Beiträge mit dem Tag ‘Stuttgart’
ITFS 2016 – Musik, Werbung und Panorama 3
Nach dem doch sehr bedrückenden Animovie sollte es nun mit etwas Heiterem weitergehen. In der Kategorie Best of Animation wird eine Auswahl an Kurzfilmen präsentiert, die diesmal thematisch dem Musikfilm zuzuordnen sind. Ein wilder Ritt durch die vergangenen Jahre offenbart so die ein oder andere kleine Perle. Besonders herausgestochen sind dabei 31 Ways to say Fuckoff von Emanuele Kabu aus Großbritannien:
der mir bereits bekannte This Thirst von François Vogel aus Frankreich:
und Survivor von Pauline Flory aus Deutschland:
Direkt im Anschluss folgten die Beiträge des Animated Com Award, indem Filmproduktionen aus der Werbebranche gezeigt und prämiert werden. Aufgefallen sind mir folgende Filme.
Loteria de Navidad 2015 / #Justino Loteria – Night Shift von Againstallodds aus Großbritannien:
The Witcher 3: Wild Hunt Launch Cinematic von István Zorkóczy aus Ungarn:
Seed von Christian Tyroller und Manuel C. Merkle aus Deutschland:
und Cineplex – Lily and the Snowman von Dan & Jason, Hyesung Park aus den USA:
Zum Abschluss des Tages folgte der für mich erste, aber im Festival schon dritte Teil der Panorama Reihe, in der aktuelle Kurzfilme der letzten Jahre gezeigt werden.
Volk Vasya / Wolf Vasya
R: Ekaterina Sokolova
Russland 2014
So richtig konnte ich leider keinen Zugang zu dem Film finden, der handwerklich durchaus gut gemacht war. (5/10)
How long, not long
R: Michelle Kranot, Uri Kranot
Dänemark 2015
Tagesaktuelle Fernsehbilder die übermalt sind und sich thematisch mit der Frage auseinandersetzen, inwiefern wir den zusammengehörig sind, in Zeiten voller Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz. Der Film wusste in den knapp sechs Minuten durchaus zu bewegen. (7/10)
Bottle Neck
R: Joanna Priestley
USA 2015
Abstrakte Bildgewalt die in drei Minuten gerade lang genug ist. Bottle Neck ist der finale Film in Priestleys „Eye Liner Trilogie“.(4/10)
Arlene
R: Farouq Suleiman
Großbritannien 2014
Bewegendes Interview mit Arlene Garrison, der vor 10 Jahren ein Gehirntumor entfernt wurde und sie dadurch nun eine völlig veränderte Welt wahrnimmt. Gezeigt werden die gesprochenen Worte durch gezeichnete Bilder. (6/10)
The Hollow Shell Argument
R: Stefan Kraft
Schweiz 2014
Immer wieder fasziniert von der Künstlichen Intelligenz von Computerprogrammen hat mich viel mit diesem Beitrag verbunden. Zwar sehr einfach animiert, dafür aber inhaltlich sehr treffend erzählt. (7/10)
Endgame
R: Phil Mulloy
Großbritannien 2015
Dieser Beitrag hinterfragt die ständige Gewaltsteigerung beim Zeitvertreib mit brutalen Kriegscomputerspielen. Sehr minimalistisch mit Strichfiguren gezeichnet, inhaltlich den Nagel auf den Kopf getroffen. (7/10)
Chez moi / My Home
R: Phuong Mai Nguyen
Frankreich 2014
Wenn ein neuer Mann zwischen die Liebe von Mutter und Sohn tritt beschreibt Phuong Mai Nguyens Kurzfilm. Sehr eindringlich erzählt mit schaurig schön gezeichneten Bildern. (6/10)
Bambustempelstrasse
R: Baoying Bilgeri
Deutschland 2015
Mit wunderbaren Bildern wird ein Blick in die Vergangenheit gewährt, in der im China der Industrialisierung Altes dem Neuen weichen muss und welche Konflikte dadurch zwischen den unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen entstehen. (7/10)
Urbanimatio
R: Urmas Jõemees, Hardi Volmer
Estland 2015
Schnelle Bilderfolge von gleichen Strukturen die die Veränderung einer Stadt dokumentieren. Leider eindeutig zu lang. Weniger wäre hier mehr gewesen. (5/10)
Voltaire
R: Jan Snoekx
Niederlande 2015
Das Beste zum Schluss, könnte ich hier sagen. Mit Voltaire endet der heutige Tag sehr unterhaltsam. Ein Wetterhahn möchte einen hohen Kirchenturm erklimmen, aber vielleicht ist das etwas zuviel für so einen kleinen Wetterhahn. Herrlich schön im Stoptrick-Stil animiert, mit der Verbindung von Realbildern und einer äußerst witzigen Story war ich 12 Minuten lang bestens unterhalten. (8/10)
ITFS 2016 – Studiopräsentation und Animovie 2
Weiter ging es nach einer kurzen Pause mit der Studiopräsention von il Luster, einem niederländischen Studio aus Utrecht. Zu Gast war die Produzentin Chris Mouw. Seit 20 Jahren ist das Studio tätig und es wurden einige Ausschnitte erfolgreicher Produktionen gezeigt. Besonders bemerkenswert der schon ältere Barcode, der einer der ersten abstrakten 3D animierten Filme war.
