Beiträge mit dem Tag ‘Berlinale’
Berlinale 2013: Scorsese, Delpy, Monroe, was für ein Auftakt
Nach einem Jahr Pause bin ich nun wieder zurück in Berlin, genauer gesagt zur Berlinale. Bis auf einen Film konnte ich mein Wunschprogramm im Internet vorbestellen und bin erneut gespannt auf das was da kommen möge.
Den Auftakt machte eine Veranstaltung zur Retrospektive von Martin Scorsese in der Deutschen Kinemathek. Dort fanden sich Christian Petzold und Stefan Will zu einer munteren Diskussion über Musik im Film und dessen Verwendung und Bedeutung ein. Bezug wurde dabei nicht nur auf Scorseses sondern auch auf Petzolds Filme genommen. Sehr interessant und ein schöner Einstieg für mich in die diesjährige Berlinale.
Weiter ging es dann im Berlinale Palast mit einem kleinen aber feinen Highlight. Die letzten Tage habe ich mir die beiden ersten Teile von Richard Linklater, der mittlerweile zur Trilogie herangewachsenen Reihe mit Julie Delpy und Ethan Hawke, angesehen. Und so war ich entsprechend freudig gespannt, was mich nun zur Premiere im dritten Teil erwarten würde. Nachdem ich über den kleinen roten Teppich ins Kino gelangt bin und die beiden Hauptakteure samt Regisseur währenddessen unter Blitzlichtgewitter über den großen Roten Teppich schritten, gab es zunächst die Verleihung der European Shooting Stars 2013. Ich muss gestehen, dass ich von den Jungdarstellern keinen kannte, aber es sah alles sehr vielversprechend aus, was ich da in den kleinen Filmausschnitten gesehen habe. Nach der Verleihungszeremonie ging es dann auch endlich mit dem neuen Film von Linklater los, Before Midnight. Der Beginn war grandios, doch schnell merkte man, dass es in den beiden Hauptcharakteren brodelte. Und im letzten Drittel kam es dann auch zum großen Knall. Und obwohl dies alles wieder einmal sehr gekonnt von Delpy und Hawke in Szene gesetzt wurde, wirkte es diesmal alles etwas zu aufgesetzt. War die Spontanität der ersten beiden Filme noch äußerst interessant und kennzeichnete diese auch, so habe ich genau diese in Before Midnight leider vermisst. Zu konstruiert wirkte die Story und Charaktere. Dennoch blieb am Ende etwas Versöhnliches und ich würde mir zu gerne wünschen, dass in neun Jahren Teil Nummer vier das Licht der Welt erblickt und so diese tolle Reihe fortgesetzt wird.
Den Abschluss des ersten Abends machte ein wahrer Klassiker, Billy Wilders Some Like It Hot. Und hot war auch mein Start in den Film. Da sich das ganze Prozedere mit der Vorführung von Before Midnight ewig hingezogen hatte, musste ich schon meine Beine in die Hand nehmen, um noch den Kinosaal ein paar Straßen weiter in letzter Minute zu erreichen. Aber es hatte noch geklappt und kaum hatte ich wieder Luft ging es auch schon mit dieser wunderbaren Komödie mit Tony Curtis, Jack Lemmon und Marilyn Monroe los. Komischerweise habe ich bisher unbewusst die Filme von Billy Wilder gemieden. Warum weiß ich auch nicht, aber ich werde nach diesem Film wohl mit Nachdruck das filmische Schaffen von Billy Wilder nachholen. Aber zurück zu dieser Komödie. Da gab es nichts auszusetzen. Viele Lacher, ungewöhnlich freizügiges Kino aus einer weniger freizügigen Zeit und drei wunderbare Hauptdarsteller. Einzig die schlechte Bildqualität vermieste etwas den Genuss. Aber wahrscheinlich ist man nach den ganzen hervorragenden Restaurationen wie den Fritz Lang Klassikern etc. einfach zu verwöhnt.
Insgesamt ein guter Start in die Berlinale, wenn auch die große Überraschung erstmal ausblieb. Aber es folgen ja noch ein paar Tage im kalten aber diesmal zum Glück nicht spiegelglatten Berlin.
