Berlinale 2013: Hitchcock meets 3D
Ausschlafen kam leider erstmal nicht in Frage, da ich für den letzten Berlinale Tag noch einige Karten brauchte. Danach ging es aber so langsam los. Der erste Programmpunkt war im Delphi Filmpalast. Nach einer unerträglichen halben Stunde Wartezeit vor dem Kino ging es wenige Minuten vor Filmbeginn endlich rein. Keine Ahnung woran das lag, aber besonders glücklich ist dies nicht gelaufen. Aber nun zum eigentlichen, A Single Shot von David M. Rosenthal. Große Namen wie Sam Rockwell, William H. Macy und Jeffrey Wright haben mir schon beim Querlesen der Inhaltsangabe Lust gemacht. Und stark hat der Film auch begonnen. Ein spannender Thriller im Film Noir Stil. Rockwell fand ich ein seiner einsamen Darstellung in Moon schon grandios und auch hier konnte er mehr als überzeugen. Unterstrichen wurde das Ganze durch den restlichen Cast, die eindringlichen Naturbilder und den teilweise zwar etwas aufdringlichen aber dennoch überzeugenden Score. Geschwächelt hat A Single Shot etwas bei der Story. Die Romanvorlage kenne ich nicht und kann also auch nicht nachvollziehen, wie detailgetreu hier das Drehbuch umgesetzt wurde. Inhaltlich war aber der Showdown extrem spannend und mitreißend. Beim Ende hingegen fand ich die Figur von Sam Rockwell nicht überzeugend. So bekam das Bild eines bis dahin sehr soliden Thrillers einige kleine Risse. Schade, sind die restlichen 95% des Films wirklich empfehlens- und sehenswert.
Hatte ich gestern bereits mit Some Like It Hot einen ersten Klassiker gesehen, ging es heute mit Alfred Hitchcocks Dial M for Murder weiter. Dieser wurde das erste Mal in Europa in der restaurierten 3D-Fassung gezeigt. Und was soll ich sagen, für das Alter Respekt an die Restauratoren, die hier ganze Arbeit geleistet haben. Zwar gab es an einigen Stellen störende Bildfehler, aber im Großen und Ganzen sah das alles sehr gut aus. Technisch gab es also nicht auszusetzen. Inhaltlich war der Film ein positive Überraschung. Der Name Hitchcock spricht ja für sich, aber Dial M for Murder, den ich zuvor noch nicht gesehen hatte, war ein Krimi erster Güte. Spannend, witzig und voller interessanter Wendungen. Einzig das Ende kam mir etwas gestreckt vor, aber ansonsten wurde ich bestens unterhalten. Was ich dem Film noch zu Gute halten möchte ist sein sehr schöner und intelligenter Einsatz der 3D-Technik. Mal davon abgesehen, dass der Film aus dem Jahre 1954 stammt und somit schon weit vor Avatar zeigte was mit 3D machbar ist, hat Hitchcock hier auf albernd übertriebenes 3D verzichtet und es bei der reinen Abbildung der örtlichen Szenen belassen. So wirkt die 3D-Dastellung sehr natürlich und nicht aufdringlich und unterstützt das bereit hervorragende Szenenbild dezent aber durchaus effektiv.
Weiter ging es mit der Retrospektive des Japaners Keisuke Kinoshita. Retrospektiven empfinde ich immer als eine sehr schöne Gelegenheit Filme kennenzulernen, die einem sonst wahrscheinlich verborgen geblieben wären. So erging es mir dann auch mit Shito no densetsu – A Legend or Was It? Am Ende des zweiten Weltkriegs im ländlichen Japan spitzt sich eine Konflikt zwischen Dorfbewohnern und Bauern bis zur Eskalation immer weiter zu. Diese wird in äußerst eindringlichen Bildern geschildert und macht den Film zu einem sehr intensiven Erlebnis. Die Musik mit ihrem nervenzerreißenden Klang tut ihr Übriges. Womit ich aber überhaupt nicht klar kam, war die Art des Schauspiels. Diese ist mir mit ihrer sehr übertriebenen Mimik und Gestik zu fremd und baut eher eine Trennung als eine Verbindung zu den Figuren auf. Dennoch bleibt ein emotionales Stück japanischen Films mit Bildern und Tönen die sicher noch eine Zeit lang im Gedächtnis bleiben.
Damit fand der heutige Tag auch seinen Abschluss und mit gemischten Gefühlen habe ich mich ins Bett verabschiedet. Morgen folgt ein weiterer langer Kinotag und ich werde noch versuchen Karten für Soderberghs Side Effects zu ergattern.
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