Nach dem entspannten Vortrag ging es düster weiter mit dem zweiten Animovie.
Psiconautas, los niños olvidados / Psychonauts, the forgotten children
R: Pedro Rivero, Alberto Vázquez
Spanien 2015
Basierend auf dem Comic von Alberto Vázquez erzählt Psychonauts die Geschichte einer Gruppe Jugendlicher, die versuchen von den Folgen einer Naturkatastrophe zu fliehen. Zwar spielen Tiere die Hauptfiguren, dennoch ist der Film äußerst ernst und tragig durch und durch. Erinnern tut mich der Stil zum einen erzählerisch stark an die Geschichten von Hayao Miyazaki und optisch an Tim Burtons The World of Stainboy. So ist es nicht verwunderlich, dass Psychonauts auch gänzlich für älteres Publikum bestimmt ist, was nicht zuletzt auch an den äußerst drastischen Bildern liegt. Trotz der eher schlichten Zeichnungen, ist ein permanentes Unwohlsein in der Magengegend spürbar. Und so sehr man es sich auch wünscht, aber der Film hat kein fröhliches Hollywoodende, dafür aber Substanz und Psychonauts bleibt sicher noch lange im Kopf verwurzelt. (8/10)
ITFS 2016 – Filmmarathon beginnt mit Internationalen Wettbewerb 2
Mit Beginn des dritten Festivaltages steigt nun auch das Pensum der zu sichtenden Filme enorm. Was immer etwas schade ist, ist der Umstand, dass egal wieviel Zeit zur Verfügung steht, es niemals ausreichen wird, alle Filme zu schauen. Aber irgendwo muss ich ja ansetzen und so geschehen beim zweiten Teil des Internationalen Wettbewerbes, der übrigens bedeutend stärker als der erste Teil war.
