Beiträge mit dem Tag ‘Stuttgart’
ITFS 2012 – Internationaler Wettbewerb 1
Nachdem ich ja gestern keine Tickets mehr für den Internationalen Wettbewerb bekommen habe, musste also heute Vormittag die Wiederholung herhalten. Ich war etwas spät dran, aber zum Glück hatte der Vorführer wohl ein Nachsehen für Spätaufsteher und so begann die Vorstellung erst 10 Minuten später und so konnte dann doch ab der ersten Minute an die ersten Wettbewerbsbeiträge begutachten.
Abuelas
R: Afarin Eghbal
Großbritannien 2011
Da ich selbst vor nicht allzu langer Zeit selbst in Argentinien war, habe ich wohl einen etwas anderen Bezug zu dem Film als jemand der noch nicht dort war. Mich hat zumindest die Geschichte es der Zeit der Militärdiktatur sehr bewegt. Die Stop-Motion Technik wirkte stimmig und unterstrich die Handlung. Emotional hätte der Film sicher nicht zugespitzter sein können, gerade um das Thema auch an die Leute heranzutragen, die sich mit der jüngeren Geschichte Argentiniens noch nicht auseinandergesetzt haben. (6/10)
Fata Morgana
R: Frodo Kuipers
Niederlande 2011
Einfach mal lustig sein. Das macht Fata Morgana sehr gut. Klassisch gezeichnet mit herrlich schrulligen Figuren und einer witzigen Geschichte. Das ganze noch schön kompakt in unter fünf Minuten Laufzeit verpackt, perfekt. Für die kleine Unterhaltung zwischendurch genau richtig. (7/10)
Prohveti Sünd
R: Rao Heidmets
Estland 2011
Am Anfang dachte ich ja da kommt noch was. Aber irgendwie war das eine heiles Durcheinander. Nur ansatzweise konnte sich mir der Sinn entschließen. Schade, denn optisch machte der Film einiges her. Vielleicht muss ich mir das einfach nochmal anschauen und mehr Durchblick zu erhalten. (5/10)
366 Tage
R: Johannes Friedrich Schiehsl
Deutschland 2011
Die Kreuzretter hat mir damals der Film Komm süßer Tod näher gebracht. Mit ähnlich schwarzem Humor schlägt 366 Tage eine ganz ähnliche Richtung ein. Inhaltlich unterscheiden sich dann beide Filme aber bis das die Umgebung Sanitäter doch ganz deutlich. In dem schön animierten 366 Tage geht es mehr um den Willen zu helfen und sich dabei aber nicht bis zum eigenen K.O. Völlig zu verausgaben. Sehr behutsam transportiert dies die Geschichte und spart dabei nicht mit Witz und Charme. (7/10)
Zeinik Gehaigo Iraun / Who Lasts Longer
R: Gregorio Muro
Spanien 2011
Für die Kinder ist es ein harmlosen Spiel, aus dem aber schnell bitterer Ernst wird. Ein Moment der das komplette Leben einer Familie für immer verändert. Anrührend erzählt Who Lasts Longer eine tragische Geschichte, die auch am Ende zu tiefst traurig den Zuschauer in seinem Sessel zurück lässt. (7/10)
Luminaris
R: Juan Pablo Zaramella
Argentinien 2011
Stop-Motion mit echten Schauspielern, sieht man selten aber hier interessant umgesetzt. Besonders das Spiel mit dem Licht ist schön anzuschauen. Die Story ansich macht auch Spaß aber so ganz mag der Funke nicht überspringen und die Auflösung ist leider etwas enttäuschend. Dies macht den ansonsten guten Gesamteindruck etwas zu Nichte. (5/10)
Wild Life
R: Wendy Tilby, Amanda Forbis
Kanada 2011
Unglücklicherweise wurde die Aufführung durch einen kurzen Ausfall des Tons negativ beeinflusst. So rutschte mitten im Film meine Aufmerksamkeit kurz in den Keller, was sehr schade war, denn Wild Life machte bis dahin einen guten Eindruck, brauchte aber nach der technischen Störung etwas um wieder in Fahrt zu kommen. Nichtsdestotrotz schildert Wild Life den so gar nicht romantischen Wilden Westen, den man sonst so vor Augen hat. Und es wird schnell klar, dass mit guter Ausbildung und Erziehung einem nicht unbedingt im Leben weiterhilft. (6/10)
A Morning Stroll
R: Grant Orchard
Großbritannien 2011
Eine herrlich skurrile Reise durch verschieden Zeitepochen, die durch eine kurze Begegnung einen gemeinsamen roten Faden erhält. Auf bewundernswerte Art und Weise fängt A Morning Stroll den aktuellen Zeitgeist ein und wagt einen düsteren Blick in die Zukunft. Diese wird in kürzester Zeit zum einem äußerst unterhaltsamen Zombie Flick. Und der Hauptdarsteller, das Huhn, scheint mühelos alle Schwierigkeiten elegant zu meistern. (8/10)
ITFS 2012 – Rahmenprogramm Panorama 1
Weiter ging es im Abendprogramm mit dem Panorama 1. Eine Abteilung, die ich immer gern besuche, da hier einfach der Querschnitt der gezeigten Animationsfilme sehr breit ist und manchmal die ein oder andere Entdeckung gemacht werden kann.
