Marcus Feist
Deutschland 2015
Kurz, kürzer, superkurz. Dieser Beitrag war wirklich kurz, hatte allerdings eine witzige Pointe. Technisch hat mir die Umsetzung allerdings nicht so recht gefallen und vielleicht hätte man aus dem Thema auch eine kleine Reihe machen können. (5/10)
Manoman
R: Simon Cartwright
Großbritannien 2015
Nun gab es was sehr Interessantes zu sehen. Mit sehr bizarr anmutenden Figuren zeigt dieser Stop-Motion-Film die Konfrontation eines kümmerlichen Mannes mit sich selbst. Als Ergebnis tritt, während einer Urschreitherapie, sein primatenhaftes Ich zutage. Danach folgt ein wilder Ritt durch Tag und Nacht mit einem bitterlichen Ende und vielleicht der Einsicht, nicht immer alles in einem ans Tageslicht befördern zu wollen. (8/10)
Witness
R: Alexandre Berge, Christ Ibovy, Hugo Rizzon
Frankreich 2015
Eine düstere Geschichte die ausgezeichnet animiert ist. Spannend erzählt mit einem überraschenden Ende. (6/10)
Preisoep / Leek Soup
R: Jef Staut
Belgien 2015
So richtig konnte ich mit diesem Beitrag nichts anfangen. Etwas Slapstick hier, ein wenig Klamauk da. Aber so richtig herzhaft lachen konnte ich leider nicht. War dann ganz froh, als mit diesem Beitrag der heutige Tag geendet hatte. (5/10)
ITFS 2016 – Eröffnung und Wettbewerb
Ganze vier Jahre hat es gebraucht, bis ich wieder die Zeit gefunden habe, um mich tagelang in dunklen Kinosälen mit dem Trickfilm auseinander zu setzen. Aber nun, im Jahre 2016, ist es soweit. Alles scheint noch vertraut und das ist auch gut so. Ich halte meinen Festivalpass in den Händen und beginne den ersten Tag auch gleich mit der Eröffnungsgala und dem anschließenden ersten Teil des Internationalen Wettbewerbs.
Erlkönig / Erlking
R: Georges Schwizgebel
Schweiz 2015
Eine altbekannte Geschichte vertont und gezeichnet. Mit tragender Musik von Franz Schubert und Franz Liszt und dem starken Zeichenstil von Georges Schwizgebel wird die Geschichte des Erlkönigs nicht neu aber anders erzählt. Jedenfalls eine Erfahrung diese so vertrauten Textzeilen in in Bild und Ton zu sehen. (5/10)
Waves ´98
R: Ely Dagher
Libanon, Katar 2015
In einem Mix aus Realbildern und Animation erzählt Ely Dagher die Ereignisses eines Teeangers nach dem Krieg in Beirut. Dabei funktionieren die Bilder sehr gut mit dem beklemmenden Soundtrack. Diese bedrückende Stimmung, die Auseinandersetzung mit dem Alltag und dem Versuch in ihm wieder Fuß zu fassen lassen einem nicht so ohne Weiters wieder los. (6/10)
Pro Mamu / About a Mother
R: Dina Velikovskaya
Russland 2015
Schöner kleiner Film über das Aufopfern einer Mutter für ihre Söhne. Immer mit einem kleinen Augenzwinkern erzählt und mit ganz einfachen Mitteln gezeichnet. In den sieben Minuten einfach alles inhaltlich sehr gut auf den Punkt gebracht. (6/10)
The Reflection of Power