Berlinale 2011: Escuchando al Juez Garzón
Escuchando al Juez Garzón | Listening To The Judge
R: Isabel Coixet
Spanien 2011
Spanisch
Berlinale Special
Mit einem Jahr Verspätung schreibe ich dieses Review. Und die aktuellen Ereignisse haben die Bilder und Gedanken an dieses Interview wieder in mir aufflammen lassen. Letzte Woche wurde Baltasar Garzón ein elfjähriges Berufsverbot auferlegt. Überrascht hat mich das nach diesem Film nicht mehr.
Ein großer Verdienst von Escuchando al Juez Garzón ist zum Einen die Bekanntmachung des Richters. Ich hatte vorher nur sehr bruchstückhaft von dessen Tätigkeiten mitbekommen. In dem eineinhalbstündigen Interview erzählt er teils sehr detailliert von den vergangenen und aktuellen Untersuchungen gegen seine Person. Dabei wird schnell klar, dass Garzón für nicht wenige Menschen ein unliebsamer und äußerst unbequemer Zeitgenosse ist. Im weiteren Verlauf versucht Garzón Licht ins Dunkel zu bringen und zumindest einige Sachverhalte richtig zu stellen. Was letztlich Wahrheit ist und was nicht, vermag der Film nicht zu klären, soll er auch nicht. Vielmehr wird der übergroße Charakter von Baltasar Garzón deutlich und mit Respekt und Anerkennung kann man auf dessen Leistungen schauen und nur verwundert auf sein Durchhaltevermögen, angesichts der immensen Anschuldigen ihm gegenüber, blicken.
Berlinale 2011: Night on Earth
Night on Earth
R: Jim Jarmusch
USA, Großbritannien, Japan 1991
Englisch, Französisch, Italienisch, Finnisch
D: Armin Mueller-Stahl, Gena Rowlands, Winona Ryder
Hommage
Auf der diesjährige Berlinale ist dem großen Armin Mueller-Stahl eine Hommage gewidmet. Leider habe ich es nur zu dieser einen Vorstellung geschafft, aber diese hat sich sowas von gelohnt. Meinen letzten Film von Jim Jarmusch habe ich nun schon vor einigen Jahren gesehen, Broken Flowers. Seitdem habe ich mich vollends in die Filme dieses Regisseurs verliebt.
Night on Earth ist ein aberwitziger Trip durch die unterschiedlichsten Orte auf der Erde. Die einzelnen Episoden sind grandios. Trotz der teils kammerspielartigen Dialoge, oder gerade deswegen, wirken die Geschichten äußerst intensiv. Ein Highlight war dann auch die Szene mit Armin Mueller-Stahl, der sowohl im Film als auch in Wirklichkeit gerade frisch in den USA begonnen hatte zu arbeiten. Vielleicht ist gerade deswegen diese Episode so unglaublich toll.
Auch die anderen Episoden waren wunderbar anzuschauen. Trotz der 129 Minuten Laufzeit habe ich zu keinem Zeitpunkt Langeweile verspürt. Im Gegenteil, am Ende wollte ich nicht glauben, dass die Nacht auf Erden schon beendet war. Das I-Tüpfelchen war dann noch das riesige Staraufgebot. Und jeder für sich wusste zu überzeugen und es war einfach schön viele Schauspielgesichter in ihrer Anfangszeit zu sehen.
Berlinale 2011: Mein bester Feind
Mein bester Feind | My Best Enemy
R: Wolfgang Murnberger
Österreich, Luxemburg 2010
Deutsch
D: Moritz Bleibtreu, Georg Friedrich, Ursula Strauss, Uwe Bohm, Marthe Keller, Udo Samel
Script: Paul Hengge, bearbeitet von Wolfgang Murnberger
Wettbewerb
Wolfgang Murnberger ist mir durch die drei Brenner Filme ein Begriff. Das Handwerkliche ist also schonmal vorhanden. Die Handlung klingt durchaus unterhaltsam und mit dem Darstelleraufgebot scheint Mein bester Feind ein Runde Sache zu werden.