Café froid / Cold Coffee
R: Stéphanie Lansaque, FranÇois Leroy
Frankreich 2015
Die tragische Geschichte erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens, die nach plötzlichen Tod ihrer Mutter die Geschäfte des Cafés übernehmen muss. Mit sehr radikalen Bildern wird der langsam wachsende Wahnsinn des Mädchens erlebbar. Mit drastischen Mitteln wird eine sehr düstere Stimmung aufgebaut und mit jeder Faser des Körpers wird der Verlust der Mutter fühlbar. Deftige Kost, toll umgesetzt. (7/10)
Some Thing
R: Elena Walf
Deutschland 2015
Witzige Geschichte, schön skurril gezeichnet, die sich um vier Berge dreht und in der eines klar wird. Es zählt nicht immer wieviel man besitzt, sondern was man besitzt. (6/10)
The Valley Below
R: Joel Hofmann
Schweiz 2015
Solide animierter Beitrag. Spannend erzählt und am Ende temporeich mit “bombastischem” Ende. (6/10)
Deadly Drive-in Disaster
R: Arjan Wilschut
Niederlande 2015
Actionreiche Agenten/Alien Komödie ala James Bond mit etwas anderer Rollenverteilung. Die knapp drei Minuten sind von Anfang bis Ende prall gefüllt mit viel Kawoom und toller Animation. Hat Spaß gemacht dem Treiben zu zuschauen. (7/10)
Dernière Porte Au Sud / Last Door South
R: Sacha Feiner
Belgien 2015
Mit unglaublich viel Liebe zum Detail gemachter Stop-Motion-Film. Eine Art Coming of Age Geschichte um einen Jungen und dessen außergewöhnlichen Freund. Sowohl inhaltlich als auch optisch und akustisch hervorragend umgesetzt mit Gänsehautmomenten. (8/10)
Locker X
R: Brian May
Deutschland 2015
Experimentalfilm der optisch zu beeindrucken weiß. Mit treibender Musik und Animationen die zum Stauen einladen. Leider fehlt dem Ganzen noch etwas Inhalt und am Ende ist er etwas zu langatmig. Und so ist nur eine sehr gute Werkschau. (6/10)
Under the Apple Tree
R: Erik van Schaaik
Niederlande 2015
Stilistisch erinnert der Film an die Arbeiten der Shaun das Schaf Macher. Inhaltlich geht es aber viel finsterer zur Sache. Sehr detailreich und rundum gelungen lüftet Under the Apple Tree unteranderem auch das Geheimnis der Zombies. Dieser Kurzfilm macht auf jeden Fall Lust auf einen Langfilm von den Machern. (8/10)
If I Was God…
R: Cordell Barker
Kanada 2015
Ein Blick in ein typisches Klassenzimmer. Hier erlebt ein kleiner Junge wie es wäre Gott zu spielen und was damit alles für Möglichkeiten geboten sind. Schön animiert in klassischem Stoptrick und sehr abwechslungsreich erzählte kleine Geschichte. (7/10)
ITFS 2016 – Young Animation 1
Als Abschluss des heutigen Tages der erste Teil des Young Animation Wettbewerbes. Hier wird eine Auswahl an Studienprojekten junger Regisseure gezeigt. Ein bunter Mix verschiedenster Geschichten, Stile und Menschen.
After the End
R: Sam Southward
Großbritannien 2015
Sehr witzige Endzeitgeschichte die mit skurrilen Charakteren weiß den Zuschauer zu unterhalten. Durchaus erwachsen wirkt der Humor ist aber dennoch albern und grotesk. Ein Spaß diesen beiden letzten Menschen auf der Welt beizuwohnen. (7/10)
Du plomb dans la tête / Lead in the head
R: Aurore Peuffier
Frankreich 2015
Wunderbare Malerei zu einem düsteren Thema. Eine bewegende Geschichte eines Wolfes mit traurigem Ausgang, der teilweise emotional schwer zu folgen ist, dem ernsten Thema aber eine entsprechende Bühne bietet. (6/10)
Fox Tale
R: Doosun Shin
USA 2015
Lustige kleine Geschichte, die einem Märchenbuch entsprungen sein könnte. Putzig animierte Figuren von Fuchs und Hase unterstreichen den lustigen Grundton dieser Parabel. (6/10)
Good boy!