How To Raise The Moon
R: Anja Struck
Deutschland, Dänemark 2011
Optisch reizvoller Experimentalfilm mit einer sehr poetischen Handlung. Technisch ist das ganze beinahe perfekt umgesetzt. Einzig die Figur der schlafenden Frau wirkte manchmal etwas befremdlich im Gesamtensemble, welches ansonsten im Schwarz-Weiß-Look sehr stimmig wirkte. (7/10)
Pl.ink!
R: Anne Kristin Berge
Norwegen 2010
Spaßige Angelegenheit. Kurzer dafür aber wilder Ritt durch eine knallbunte Aquarellwelt. Hätte ruhig etwas länger sein dürfen, war aber auch so ausreichend lang um am Ende eine kleine aber feine Botschaft zu vermitteln. (6/10)
Blanche Fraise
R: Frédérick Tremblay
Kanada 2010
Die Kulisse hätte aus einem David Lynch Film stammen können. In einer Art Kammerspiel wird das dramatische und äußerst traurige Leben einer Hasenfamilie gezeigt. Qualvoll geht es dem Ende entgegen, ohne einen Funken Hoffnung. Unterlegt wird es durch das Fehlen von Farbe, unheimlich verstörende Geräusche und einen zerstörten Aussehen der Figuren. Deprimierend und anstrengend aber dennoch äußerst bewegend. (8/10)
Warmes Wasser aus der Wand
R: Hendrick Niefeld
Deutschland 2011
Lange braucht es nicht und sowohl Inhalt und Bilder kommen mir bekannt vor. Es sind die Erinnerungen aus der DDR. Vieles schießt einem wieder durch den Kopf, sowohl Gutes als auch Schlechtes. Und obwohl es noch nicht lange her ist, sind doch bereits jetzt viele Erinnerungen verblichen oder weichen langsam aber sicher auf. Dem wirkt dieser Film ein klein wenig entgegen und das ist gut so. (6/10)
Demag
R: Joo sung-Hyun, Kwon Yong-Jin, Song Hee-Seung
Südkorea 2010
Optisch durchaus imposant. Inhaltlich für mich etwas zu abstrakt. Dadurch wirkt der Film auch etwas zu lang, zudem bin ich nicht ganz zufrieden mit der Verknüpfung aus Animation und Realfilm. Zu hart ist hier der Kontrast und beide Bilderwelten wollen nicht gut miteinander verschmelzen. (5/10)
Squirrel And The Penguin
R: Jens Blank, Anna Benner
Großbritannien 2011
Inhaltlich eine gute Idee, optisch aber weniger gut präsentiert und auch die Sprecher wirken leicht gelangweilt, so wie dann auch der Rest des Films. Grundidee gut, Umsetzung mangelhaft. (4/10)
Lucky Day Forever
R: Alek Wasilweski
Polen 2011
Hier gibt es kaum was auszusetzen. Der Stil gefällt mir mit dieser Mischung aus dreckig und ultrasauber. Die Story ist, obwohl diese in einer utopischen Welt zu spielen scheint, ziemlich nah an der Realität. So sind die Probleme der Protagonisten recht allgemein und dadurch auch immer aktuell. Trotz der knapp 16 Minuten Spieldauer ist Lucky Day Forever nie langweilig. Bis zum Schluss legt der Film ein enormes Tempo an den Tag und kann es bis zum Schluss auch ganz bequem halten. Ich glaub, das war dann auch das Highlight des heutigen Abends, eine große Empfehlung meinerseits. (8/10)
Plume
R: Barry Purves
Frankreich 2011
Zu Beginn bereits ein großes arte Logo und ich freue mich schon auf was Schönes. Ganz tritt es leider nicht ein. Zwar mag Plume optisch überzeugen und sowohl die Engelsfigur als auch die kleinen dämonischen Monster sind sehr effektvoll in Szene gesetzt. Aber so ganz mag der Funken nicht überspringen. Der Angriff, der zwar sehr emotional und bewegend ist, zieht sich unnötig in die Länge und das Ende birgt nur eine wage Auflösung, die im Gegensatz zu den vorherigen Bildern auch nicht mehr diesen Glanz versprüht, der den Film ansonsten hätte besser dastehen lassen. (6/10)
