Beiträge mit dem Tag ‘Festival’
Fantasy Filmfest 2014 – Angekommen
Nach einem eher durchwachsenen ersten Tag auf dem Fantasy Filmfest fühle ich mich aber wieder angekommen. Es macht Laune die Filme zu schauen und wettertechnisch ist es auch um Längen besser im August draußen die wärmenden Sonnenstrahlen zu genießen, als im Februar auf der Berlinale zu versuchen nicht zu erfrieren oder auf den langen Wegen zwischen den Kinos nicht doch noch auf den letzten Metern genüsslich auf dem eisglatten Boden horizontal vor die Eingangstür zu rutschen. Dies Alles kann einem zumindest hier in nicht passieren.
iNumber Number
R: Donovan Marsh
Südafrika 2013
Es geht in eine Gegend, in der diese Art von Film wohl eher weniger erwartet wird. iNumber Number, ein klassischer Gangsterfilm wie aus einem Tarantinotraum, verlegt ins südafrikanische Soweto. Ein durchaus hollywoodreifer Einstieg in den Film lässt kaum Zeit zum Durchatmen, so schnell ist das Tempo, welches durch rasante und teilweise abgefahrene Wackelkameraeinstellungen unterstützt wird. Der Look und der Score gefallen sehr und die Figuren bieten ein breites Spektrum an unterschiedlichen Charakteren. Hier ist allerdings auch der einzige Makel an iNumber Number zu finden. Viele Figuren bleiben bis zum Ende zu blass und bis auf die beiden Hauptdarsteller, die ihre Sache exzellent machen, ist der Rest leider nur Beiwerk für die Handlung. So wirkt die Szene einer Konfrontation aller Gangster auch eher wie ein Kindergarten und nicht wie ein knallharter Kampf bissiger Bulldoggen.
Dennoch weiß iNumber Number zu gefallen und es ist eine angenehm Abwechslung solche Handlung in eine andere Szenerie zu packen. Ich für meine Teil hatte 96 Minuten lang Spaß und wurde Bestens unterhalten. (7/10)
Coherence
R: James Ward Byrkit
USA 2013
So, gestärkt mit ein wenig Essen und genügend Zeit, um sich das gerade Gesehene nochmal durch den Kopf gehen zu lassen, hier nun ein paar Worte zum zweiten Beitrag des heutigen Tages. Alles beginnt wie ein ganz normaler Abend, Freunde treffen sich, tauschen Neuigkeiten aus, haben Spaß. Getrübt wird das Zusammentreffen durch einen vorbeifliegenden Kometen. Es passieren merkwürdige Dinge und das Unheil nimmt seinen Lauf.
Das Zusammenspiel der einzelnen Darsteller wirkt sehr natürlich und zu großen Teilen auch authentisch. Nicht ganz warm werden kann ich mit der Darstellung der Laurie, deren Schauspiel teils zu gekünstelt wirkt. Mit den anderen Figuren komme ich gut klar und diese bestärken die Glaubwürdigkeit der Szenerie. Denn was in den kommenden 1 ½ Stunden passiert, ist schon ziemlich abgefahrener Scheiß. Das Hirn wird mit einer wilden Konstruktion aus Parallelwelten ala Schrödingers Katze auf Trab gehalten, die sich aber nur häppchenweise manifestieren. Unterstrichen wird die Stimmung durch sehr dezenten Einsatz von Musik und einem Kamerabild, welches ständig ins Unscharfe abgleitet und so die Situation nie wirklich scharf erfassen lässt.
Von Minute zu Minute fügt sich das Puzzle zu einem Ganzen zusammen und am Ende ist nicht nur der Zuschauer, sondern auch einer der Protagonisten von der Wahrheit erschlagen. Und es stellt sich zum Grand Finale die eine Frage: Was würdest du für eine perfekte Welt tun? (8/10)
Patema Inverted/Sakasama no Patema
R: Yasuhiro Yoshiura
Japan 2013
Der erste und leider auch einzige Anime bei diesem Festival. Allerdings wurde mit Patema Inverted eine gute Wahl getroffen. Technisch sehr schön umgesetzt, geht es in eine umgekehrte Welt, in der die Dinge auf dem Kopf zu stehen scheinen. Aber der Eindruck trügt nicht und Yasuhiro Yoshiura schafft es mit der Darstellung seines futuristischen Szenarios überzeugend zu sein.