R: Dajeong Song
Südkorea 2015
Außenseitergeschichte in einem Kindergarten, die sicherlich so überall auf der Welt spielen könnte. Das klassische Thema über Ausgrenzung und der Umgang damit. Einfache Zeichnungen, die aber durchaus den Ernst an der Geschichte nicht vergassen lassen. (6/10)
Hail
R: Boram Park
Südkorea 2015
Grafisch und inhaltlich ein sehr interessanter Beitrag. Der karge Schwarzweiß-Look unterstreicht die Monotonie und schafft so die Stimmung perfekt einzufangen. (6/10)
Ham Ham
R: Anna Levinson
Deutschland 2015
Was im Kopf eines kleinen Mädchens vorgeht, dass vor dem Zubettgehen noch vom Hunger geplagt ist, zeigt dieser kleine Film. Fantasiereich und mit einem schlichten Zeichenstil wird diese Geschichte unterhaltsam erzählt. Hat Spaß gemacht. (6/10)
Ujj a rava szon / Finger on the Trigger
R: Péter Kántor
Ungarn 2015
Wunderbar und mit viel Liebe zum Detail gezeichnetes Action-Abenteuer. Nebenbei ein Blick in die Welt gealterter Geheimagenten und dessen unbändigen Drang ihre Mission zu Ende zu bringen. InZukunft gerne mehr davon. (8/10)
My Seashell Memory
R: Yanlai Chen
Großbritannien 2015
Gefühlvoll und mit behutsam gezeichneten Bildern erzählt dieser Film die Beziehung zwischen einem kleinen Mädchen und ihrem verstorbenen Vater. Besonders reizvoll machte den Beitrag der Autobiografische Hintergrund. (6/10)
Her
R: Go-eun Kim
Südkorea 2015
Ein Blick auf eine verquere Liebesbeziehung. Und während der Mann immerwährend auf der Suche nach neuen Beziehungen ist, bleibt die Frau dem Mann erbarmungslos treu. Tragisch mit anzusehen wie das Herz blutet und so blutig ist auch der Zeichenstil gehalten. (7/10)
True Love
R: Marcus Feist
Deutschland 2015
Kurz, kürzer, superkurz. Dieser Beitrag war wirklich kurz, hatte allerdings eine witzige Pointe. Technisch hat mir die Umsetzung allerdings nicht so recht gefallen und vielleicht hätte man aus dem Thema auch eine kleine Reihe machen können. (5/10)
Manoman
R: Simon Cartwright
Großbritannien 2015
Nun gab es was sehr Interessantes zu sehen. Mit sehr bizarr anmutenden Figuren zeigt dieser Stop-Motion-Film die Konfrontation eines kümmerlichen Mannes mit sich selbst. Als Ergebnis tritt, während einer Urschreitherapie, sein primatenhaftes Ich zutage. Danach folgt ein wilder Ritt durch Tag und Nacht mit einem bitterlichen Ende und vielleicht der Einsicht, nicht immer alles in einem ans Tageslicht befördern zu wollen. (8/10)
Witness
R: Alexandre Berge, Christ Ibovy, Hugo Rizzon
Frankreich 2015
Eine düstere Geschichte die ausgezeichnet animiert ist. Spannend erzählt mit einem überraschenden Ende. (6/10)
Preisoep / Leek Soup
R: Jef Staut
Belgien 2015
So richtig konnte ich mit diesem Beitrag nichts anfangen. Etwas Slapstick hier, ein wenig Klamauk da. Aber so richtig herzhaft lachen konnte ich leider nicht. War dann ganz froh, als mit diesem Beitrag der heutige Tag geendet hatte. (5/10)
ITFS 2016 – Eröffnung und Wettbewerb
Ganze vier Jahre hat es gebraucht, bis ich wieder die Zeit gefunden habe, um mich tagelang in dunklen Kinosälen mit dem Trickfilm auseinander zu setzen. Aber nun, im Jahre 2016, ist es soweit. Alles scheint noch vertraut und das ist auch gut so. Ich halte meinen Festivalpass in den Händen und beginne den ersten Tag auch gleich mit der Eröffnungsgala und dem anschließenden ersten Teil des Internationalen Wettbewerbs.