R: Mihai Grécu
Frankreich 2015
In diesen knapp 10 Minuten bekommt man Einsicht in die Hauptstadt Nordkoreas. Durch den geschickten Einsatz von computergeneriertem Wasser werden diese Bilder allerdings völlig neu interpretiert und bekommen dadurch eine ganz andere Aussagekraft. Faszinierend dem ganzen Treiben zuzuschauen. (7/10)
Kaputt
R: Alexander Lahl, Volker Schlecht
Deutschland 2015
Ein wenig ist dies ja auch noch teil meiner eigenen Vergangenheit und so war es vielleicht besonders berührend von den Geschehnissen im zentralen Frauengefängnis der DDR zu hören. Dabei wurden die teils absurden Haftbedingungen von ehemaligen Gefangenen erzählt und mit einfachen, aber sehr wirksamen Bildern unterstrichen. Dieser Animadok-Film arbeitet ein Stück DDR-Geschichte wirksam und authentisch auf. (8/10)
Confessions
R: Philippe Carron
Frankreich 2015
Noch am Anfang und auch bis kurz vor Ende des Films bleibt es ungewiss, wer da im Off redet. In einer Art Collage wird von einem bewegten Leben mit allerlei Dummheiten erzählt aber auch von unheimlich bereichernden Erfahrungen. Witzig, unterhaltsam aber auch nachdenklich ist dies ein Blick auf eine Persönlichkeit, die so nicht zu erwarten ist. (6/10)
Elu Herman H. Rott‘iga / Life with Herman H. Rott
R: Chintis Lundgren
Estland 2015
Herman ist eine Ratte, die, so wie lebt, glücklich ist. Doch dann tritt eine Maus in Hermans Leben und es verändert sich Alles. Auf amüsante Art und Weise und mit einem schlichten Zeichenstil zeigt Chintis Lundgren das Zusammenleben dieser beiden unterschiedlichen Charaktere. Allerdings scheint dieses entstehende Idyll nicht lange zu halten und zerbricht an den zu festgefahrenen Lebenseinstellungen der beiden. Ein lustiges Kammerspiel mit ernster Aussage. (7/10)
Autos portraits / Carface
R: Claude Cloutier
Kanada 2015
Das Lied Que Sera, Sera von einem 57er Chevrolet Bel Air vorgetragen. Dabei nimmt sich Claude Cloutier dem Thema der heutigen, sorglos Erdöl verbrauchenden, Gesellschaft an und verbindet so ein großes Umweltthema mit dem Charme alter Automobile. Ein bitterböse Satire mit starker Musik und klasse gezeichneten Autos und eine gleichermaßen Ohren- und Augenweide. (7/10)
CAFÉ D’AMOUR – Eine pixilierte slapstick Komödie
R: Benedikt Toniolo
Deutschland 2015
Durchaus eine unterhaltsame Geschichte über ein Café und dessen Liebe zur Liebe der Liebenden. Ein ungewöhnlicher Stop-Motion-Film mit nicht ganz unerwartetem Ende. Dadurch bietet der Film auch wenig Überraschung und kann einzig durch seine herausragende Optik punkten. Dennoch bleibt CAFÉ D’AMOUR irgendwie blass. (5/10)
Fantasy Filmfest 2014 – Get Shorty
Zu jedem guten Festival gehört auch eine Sektion mit Kurzfilmen. Diesmal gab es eine qualitativ gute Auswahl an Beiträgen, die insgesamt gefallen haben.