ITFS 2012 – Zurück nach drei Jahren Pause
Im Jahre 2009 war ich des letzte Mal beim Internationalen Trickfilmfestival. Beruflich bedingt konnte ich leider erst in diesem Jahr zurückkehren. Gut in Stuttgart angekommen bin ich nach einer Erfrischung gestärkt in Richtung Infotheke aufgebrochen. Nach Erhalt der Akkreditierung nach dem Abendprogramm gefragt und feststellen müssen, dass leider die Eröffnungsveranstaltung schon hoffnungslos überfüllt ist. Allerdings ergab sich auch gleich eine Alternative und zwar den schon vor einiger Zeit gestarteten John Carter. Mit 3D-Brille bewaffnet dann den ersten Film des heutigen Abends in Angriff genommen.
John Carter
R: Andrew Stanton
USA, Großbritannien 2012
Der aktuelle Film von Andrew Stanton, der sich schon für den schönen Wall-E verantwortlich zeigte, ist einer dieser typischen Blender. Außen sehr schön anzusehen, aber innerlich nur halbherzig umgesetzt. Das Design des Films, mit den originellen Modellen und der imposanten Landschaft machte wirklich was her, auch wenn mal wieder das 3D nicht wirklich nötig war. Schauspielerisch war alles nur mittelmäßig. Wirklich herausstechen konnte keine der Figuren. Nur ein einziges Mal war ich bewegt. Zum großen Teil dümpelte der Film so vor sich hin und zu vorhersehbar war die Handlung. Insgesamt war John Carter nett anzusehen, mehr aber auch nicht. Schade, denn aus der Buchvorlage hätte man so einiges machen können. (6/10)
Internationales Trickfilmfestival Stuttgart 2009 – Fazit
6 Tage Stuttgart, 5 Kinosäle, über 150 Filme. Fast immer schönes Wetter, viele neue Eindrücke, interessante Menschen und um Einiges reicher an Erfahrung auf vielerlei Ebenen. Teils auch recht stressig, mit Schlafentzug, Überdruss von Fastfood, schmerzendem Nacken und viereckig werdenden Augen. Dafür hatte ab dem ersten Tage an die Organisation des Festivals sehr gut geklappt. Bis auf einige Ausnahmen lief alles wie am Schnürchen. Beste Plätze waren so gut wie immer sicher, die Projektionstechnik in den Kinosälen ausgezeichnet und die Sitzgelegenheiten bequem genug, um darin 10 Stunden pro Tag auszuhalten. Mit über 500 Filmen musste auch ein Mammutprogramm gemeistert werden.
Apropos Programm, dieses war angenehm abwechslungsreich. Filme aus allen Himmelsrichtungen und Sparten wurden gezeigt, Verantwortliche aus großen Filmstudios und von Medienhochschulen hielten Vorträge und auch eine überaus interessante Retrospektive gab es zu sehen. Daneben dann natürlich auch zahlreiche Rahmenprogramme, wie die Panorama Reihe oder In Persona mit bekannten Gesichtern aus der Animationswelt. Leider war viel zu wenig Zeit, um wirklich alles zu sehen. So mussten einige Vorstellungen aus dem eigenen Zeitplan gestrichen werden. Aber das Programmheft liegt noch in Reichweite und wird bei Gelegenheit nach möglichen verpassten Filmperlen durchforstet.
Komme ich dann auch gleich zu meinen Favoriten des 16. Stuttgarter Trickfilmfestivals 2009. Falls verfügbar auch mit einem Link zu verfügbaren Videostreams.