Erlkönig / Erlking
R: Georges Schwizgebel
Schweiz 2015
Eine altbekannte Geschichte vertont und gezeichnet. Mit tragender Musik von Franz Schubert und Franz Liszt und dem starken Zeichenstil von Georges Schwizgebel wird die Geschichte des Erlkönigs nicht neu aber anders erzählt. Jedenfalls eine Erfahrung diese so vertrauten Textzeilen in in Bild und Ton zu sehen. (5/10)
Waves ´98
R: Ely Dagher
Libanon, Katar 2015
In einem Mix aus Realbildern und Animation erzählt Ely Dagher die Ereignisses eines Teeangers nach dem Krieg in Beirut. Dabei funktionieren die Bilder sehr gut mit dem beklemmenden Soundtrack. Diese bedrückende Stimmung, die Auseinandersetzung mit dem Alltag und dem Versuch in ihm wieder Fuß zu fassen lassen einem nicht so ohne Weiters wieder los. (6/10)
Pro Mamu / About a Mother
R: Dina Velikovskaya
Russland 2015
Schöner kleiner Film über das Aufopfern einer Mutter für ihre Söhne. Immer mit einem kleinen Augenzwinkern erzählt und mit ganz einfachen Mitteln gezeichnet. In den sieben Minuten einfach alles inhaltlich sehr gut auf den Punkt gebracht. (6/10)
The Reflection of Power
R: Mihai Grécu
Frankreich 2015
In diesen knapp 10 Minuten bekommt man Einsicht in die Hauptstadt Nordkoreas. Durch den geschickten Einsatz von computergeneriertem Wasser werden diese Bilder allerdings völlig neu interpretiert und bekommen dadurch eine ganz andere Aussagekraft. Faszinierend dem ganzen Treiben zuzuschauen. (7/10)
Kaputt
R: Alexander Lahl, Volker Schlecht
Deutschland 2015
Ein wenig ist dies ja auch noch teil meiner eigenen Vergangenheit und so war es vielleicht besonders berührend von den Geschehnissen im zentralen Frauengefängnis der DDR zu hören. Dabei wurden die teils absurden Haftbedingungen von ehemaligen Gefangenen erzählt und mit einfachen, aber sehr wirksamen Bildern unterstrichen. Dieser Animadok-Film arbeitet ein Stück DDR-Geschichte wirksam und authentisch auf. (8/10)
Confessions
R: Philippe Carron
Frankreich 2015
Noch am Anfang und auch bis kurz vor Ende des Films bleibt es ungewiss, wer da im Off redet. In einer Art Collage wird von einem bewegten Leben mit allerlei Dummheiten erzählt aber auch von unheimlich bereichernden Erfahrungen. Witzig, unterhaltsam aber auch nachdenklich ist dies ein Blick auf eine Persönlichkeit, die so nicht zu erwarten ist. (6/10)
Elu Herman H. Rott‘iga / Life with Herman H. Rott
R: Chintis Lundgren
Estland 2015
Herman ist eine Ratte, die, so wie lebt, glücklich ist. Doch dann tritt eine Maus in Hermans Leben und es verändert sich Alles. Auf amüsante Art und Weise und mit einem schlichten Zeichenstil zeigt Chintis Lundgren das Zusammenleben dieser beiden unterschiedlichen Charaktere. Allerdings scheint dieses entstehende Idyll nicht lange zu halten und zerbricht an den zu festgefahrenen Lebenseinstellungen der beiden. Ein lustiges Kammerspiel mit ernster Aussage. (7/10)
Autos portraits / Carface
R: Claude Cloutier
Kanada 2015
Das Lied Que Sera, Sera von einem 57er Chevrolet Bel Air vorgetragen. Dabei nimmt sich Claude Cloutier dem Thema der heutigen, sorglos Erdöl verbrauchenden, Gesellschaft an und verbindet so ein großes Umweltthema mit dem Charme alter Automobile. Ein bitterböse Satire mit starker Musik und klasse gezeichneten Autos und eine gleichermaßen Ohren- und Augenweide. (7/10)
CAFÉ D’AMOUR – Eine pixilierte slapstick Komödie
R: Benedikt Toniolo
Deutschland 2015
Durchaus eine unterhaltsame Geschichte über ein Café und dessen Liebe zur Liebe der Liebenden. Ein ungewöhnlicher Stop-Motion-Film mit nicht ganz unerwartetem Ende. Dadurch bietet der Film auch wenig Überraschung und kann einzig durch seine herausragende Optik punkten. Dennoch bleibt CAFÉ D’AMOUR irgendwie blass. (5/10)
ITFS 2012 – Young Animation 4
Zum Abschluss des diesjährigen Trickfilmfestivals in Stuttgart ging es nochmals in die Young Animation Abteilung. Und der vierte Teil der Reihe versprach ganz stark zu werden.