Een verre reis
R: Kurt Platvoet
Niederlande 2013
Sehr skurrile Bilder mit schönen Einstellungen. Völlig ohne Sprache kommt der Film aus und ist auch so sehr gut verständlich, was nicht zuletzt an den tollen Schauspielern liegt. Etwas verwirrt bin ich noch über den Ausgang der Geschichte. Aber der Weg bis dahin war nett anzuschauen. (6/10)
Flytopia
R: Karni Arieli, Saul Freed
Großbritannien 2012
Eine völlig neue Sicht auf die kleinen Insekten, die einem gern mal um den Kopf herumschwirren und ziemlich nervig sein können. Mit sehr schönen Animationen wird die aber gar nicht so schöne Geschichte erzählt. Und zumindest für eine Person hat das ganze keinen guten Ausgang. Nette kleine Geschichte mit einigem Witz aber wenig zum Nachdenken. (6/10)
Lothar
R: Luca Zuberbuehler
Schweiz 2013
Lothar hätte ein richtig guter Film werden können. Die Geschichte dahinter gefällt und auch die ganze Optik hat einen ganz eigenen Charme. Wäre da nicht Aaron Hitz als Lothar, dem ich die Rolle so gar nicht abgekauft habe. (5/10)
Orbit Ever After
R: Jamie Magnus Stone
Irland/Großbritannien 2013
Eine romantische Geschichte über zwei Verliebte Jugendliche und schier unüberwindbarer Grenzen. Sehr witziges und nachdenklich stimmender Kurzfilm mitten im Weltall. Sympathische Schauspieler und eine schöne Kulisse mit interessanten Ende. Habe ich gern gesehen. (7/10)
Roland
R: Trevor Cornish
Kanada 2013
Sehr bissige Komödie über Missverständnisse und deren Auswirkungen. Dan Beirne weiß gut in der Rolle des Roland zu überzeugen. Auch kleine Anspielungen auf das Horrorgenre werden nicht ausgelassen. Eine spaßige Unterhaltung für Zwischendurch. (7/10)
Sequence
R: Carles Torrens
USA 2013
Mächtig böser Film, der nicht gleich erkennen lässt, worum es sich handelt. Gut gespielt hetzt Joe Hursley als Billy durch den Film mit einem überraschendem Ende. Etwas mehr kürze hätte Sequence allerdings gut getan. (6/10)
The Video Dating Tape of Desmondo Ray, Aged 33 and 3/4
R: Steve Baker
Australien 2013
Manchmal braucht es nicht viel Zeit um eine schöne Geschichte zu erzählen. Steve Baker macht das in unter vier Minuten und trifft zumindest bei mir damit komplett ins Schwarze. Dieser Animationsfilm ist herzergreifend und mit einer wundervollen Botschaft versehen. Einfach mal reinschauen. (8/10)
Fantasy Filmfest 2014 – Angekommen
Nach einem eher durchwachsenen ersten Tag auf dem Fantasy Filmfest fühle ich mich aber wieder angekommen. Es macht Laune die Filme zu schauen und wettertechnisch ist es auch um Längen besser im August draußen die wärmenden Sonnenstrahlen zu genießen, als im Februar auf der Berlinale zu versuchen nicht zu erfrieren oder auf den langen Wegen zwischen den Kinos nicht doch noch auf den letzten Metern genüsslich auf dem eisglatten Boden horizontal vor die Eingangstür zu rutschen. Dies Alles kann einem zumindest hier in nicht passieren.
iNumber Number
R: Donovan Marsh
Südafrika 2013
Es geht in eine Gegend, in der diese Art von Film wohl eher weniger erwartet wird. iNumber Number, ein klassischer Gangsterfilm wie aus einem Tarantinotraum, verlegt ins südafrikanische Soweto. Ein durchaus hollywoodreifer Einstieg in den Film lässt kaum Zeit zum Durchatmen, so schnell ist das Tempo, welches durch rasante und teilweise abgefahrene Wackelkameraeinstellungen unterstützt wird. Der Look und der Score gefallen sehr und die Figuren bieten ein breites Spektrum an unterschiedlichen Charakteren. Hier ist allerdings auch der einzige Makel an iNumber Number zu finden. Viele Figuren bleiben bis zum Ende zu blass und bis auf die beiden Hauptdarsteller, die ihre Sache exzellent machen, ist der Rest leider nur Beiwerk für die Handlung. So wirkt die Szene einer Konfrontation aller Gangster auch eher wie ein Kindergarten und nicht wie ein knallharter Kampf bissiger Bulldoggen.