AniMovie
Mary & Max – Trailer – Official Site
Idiots & Angels – Trailer – Official Site
International Competition
Muto – Vimeo
Mei Ling – IMDb
KJFG No.5 – YouTube
Mister Cok – Official Site
Skhizein – Vimeo – Official Site
Varmints – Trailer – Official Site
No Place Like Home – Trailer
La maison en petits cubes – IMEEM – Official Site
The Royal Nightmare – YouTube
TV Dinner – YouTube
Dix – BEAM.TV – Info
Kudan – Trailer – Official Site
Panorama
L’Homme est seul oiseau qui porte sa cage – Official Site
El Empleo – Youtube – IMDb
Young Animation
Il Naturalista – QOOB – Official Site
Sonstige
Hans Fischerkoesen – Philips – Schall und Rauch – Der Schneemann
Keiichi Tanaami – YouTube
PS: Das ITFS – ein schöner Veranstaltungsort, mit vielseitigem Programm, ohne große Wege zwischen den Spielstätten, ausreichend Möglichkeiten zur Nahrungsaufnahme, einem freundlichen Festivalteam und der entspannenden Umgebung im Schlosspark, die bei schönem Wetter zum Dahindösen einlädt. Sollte sich die Möglichkeit eines Besuchs im nächsten Jahr ergeben, werde ich wieder dabei sein. Auf die nächsten sechs Tage Stuttgart, Kino, Filme.
Internationales Trickfilmfestival Stuttgart 2009 – Tag 6
AniMovie – Coraline
Die erste Vorstellung am gestrigen Samstag war so voll, dass keine Plätze mehr zu bekommen waren. Am heutigen Abend war es immer noch sehr voll, doch konnte ich mir einen guten Platz im kleinen Metropol Kinosaal für das letzte Screening sichern. Mit viel Erwartungen ging ich in den Film. Gefiel mir doch Nightmare Before Christmas außerordentlich und auch die kleine Promo, am Donnerstag, des Produktionsstudios Laika, machte einem schon irgendwie den Mund wässrig. Es hieß also Brillen aufsetzen, zurücklehnen und genießen.
Schon das Intro zielte voll auf den 3D-Effekt ab. Aber schon hier wirkte als teils unnatürlich. Zuviel 3D tut halt auch nicht gut. Im weiteren Verlauf legte es sich zwar über weite Strecken, aber hier und da gab es doch Szenen die durch viel zu übertriebene 3D-Effekthascherei negativ auffielen. Dafür waren die Puppen, Kleider, Requisiten und überhaupt die ganze Szenerie sehr schön und äußerst detailliert dargestellt. So große und fein ausgearbeitete Closeups hatte ich zuvor bei einer Stop-Motion-Animation nicht gesehen. Da merkt man schon den enormen Aufwand bei der Produktion.
Doch wie es oft so ist, wird beim Visuellen besonders dick aufgetragen, leidet die Geschichte darunter. Und auch hier war es nicht anders. Geblendet von den, ohne Zweifel, optisch beeindruckenden Bildern, konnte die Handlung trotz allem nicht fesseln. Obwohl gerade zu Beginn viel auf den Charakter der Coraline eingegangen wurde, wird er einem nicht zuteil. Relativ nüchtern verfolgt man ihr Treiben in den beiden Welten. Doch selbst das Grand Finale wirkt kühl, ohne große Spannung oder einen besonders interessanten Twist.
Ob man Coraline unbedingt in 3D sehen sollte? Ja, denn ohne wäre es wohl noch langweiliger. So kann man sich im 3D-Bilderrausch verlieren und wenigstens so dem Film noch eine gute Seite abgewinnen. Ich kann den Hype um Coraline zumindest nicht verstehen und hoffe, dass Henry Selick in Zukunft wieder bessere Filme präsentiert.
PS: Die Macken der 3D-Technik. Bei schnellen Bewegungen neigt das Bild zum Flimmern, und aufgrund der Polarisationsgläser ist das Bild einen Hauch zu dunkel.
International Competition 2
Bei der Aufführung ja im Kino verpasst und nun endlich im Video Market nachgeholt. Leider hatten sie die Best of Animation nicht da, werde ich mal schauen, inwiefern die Animationsfilme im Netz verfügbar sind.
Monsieur Cok: Geniale Animationen mit außergewöhnlichem Stil und spannender Story.
The Control Master: Im Comicstil gehaltenes Superheldenabenteuer. Nur durchschnittlich interessante Geschichte.