Kuhina / Swarming
R: Joni Männistö
Finnland 2011
Obwohl es am Anfang noch ganz unscheinbar wirkt, entsteht aus einem kleinen toten Vogel plötzlich eine schier unerschöpfliche Vielzahl von Tieren, die nicht nur den toten Vogel bevölkern, sondern auch alsbald den Beobachter als neuen Lebensraum für sich entdecken. Was im kleinen beginnt, endet am Ende in unglaublich komplexen Bildern, denen man faszinierend bei ihrer Wandlungsfähigkeit zuschaut. (6/10)
Olgastrasse 18 / Olgastreet 18
R: Liv Scharbatke, Jörg Rambaum
Deutschland 2011
Mit dem völligen Verzicht auf menschliche Darsteller, wird auf ungewöhnliche Art die Wandlung einer Wohnung dargestellt. Und obwohl nur die sich ändernden Gegenstände in den Räumen und die Stimmen aus dem Off zu hören sind, entsteht ein erstaunlich klares Bild im Kopf des Zuschauers. Allein die Fantasie erfüllt die Räume mit Leben und dies finde ich bei dieser Erzählweise äußerst spannend. (6/10)
Galim susitikti, galim nesusitkti / We may meet, we may not
R: Skirma Jakaite
Litauen 2011
Ein etwas bizarrer Trip, von dessen Bilderwelt nicht mehr all zuviel bei mir im Gedächtnis hängen geblieben ist. Durchaus markante Bleistiftzeichnungen prägen diesen Film, schaffen aber nicht genug Klarheit in der erzählten Geschichte. (5/10)
Damned
R: Richard Phelan
Großbritannien 2011
Schon die Screenshots machten viel Lust auf dieses Stückchen Animation. Und bereits nach den ersten paar Sekunden hatte ich den kleine Biber in mein Herz geschlossen. Trotz der unzähligen Fettnäpfchen, in die der putzige Zeitgenosse eifrig stolpert, kann man einfach nicht böse auf ihn sein. Die Kulleraugen sagen oft mehr als tausend Worte und darauf versteht sich Damned ganz besonders gut. Mit minimalen Aufwand an Mimik und Gestik entschlüpft nicht nur ein Lacher meinem Mund. (7/10)
One Minute Puberty
R: Alexander Gellner
Deutschland 2011
Mit einem strammen Beat geht es auf eine einminütige Reise durch die Pubertät. Ganz besonders gut sind die Übergänge zwischen den einzelnen Bildern gelungen, die nahtlos von einer Szene zur nächsten Wechseln. Kurzweilige Unterhaltung mit wenigen Mitteln. (6/10)
The Backwater Gospel
R: Bo Mathorne
Dänemark 2011
The Backwater Gospel lebt ganz ungemein von seinem Stil und Atmosphäre. Die Charaktere fügen sich nahtlos in ihre Umgebeung ein. Sowohl optisch als auch akustisch trifft der Film genau meinen Nerv. Die Handlung bietet genug Abwechslung, wenn auch zum Ende hin mehr auf Action als auf Dialog gesetzt wird. Dennoch versprüht The Backwater Gospel seinen ganz eigenen Charme und ist einer der Highlights in diesem Jahr. (8/10)
Zhong Kui Took His Younger Sister in Marriage
R: Yue Lu
China 2010
Leider hatte dieser Film mit einem technischen Problem zu kämpfen und zwar wurden die Untertitel auf der Leinwand abgekascht. So hat sich mir zumindest der Inhalt nicht erschlossen, da ich dem Chinesisch nicht mächtig bin. Optisch wusste der Film aber zu überzeugen. Im Stile der klassischen Scherenschnitte baute sich eine bunte Bilderwelt auf der Leinwand auf. Akustisch gab es traditionelle chinesische Musik zu hören, die allerdings zu großen Teilen nicht meinem Geschmack entsprach und nach fünf Minuten mein Hörzentrum stark überreizte. So war die Rezeption insgesamt etwas schwierig und durch den kompletten Verlust an Verständnis für die Handlung, ist es schwer, eine umfassende Bewertung abzugeben. (6/10)
The Saga of Biôrn
R: Benjamin Kousholt
Dänemark 2011
