Internationales Trickfilmfestival Stuttgart 2009 – Tag 6
AniMovie – Coraline
Die erste Vorstellung am gestrigen Samstag war so voll, dass keine Plätze mehr zu bekommen waren. Am heutigen Abend war es immer noch sehr voll, doch konnte ich mir einen guten Platz im kleinen Metropol Kinosaal für das letzte Screening sichern. Mit viel Erwartungen ging ich in den Film. Gefiel mir doch Nightmare Before Christmas außerordentlich und auch die kleine Promo, am Donnerstag, des Produktionsstudios Laika, machte einem schon irgendwie den Mund wässrig. Es hieß also Brillen aufsetzen, zurücklehnen und genießen.
Schon das Intro zielte voll auf den 3D-Effekt ab. Aber schon hier wirkte als teils unnatürlich. Zuviel 3D tut halt auch nicht gut. Im weiteren Verlauf legte es sich zwar über weite Strecken, aber hier und da gab es doch Szenen die durch viel zu übertriebene 3D-Effekthascherei negativ auffielen. Dafür waren die Puppen, Kleider, Requisiten und überhaupt die ganze Szenerie sehr schön und äußerst detailliert dargestellt. So große und fein ausgearbeitete Closeups hatte ich zuvor bei einer Stop-Motion-Animation nicht gesehen. Da merkt man schon den enormen Aufwand bei der Produktion.
Doch wie es oft so ist, wird beim Visuellen besonders dick aufgetragen, leidet die Geschichte darunter. Und auch hier war es nicht anders. Geblendet von den, ohne Zweifel, optisch beeindruckenden Bildern, konnte die Handlung trotz allem nicht fesseln. Obwohl gerade zu Beginn viel auf den Charakter der Coraline eingegangen wurde, wird er einem nicht zuteil. Relativ nüchtern verfolgt man ihr Treiben in den beiden Welten. Doch selbst das Grand Finale wirkt kühl, ohne große Spannung oder einen besonders interessanten Twist.
Ob man Coraline unbedingt in 3D sehen sollte? Ja, denn ohne wäre es wohl noch langweiliger. So kann man sich im 3D-Bilderrausch verlieren und wenigstens so dem Film noch eine gute Seite abgewinnen. Ich kann den Hype um Coraline zumindest nicht verstehen und hoffe, dass Henry Selick in Zukunft wieder bessere Filme präsentiert.
PS: Die Macken der 3D-Technik. Bei schnellen Bewegungen neigt das Bild zum Flimmern, und aufgrund der Polarisationsgläser ist das Bild einen Hauch zu dunkel.
International Competition 2
Bei der Aufführung ja im Kino verpasst und nun endlich im Video Market nachgeholt. Leider hatten sie die Best of Animation nicht da, werde ich mal schauen, inwiefern die Animationsfilme im Netz verfügbar sind.
Monsieur Cok: Geniale Animationen mit außergewöhnlichem Stil und spannender Story.
The Control Master: Im Comicstil gehaltenes Superheldenabenteuer. Nur durchschnittlich interessante Geschichte.
Maria durch ein Dornwald ging: Recht düster und schon irgendwo ein Hingucker. Aber besonders gefallen hat mir die Musik von „Arbeit“. Da muss ich mal hinterher recherchieren.
International Competition 5
Wallace and Grommit – A Matter of Loaf and Death: Nur eine durchschnittlich gute Folge. Allerdings hatte die Folge ihre Momente.
Morana: verschlafen – Kurzrezension folgt.
Never drive a car when you´re dead: Toller Stil mit schrägen Charakteren und makaberer Story. Auch die Musik passte sehr gut ins Gesamtkonzept.
The Royal Nightmare: Komplett ohne Musik und Sprache kommt diese Flash-Animation daher. Super witzig.
Rabbit Punch: Schon das zweite Mal gesehen und noch immer mag ich dem Film nichts abgewinnen.
TV Dinner: Irgendwo her kenne ich die Katze, ich weiß nur nicht woher. Aber lustig wars auf alle Fälle. Viel und laut gelacht.
Dix: Visuell einfach nur wow. So ästhetisch habe ich einen menschlichen Körper sich noch nicht zerteilen sehen. Ein absoluter Hingucker.
Kudan: Fantastischer Debütfilm vom Japaner Taku Kimura. Sowohl technisch als inhaltlich sehr schön.
Farewell: Wirkte irgendwie befremdlich und bizarr. Muss ich mir nochmal anschauen.
In Persona – Keiichi Tanaami
Am letzten Tag des Festivals gab es noch eine Vorstellung aus der Reihe In Persona. Diesmal ein weiteres Mal mit dem Experimentaltrickfilmmacher Keiiche Tanaami, der nun schon seit über 50 Jahren ununterbrochen Trickfilme produziert. Einen kleinen Überblick gaben die Werke der letzten acht Jahre, welche heute gezeigt wurden. Darunter auch sein neuester Film Shunga, der gerade einmal zwei Wochen alt ist und in Stuttgart seine Welturaufführung feierte.
Die Trickfilme sind alle handgezeichnet und auf klassische Art animiert, ohne Einsatz von heute fast üblicher Computertechnik. Vielleicht liegt gerade darin die besonders intensive Wirkung der Bilder. Teils psychedelisch scheinen diese, mit oft wiederkehrenden Formen und Figuren, die, so erklärt Tanaami, wiederholt in seinen Träumen auftauchen. Die Musik unterstreicht die Bilder und verleiht den Filmen letztlich ihre Magie, der man sich nicht zu entziehen vermag.
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