Dennoch weiß iNumber Number zu gefallen und es ist eine angenehm Abwechslung solche Handlung in eine andere Szenerie zu packen. Ich für meine Teil hatte 96 Minuten lang Spaß und wurde Bestens unterhalten. (7/10)
Coherence
R: James Ward Byrkit
USA 2013
So, gestärkt mit ein wenig Essen und genügend Zeit, um sich das gerade Gesehene nochmal durch den Kopf gehen zu lassen, hier nun ein paar Worte zum zweiten Beitrag des heutigen Tages. Alles beginnt wie ein ganz normaler Abend, Freunde treffen sich, tauschen Neuigkeiten aus, haben Spaß. Getrübt wird das Zusammentreffen durch einen vorbeifliegenden Kometen. Es passieren merkwürdige Dinge und das Unheil nimmt seinen Lauf.
Das Zusammenspiel der einzelnen Darsteller wirkt sehr natürlich und zu großen Teilen auch authentisch. Nicht ganz warm werden kann ich mit der Darstellung der Laurie, deren Schauspiel teils zu gekünstelt wirkt. Mit den anderen Figuren komme ich gut klar und diese bestärken die Glaubwürdigkeit der Szenerie. Denn was in den kommenden 1 ½ Stunden passiert, ist schon ziemlich abgefahrener Scheiß. Das Hirn wird mit einer wilden Konstruktion aus Parallelwelten ala Schrödingers Katze auf Trab gehalten, die sich aber nur häppchenweise manifestieren. Unterstrichen wird die Stimmung durch sehr dezenten Einsatz von Musik und einem Kamerabild, welches ständig ins Unscharfe abgleitet und so die Situation nie wirklich scharf erfassen lässt.
Von Minute zu Minute fügt sich das Puzzle zu einem Ganzen zusammen und am Ende ist nicht nur der Zuschauer, sondern auch einer der Protagonisten von der Wahrheit erschlagen. Und es stellt sich zum Grand Finale die eine Frage: Was würdest du für eine perfekte Welt tun? (8/10)
Patema Inverted/Sakasama no Patema
R: Yasuhiro Yoshiura
Japan 2013
Der erste und leider auch einzige Anime bei diesem Festival. Allerdings wurde mit Patema Inverted eine gute Wahl getroffen. Technisch sehr schön umgesetzt, geht es in eine umgekehrte Welt, in der die Dinge auf dem Kopf zu stehen scheinen. Aber der Eindruck trügt nicht und Yasuhiro Yoshiura schafft es mit der Darstellung seines futuristischen Szenarios überzeugend zu sein.
Etwas schwierig hingegen ist der stellenweise aufblitzende Kitsch und die teils doch arg präsente Schwarz-Weiß-Darstellung einiger Charaktere. Dies ist wohl dem Umstand geschuldet, dass ein möglichst breites Publikum erreicht werden soll. Sieht man darüber hinweg, gibt es eine aufregende Geschichte um zwei Jugendliche, die trotz widrigster Umstände versuchen einander zu finden. So gibt es nicht nur was für das Herz sonder auch was fürs Hirn. Mit einer philosophischen Aussage fallen am Ende buchstäblich die Welten wie Kartenhäuser in sich zusammen und eröffnen den Protagonisten völlig neue Blickwinkel auf ihr eigenes sein und ihren Platz in der Welt.
Zeichnerisch ist Patema Inverted hervorragend umgesetzt. Eine gesunde Mischung aus Handzeichnung und CGI erwecken die Figuren und die Landschaft zum Leben. Besonders reizvoll ist das Spiel mit der entgegengesetzten Gravität. Kaum fühlt man sich mit beiden Füßen sicher auf dem Boden, da stellt sich kurzerhand alles auf den Kopf, um sich wenig später wieder umzukehren.
Dennoch schwächelt der Film insgesamt auf der emotionalen Ebene. Trotz der deutlichen Präsenz der beiden Hauptcharaktere, fehlt ihnen letztlich das gewisse Etwas, um ihnen merklich näher zu kommen. Auf alle Fälle sollte man sich den Film anschauen, schon allein der verrückten Gravitationsspielerei wegen. (6/10)