Eine sehr unterhaltsame Lehrstunde – hier aber nur 7 Minuten – in Sachen Wikinger Mythologie. Die Bilder unterstreichen die eher kalte Stimmung des Wikingers. Umso trauriger ist es mit anzusehen, wie sich Biôrn mit allen Mitteln bemüht, Erfüllung im Jenseits zu Finden und es am Ende doch nicht schafft. (7/10)
Slow Derek
R: Daniel Ojari
Großbritannien 2011
In den ersten Momenten erinnerte mich Slow Derek an den 2009er Wettbewerbsbeitrag Skhizein. Allerdings schafft Slow Derek nur den Anschluss in Sachen visueller Qualitäten. Zwar bildet die Story eine gute Grundlage aber der Erzählfluss wirkt mir zu wirr und unkonkret. Eventuell muss hier auch einfach nochmal eine Zweitsichtung her. (6/10)
De Pottenkijkers / The Snoopers
R: Jolien Haesen
Belgien 2011
Hui, schon der zweite Film, der sich mit Fäkalien beschäftigt. Ist dies etwa ein neuer Trend? Ich hoffe nicht. Jedenfalls ist die Geschichte rund um De Pottenkijkers ziemlich abgedreht aber nicht so weltfremd, dass man sie sich gar nicht vorstellen könnte. Die Verwendung von realen Fotokopien schafft die nötige Verbindung zur Wirklichkeit und die sehr detaillierten technischen Darstellungen geben dem Ganzen noch eine wissenschaftliche Grundlage mit. Die knapp fünf Minuten wurde ich zumindest ganz gut unterhalten, obwohl mir ja schon allein der Gedanke daran, dass einem die Exkremente so genau untersucht werden Unbehagen aufkommen lässt. (6/10)
In Poster
R: Yuan Zhichao
China 2011
Dieser Kurzfilm aus China bedient sich unverhohlen an allerlei bekannten Kinoplakaten von aktuellen Filmen und Klassikern, um so seine eigenen Charaktere in diese Welt einzupflanzen. Ästhetisch gelingt dies an einigen Stellen nicht ganz und auch wirken die Szenenwechsel häufig sehr holprig. Dennoch ist es eine nette Idee, mehr aber leider auch nicht. (5/10)
Graffitiger
R: Libor Pixa
Tschechien 2011
Irgendwie bin ich hier bei der Bewertung unschlüssig. Graffitiger wirkt eher wie ein Papiertiger, wenn man schonmal Blus Muto gesehen hat. Aber so ganz möchte ich dem Graffitiger nicht absprechen. Immerhin gibt es hier sowas wie eine Handlung und auch die Locations sind sehr zahlreich, in denen sich der Tiger, handwerklich durchaus gut gemacht, bewegt. Künstlerisch bietet Graffitiger aber wenig. So bin ich schnell gelangweilt und nur das hollywoodreife Ende lässt meine Bewertung wieder etwas nach oben rutschen. (6/10)
ITFS 2012 – Internationaler Wettbewerb 4
Der letzte Block, zumindest für mich, im Internationalen Wettbewerb. Nachdem schon der dritte Programmteil sehr stark war, freute ich mich bereits auf die kommenden Kurzfilme.
Grain Coupon
R: Xi Chen, Xu An
China 2011
Der Zeichenstil kam mir irgendwie bekannt vor und nach kleiner Recherche wusste ich auch, woher ich ihn kannte. Vor drei Jahren waren Xi Chen und Xu An schonmal in Stuttgart mit einem Film vertreten, dort war es The Winter Solstice. Auch mit dem aktuellen Film erging es mir ähnlich. Ohne Frage ist Grain Coupon sehr schön animiert. Das Thema beschreibt ungewöhnlich offen eine Periode aus der chinesischen Geschichte der 1970er. Dennoch schleppt sich der Film etwas von Minute zu Minute. Obwohl viele temporeiche Stellen den Film prägen, stellt sich irgendwie kein richtiger Erzählfluss ein. (6/10)
Flamingo Pride
R: Tomer Eshed
Deutschland 2011
Richtig lustige Beiträge habe ich auf dem diesjährigen Festival vermisst. Mit Flamingo Pride sollte sich zumindest dies ändern. Herrlich schräg animierte Figuren in einer vielleicht nicht ganz ungewöhnlichen Geschichte gesteckt. Flamingo Pride lebt ganz eindeutig von der Mimik und Gestik der Figuren. Hier wurde wahrscheinlich besonders viel Wert auf Details gelegt. Ansonsten ist die Handung eher mittelmäßig nicht besonders überraschend aber dennoch unterhaltsam. (6/10)