Ganz so rund ist der Film nach den 110 Minuten allerdings nicht. Thematisch eine eher tragisch ernste Geschichte, mit komischen Elementen versetzt und temporeich auf Leinwand gebracht. Alles für sich genommen ist funktioniert außerordentlich gut. Das Zusammenspiel funktioniert aber weniger gut. Bei mir verursachten die Stimmungswechsel immer etwas Bauchschmerzen und so konnte ich mich nie völlig auf die lustigen oder auch die ernsten Passagen in dem Film einlassen. Am Ende kriegt Murnberger zwar noch die Kurve und beschert uns eine Hollywood-typisches Happy End, macht mich aber nicht vollends glücklich. Obwohl äußerlich alles passt – Kamera, Kulisse, Musik, Darsteller, Handlung, Kostüme etc. – bleibt ein etwas bittere Nachgeschmack.
Dennoch war Mein bester Feind eine unterhaltsamer Film, nicht mehr und nicht weniger und ein guter Start für den heutigen Berlinale Tag.
Berlinale 2011: Scenes From The Suburbs
Scenes From The Suburbs
R: Spike Jonze
USA, Kanada 2010
Englisch
D: Sam Dillon, Zoe Graham, Zeke Jarmon, Paul Pluymen, Ashlin Williamson
Berlinale Shorts Wettbewerb
Lange und sehnsüchtig habe ich auf den Moment gewartet und wurde nicht enttäuscht. Musik von der Band Arcade Fire in Filmform verwandelt durch Spike Jonze. Herausgekommen ist ein sehr interessantes Stück Film, welches Szenen von Jugendlichen zeigt, die jeder so oder so ähnlich wohl auch selbst in seiner Jugend erlebt hat.
Scenes From The Suburbs spielt allerdings in einer Umgebung die zunächst vertraut, kurz darauf allerdings fremd und auch irgendwie utopisch wirkt. Dies lenkt jedoch schnell den Fokus zurück auf die Darsteller und dessen Beziehungen untereinander und darin ist Spike Jonze ein Könner. Schon in Where the Wild Things Are konnte er mich mehr als überzeugen. Ganz konkret lässt sich die Handlung nicht nachvollziehen, was es etwas erschwert dem Ablauf zu folgen. Aber das birgt auch gleichzeitig den Reiz an dem Film. Zurück bleibt nach den knapp 30 Minuten ein toller Soundtrack und die Erlebnisse der Figuren, die ausgesprochen gut und authentisch durch die Jungdarsteller vermittelt wurden.
Berlinale 2011: Susya
Susya
R: Dani Rosenberg, Yoav Gross
Israel, Palästinensische Autonomiegebiete 2010
Arabisch, Hebräisch
Berlinale Shorts Wettbewerb
Ein anscheinend ewig andauernder Konflikt auf so einfache und dennoch tragische Weise dokumentiert. Alles scheint verfahren und der Konflikt zwischen Israel und Palästina unlösbar. Allzu deutlich zeigt das dieser kurze Dokumentarfilm. Ganz nah ist er am Geschehen und macht so die Problematik greifbar. Eine Antwort auf die Probleme kann auch Susya nicht geben, versucht sich aber in der Mittlerrolle um Verständnis auf beiden Seiten zu schaffen.
Berlinale 2011: Sudsanan
Sudsanan | Terribly Happy | Schrecklich Glücklich
R: Pimpaka Towira
Thailand 2010
Thai
D: Nopavat Onsee-tha, Chontida Praton, Yanee Kongnakoo
Berlinale Shorts Wettbewerb
Sehr dramatisch wird eine, in jüngerer Vergangenheit häufiger anzutreffende, Situation in Thailand gezeigt. Eine junge Frau geht eine Beziehung mit einem älteren Herren aus dem Westen ein. Ob nun aus Zwang oder aus freien Stücken sei zunächst dahin gestellt. Jedenfalls verletzt dies den vom Militärdienst zurück gekehrten Soldaten sehr, dessen Liebe ungebrochen zu der jungen Frau, seiner bisherigen Freundin, ist. Überzeugend werden die Gefühle und innerlichen Konflikte über die Leinwand transportiert. Nachvollziehbar sind, wie so oft, alle Positionen, was die Dramatik des Ganzen noch steigert. Eine Milderung der Wut des Soldaten soll die Vergebung bringen. Ein innere Auseinandersetzung beginnt und der Zuschauer trägt diese ebenfalls mit sich selbst aus.