Maria durch ein Dornwald ging: Recht düster und schon irgendwo ein Hingucker. Aber besonders gefallen hat mir die Musik von „Arbeit“. Da muss ich mal hinterher recherchieren.
International Competition 5
Wallace and Grommit – A Matter of Loaf and Death: Nur eine durchschnittlich gute Folge. Allerdings hatte die Folge ihre Momente.
Morana: verschlafen – Kurzrezension folgt.
Never drive a car when you´re dead: Toller Stil mit schrägen Charakteren und makaberer Story. Auch die Musik passte sehr gut ins Gesamtkonzept.
The Royal Nightmare: Komplett ohne Musik und Sprache kommt diese Flash-Animation daher. Super witzig.
Rabbit Punch: Schon das zweite Mal gesehen und noch immer mag ich dem Film nichts abgewinnen.
TV Dinner: Irgendwo her kenne ich die Katze, ich weiß nur nicht woher. Aber lustig wars auf alle Fälle. Viel und laut gelacht.
Dix: Visuell einfach nur wow. So ästhetisch habe ich einen menschlichen Körper sich noch nicht zerteilen sehen. Ein absoluter Hingucker.
Kudan: Fantastischer Debütfilm vom Japaner Taku Kimura. Sowohl technisch als inhaltlich sehr schön.
Farewell: Wirkte irgendwie befremdlich und bizarr. Muss ich mir nochmal anschauen.
In Persona – Keiichi Tanaami
Am letzten Tag des Festivals gab es noch eine Vorstellung aus der Reihe In Persona. Diesmal ein weiteres Mal mit dem Experimentaltrickfilmmacher Keiiche Tanaami, der nun schon seit über 50 Jahren ununterbrochen Trickfilme produziert. Einen kleinen Überblick gaben die Werke der letzten acht Jahre, welche heute gezeigt wurden. Darunter auch sein neuester Film Shunga, der gerade einmal zwei Wochen alt ist und in Stuttgart seine Welturaufführung feierte.
Die Trickfilme sind alle handgezeichnet und auf klassische Art animiert, ohne Einsatz von heute fast üblicher Computertechnik. Vielleicht liegt gerade darin die besonders intensive Wirkung der Bilder. Teils psychedelisch scheinen diese, mit oft wiederkehrenden Formen und Figuren, die, so erklärt Tanaami, wiederholt in seinen Träumen auftauchen. Die Musik unterstreicht die Bilder und verleiht den Filmen letztlich ihre Magie, der man sich nicht zu entziehen vermag.
Internationales Trickfilmfestival Stuttgart 2009 – Tag 5
Prosit – 100 Jahre deutscher Animationsfilm
Die anderen Vorstellungen wegen Zeitmangels leider nicht sehen können, bei der heutigen, knapp 2 ½ Stunden langen, aber anwesend gewesen. Gezeigt wurden Werbefilme, vorzugsweise aus 1920-40ern. Besonders hervorgetan haben sich die Filme von Hans Fischerkoesen. Einige Spots hatte ich im Vorfeld schon mal von ihm begutachten können, diesmal gab es aber noch einige ganz seltene Stücke oben drauf. Mal abgesehen von der Länge der Spots und den, aus heutiger Sicht, witzigen Botschaften, übermittelt mit der Holzhammermethode, waren die Spots für diese Zeit technisch sehr gut umgesetzt. Schöne Musik mit einprägsamen Bildern, also genau wie heute auch. Am Ende dann noch eine Auswahl aus Trickvideos von Musikbands. Insgesamt eine sehr informative Veranstaltung. Muss man doch tief graben, um gerade die ganz alten Werbefilme zu Gesicht zu bekommen.
ps: Aufgrund einer Planänderung zuerst in der Vorstellung von Mia et le Migou gesessen. Da ich aber eigentlich die Prosit Veranstaltung besuchen wollte, habe ich nach einigen Minuten den Saal verlassen. Aber was ich bis dahin gesehen hatte, sah zumindest optisch sehr schön aus. Den Film werde ich wohl weiter im Auge behalten.
International Competition 4
Varmints: Wunderschön. Und dann noch mit der Musik von Jóhann Jóhannsson. Ein Traum.
Birth: So bekommt man wohl keine Lust aufs Kinderkriegen. Es ist eben keine einfach Sache, die Geburt.
No Place Like Home: Wohl der morbides Streifen des Festivals. Ziemlich intensive Bilder und die entsprechend passende Musik von Rosto. Auch die Mischung aus Live-Action und 3D- Animation war sehr stimmig.