Metachaos
R: Alessandro Bavari
Italien 2011
Wenn sich mir die Nackenhaare aufstellen, dann ist das schon was Besonderes. Und dies ist Metachaos in jedem Fall. Harte elektronische Musik vermischt sich mit einer irren CGI-Welt. Teilweise wirken die Bilder sehr verstörend, rau, brutal und die Bewegungen sind, wie es der Titel schon sagt, chaotisch. Als Grundlage diente wohl die Mutation und Mitose von Amöben, die, so finde ich, sehr treffend in Metachaos widergespiegelt wird. (9/10)
La Détente
R: Pierre Ducos, Betrand Bey
Frankreich 2011
Schön animiert mit ernstem Hintergrund. Die Bewegungen wirken leider etwas träge, so wie man es eigentlich schon aus den Anfangszeiten der Computeranimation kennt. Die Texturen haben mir aber sehr gut gefallen. Auch die Idee, die Figuren, Gegenstände und Landschaft aus Stoff darzustellen war toll. Ganz mitreißen konnte mich La Détente dennoch nicht. (6/10)
Belly
R: Julia Pott
Großbritannien 2011
Puh, typisches Autorenkino würde ich das nennen. Viel Handlung verpackt in eher rudimentären Zeichentrick. Dieser sticht nicht besonders hervor und unterstreicht nur leicht die Geschichte, auf die man sich so mehr konzentrieren kann. Da mich aber weder das Thema noch der Stil, mal abgesehen von wenigen beeindruckenden Kompositionen, besonders berühren, wird es für mich schnell langweilig. (4/10)
Conte de faits / Fairy Tailing
R: Jumi Yoon
Frankreich 2011
Die harte Realität lässt sich m besten mit der Flucht in eine Märchenwelt ertragen. Dies macht Conte de faits ganz ausgezeichnet. Mit fließenden Übergängen von Wirklichkeit und Fiktion, sowohl auf erzählerischer als auch auf optischer Ebene, fesselt mich der Film von Anfang bis zum fasst tragischen Ende. (7/10)
The Game
R: Marcin Janiec
Polen 2011
Sehr durchwachsen, sowohl was Handlung als auch die Optik betrifft. Der Stil sagt mir im Grunde schon zu, hat aber an einigen Stellen unschöne Ausreißer. Die Geschichte um den Tod ist originell, zieht sich aber etwas und nutzt sich zum Ende hin, trotz der nur knapp fünf Minuten Spieldauer, merklich ab. (6/10)
Là oú meurent les Chiens / Where Dogs Die
R: Svetlana Filippova
Frankreich 2011
Was diesen Film prägt ist definitiv die Tricktechnik. Mit Sand und Kaffeepulver kreiert Svetlana Filippova wunderschöne Bilder. Mich fasziniert schon seit Längerem die Sandmalerei. Sind dort nur Standbilder zu bewundern, geht Svetlana Filippova den konsequenten Schritt weiter und macht daraus eine Animation. Teilweise wirkt es nicht ganz perfekt umgesetzt, aber das macht es wiederum sehr sympathisch. Inhaltlich fällt Là oú meurent les Chiens hingegen etwas ab, was etwas schade ist. (6/10)
Eläimiä eläimille / Animals for Animals
R: Mark Stähle, Tatu Pohjavirta
Finnland 2011
So recht weiß ich nicht was ich davon halten soll. Der Zeichenstil ist eher mäßig, nichts Neues und unterstreicht die eher alberne Handlung. Zwar hatte Eläimiä eläimille seine Momente aber so im Ganzen war ich froh, als der Film zu Ende war. (5/10)
Stopover
R: Neil Stubbings
Schweiz 2011
Ein Highlight nochmal zum Schluss an diesem Abend. Stopover ist kurzweilig, unterhaltsam und ist sehr schön animiert. Als Kurzfilm funktioniert auch die Handlung sehr gut, die zwar nicht weltbewegend aber für den kurzen Spaß zwischendurch genügend Witz bereithält und mich mit einem Lächeln das Kino verlassen lässt. (7/10)