Der Eisenturm: Was beim Vorgänger noch gut funktionierte, stört hier ein wenig die Stimmung. Die Zeichnungen der Figuren und die 3D-Umgebung passen nicht wirklich gut zusammen. Dafür ist Geschichte fesselnd, aber auch irgendwie typisch deutsch.
Baader-Meinhof-Komplett: Hätte viel bissiger sein müssen. Da wurde mit Samthandschuhen gearbeitet. Ansonsten besser animiert als der extra3 Beitrag Bankenkrise vom selben Macher.
La maison en petits cubes: Wunderbar berührendes Stück Zeichenkunst. Zurecht Oscar-prämiert.
Lili: Sehr seltsamer Film. Wirklich sehr seltsam. Wer Ratten nicht sehen kann, muss sowieso einen Umweg um den Film machen. Ansonsten lohnt sich ein Blick.
French Roast: Der komödiantische Höhepunkt bei dieser Vorstellung. Am besten das Ende, als sich alles in Wohlgefallen auflöst. Wann passiert sowas schonmal in der Wirklichkeit?
In Persona – Stephen Hillenburg
Einfach mal um zu sehen, ob der Typ, aus dessen Feder Spongebob stammt, denn genauso irre ist, wie die Zeichentrickserie. Aber eigentlich ist er ganz normal, zumindest er das bei der Vorstellung. Gezeigt wurde außerdem sein Erstling Worm Holes, der noch aus Studentenzeiten stammt, an dem aber bereits sein späterer Stil bei Spongebob durchklang. Bei den ausgewählten sieben Folgen, darunter auch der Pilot, musste ich des öfteren lachen, so absurd wie manche Szenen dort teilweise waren. Mir ist allerdings noch immer ein Rätsel, dass Spongebob eigentlich als Kinderserie vermarktet wird, ob das der Entwicklung der Kinder gut tut?
Internationales Trickfilmfestival Stuttgart 2009 – Tag 4
AniMovie 7 – Idiots & Angels
Bill Plympton war persönlich bei der Vorstellung dabei. Interessant sein Auftreten vor dem Publikum. In Turnschuhen mit weißen Socken, Shorts und einem babyblauen Sakko stand er da, immer einen lustigen Spruch auf den Lippen. Das Warmup hatte zumindest schonmal sehr gut funktioniert und kurze Zeit später öffnete sich dann auch schon der Vorhang zu Idiots & Angels. Mit typisch zweideutigen Szenen beginnt der Film, spielt seine volle Ladung an Bosheit aus. Doch eine Wende leitet sich ein, ungewohnt ernst geht es in Plymptons neuesten Film zu. Kannte ich so noch gar nicht von ihm. Und dieser Tenor setzt sich auch bis zum Ende hin fort. Sicher, hier und da blitzt der makabere Humor hervor, die Zotigkeit und die sexuellen Bilder. Aber insgesamt ein eher nachdenklicher Film. Das dies nicht so bleibt, machte Bill Plympton bei Q&A im Anschluss aber gleich deutlich. Sein kommender Film wird wieder deutlich brutaler, sexistischer und lustiger. Ab das eine oder andere besser ist, mag ich für mich nicht entscheiden, bisher hat mir alles von Bill Plympton gefallen und auch ernstere Töne vermag es der Mann zu erschaffen.
International Competition 3
The Heart of Amos Klein: Recht bewegende Geschichte, die viel zum Nachdenken anregt. Der Zeichenstil war auf das Wesentliche beschränkt ohne Details auszusparen. Allerdings hat mich das Ganze etwas kalt gelassen.
The Phantom of the Cinema: Schön mal eine Scherenschnittanimation zu sehen. Mit einem voyeuristischen Blick wird das Treiben hinter der Leinwand in einem Kino gezeigt. Interessante Verschmelzung der unterschiedlichen Betrachtungsebenen von Zuschauer, Film und Hintergrund.
Drux Flux: Wilde Animationen zum Thema Arbeitswelt und der moderne Mensch. Die Bilder sprechen hier wahre Bände.
The Winter Solstice: Obwohl eine recht tragische Geschichte, schleppt sich diese von Minute zu Minute. Hat mir irgendwie gar nicht gefallen. Dafür waren die Figuren sehr schön gezeichnet.
Bamiyan: Aufwendig gestaltet, erzählt der Film von den Buddha Statuen im Bamiyan Tal in Afghanistan, die 2001 gesprengt wurden. Sehr schöne Bilder, toll animiert.
The Black Dog’s Progress: Ziemlich gewalttätige Geschichte. Recht bedrückend aber unterhaltsam, dank der außergewöhnlichen Darstellung.
Hot Dog: Der erste Vorgeschmack auf den kommenden Film von Bill Plympton. Den Stil erkennt man sofort wieder, auch der Humor ist typisch Plympton. War insgesamt aber doch recht harmlos. Hatte da etwas mehr Biss erwartet.
Skhizein: Ja, Wahnsinn. Sehr originelle Geschichte. Dazu eine super Animationen mit einem sympathischen Charakter und einem doch ernsten thematischen Hintergrund. Mein Favorit in dieser Vorstellung.
Panorama 1
The Weatherman: Witziger Film über die Tücken des Wetterberichts.
Malchik: Mir fällt es schwer zu sagen, aber der war doch schon irgendwie ziemlich langatmig.
West Lake Fish: Unterhaltsame Reise in die Welt der tanzenden Fische.
The Funk: Besteht aus der Abfolge von Fotos. Optisch gut , aber inhaltlich eher schwach.
Ha’aki: Psychedelischer Trip eines Eishockeyspiels. Schemenhafte Spieler, unklare Umgebung und Soundfetzen von Sprache, Atmosphäre und Musik verschwimmen zu einem Farbenrausch.
Fokker’s Mountain Path: Mischung aus verschiedensten Tricktechniken unterstreichen und die tragische Geschichte des Kriegsgefangenen Herman Fokker.
Monkey Joy: Könnte glatt als virales Marketing durchgehen. Wo gibt’s die Monkey Joys? Nette Idee.
Whiplashed: Einfach nur verwirrend. Die Handlung war für mich nicht ersichtlich und ergab bis zum Ende keinen richtigen Sinn.
7 Brothers: Die Märchen der Gebrüder Grimm, mit ungewohntem Ausgang. Quasi eine Märchenstunde für Erwachsene.
AniMovie 6 – The Missing Lynx
Ah, schon wieder diese merkwürdige Art der Übersetzung. Film in O-Ton auf spanisch, englische Untertitel und dazu ein deutscher Live-Dolmetscher. Zu allem Überfluss war dieser auch noch viel zu leise. Für die zahlreichen Kinder, die die englischen Untertitel nicht lesen konnten, muss dies eine Qual gewesen sein. Aber auch der Film selbst war nicht das Gelbe vom Ei. Mittlerweile scheint sich jedes Filmstudio auf 3D-Animationen zu stürzen. Ein weiteres Negativbeispiel ist dann auch The Missing Lynx. Die Figuren wirken zu steif, die Umgebung zu leer und die Gefühlswelt zu platt. Da darf ruhig auch kleineren Kindern etwas mehr zugemutet werden. Schade, dass nur noch auf das Äußere Wert gelegt zu werden scheint. Potential hatte das Thema zumindest, doch mit den ganzen logischen Fehlern und den riesenhaft klaffenden Lücken in der Story reicht es nur für mäßigen Durchschnitt.
AniMovie – Afro Samurai: Resurrection
Das kommt dabei heraus, wenn die Hip Hop Kultur auf japanisches Anime trifft. Fetziger Sound von RZA, coole Spruche von Samuel L. Jackson und eine heiße Braut mit der Stimme von Lucy Liu. Ins kalte Wasser geschmissen – kannte weder Manga noch Vorgängerfilm – erwartete mich ein Feuerwerk aus Splatter, brachialer Musik und eine Geschichte über Rache. Technisch etwas einfacher gehalten, wurde scheinbar besonders viel Wert auf die Actionszenen gelegt. Machten doch die Gewaltszenen einen Großteil des Films aus. Hier ist ganz klar zu erkennen, auf welches Publikum Afro Samurai abzielt. Und die Anhängerschaft scheint er bei dieser Vorstellung gefunden zu haben. Allgemein scheint die Kultur das Hip Hop und Gangtar Rap ja gerade ziemlich angesagt zu sein und so schlug die Coolness voll ein. So nicht bei mir, obwohl die Musik von RZA wirklich genial war und die Stimmung des ganzen Films unterstrich. Dennoch würde ich Afro Samurai in die Schublade der flachen Action Animes packen. Schön zum Angucken, aber ansonsten wenig Tiefgang.