Etwas schwierig hingegen ist der stellenweise aufblitzende Kitsch und die teils doch arg präsente Schwarz-Weiß-Darstellung einiger Charaktere. Dies ist wohl dem Umstand geschuldet, dass ein möglichst breites Publikum erreicht werden soll. Sieht man darüber hinweg, gibt es eine aufregende Geschichte um zwei Jugendliche, die trotz widrigster Umstände versuchen einander zu finden. So gibt es nicht nur was für das Herz sonder auch was fürs Hirn. Mit einer philosophischen Aussage fallen am Ende buchstäblich die Welten wie Kartenhäuser in sich zusammen und eröffnen den Protagonisten völlig neue Blickwinkel auf ihr eigenes sein und ihren Platz in der Welt.
Zeichnerisch ist Patema Inverted hervorragend umgesetzt. Eine gesunde Mischung aus Handzeichnung und CGI erwecken die Figuren und die Landschaft zum Leben. Besonders reizvoll ist das Spiel mit der entgegengesetzten Gravität. Kaum fühlt man sich mit beiden Füßen sicher auf dem Boden, da stellt sich kurzerhand alles auf den Kopf, um sich wenig später wieder umzukehren.
Dennoch schwächelt der Film insgesamt auf der emotionalen Ebene. Trotz der deutlichen Präsenz der beiden Hauptcharaktere, fehlt ihnen letztlich das gewisse Etwas, um ihnen merklich näher zu kommen. Auf alle Fälle sollte man sich den Film anschauen, schon allein der verrückten Gravitationsspielerei wegen. (6/10)
Fantasy Filmfest 2014 – Back to Fantasy
Nach dem doch recht gutem Vorspiel im Frühjahr bei den Fantasy Filmfest Nights in Hamburg habe ich mich recht leicht dazu durchgerungen, einige Tage in Berlin zu verweilen, um einen etwas umfangreicheren Einblick zu erhaschen. Leider ist für mich nicht mehr Zeit verfügbar, aber sollte sich der Trend aus dem Frühjahr fortsetzen, so steht einem kommenden Besuch in den nächsten Jahren sicherlich nichts im Wege. Jedenfalls startet der erste Tag bereits mit einer Auswahl von drei Filmen, die querbeet durch die Genres reichen.
Blue Ruin
R: Jeremy Saulnier
USA 2013
Rachefilme haben in den letzten Jahren Hochkonjunktur an den Kinokassen und so reiht sich auch Blue Ruin in diesen Reigen ein. Das Setting in einer typischen Kleinstadtidylle auf dem Lande mit allem was es für einen Rachefilm braucht. Dwight, ein zerbrochener Charakter der nach einem tragischen Doppelmord nach Rache dürstet. Erst mit der Zeit wird klar worum es überhaupt geht, was genau die Motive von Dwight sind. Und als es einem dämmert, ist man auch schon mittendrin im Blutrausch.
Recht brutal geht der Film von Anfang an zu Werke und lässt auch bis zum Ende in Sachen bildhafter Gewalt nicht nach. Auf der Strecke bleibt ein wenig das Lüften von Dwights Gefühlswelt, die ihn letztlich zu den Taten drängt. Immer mal wieder gibt es kurze Momente, die einem teilhaben lassen an Dwights Verzweiflung und Schmerz, aber so richtig mag sich das einem nicht erschließen. Das Handeln Dwights ist durchaus nachvollziehbar, insofern es einem gelingt, die ganzen Hintergründe emphatisch anzunehmen und zu akzeptieren. Dies viel mir persönlich etwas schwer und so wirkt das Ende dann auch etwas blass und gleichgültig, obwohl die Story weitaus mehr hergegeben hätte. Der Rest ist ansonsten sehr stimmig. Die Figuren sind glaubhaft, die Musik entsprechend des Themas angepasst. Obwohl mit „No Regrets“ etwas zu sehr dick aufträgt. Dafür wirkte das Gesamtkonzept von Blue Ruin doch zu ernst, als das man es als unterhaltsamen Rachefilm verkaufen könnte.
Besonders hervor zu heben ist die darstellerische Leistung von Macon Blair als Dwight. Dieser trägt den Film von der ersten bis zur letzten Minute und lässt sich auch von den anderen Figuren nicht die Butter vom Brot nehmen. Alles in allem eine runde Sache, die aber auf der Handlungsebene mehr Detailarbeit hätte vertragen können. (6/10)
Honeymoon
R: Leigh Janiak
USA 2014
Weiter geht es mit einem schwer zu beschreibenden Film. Am ehesten lässt sich Honeymoon wohl in die Ecke der Besessenheitsfilme stecken, obwohl es während des Verlaufes nicht klar wird, von was die Personen dort überhaupt besessen sind. Und das ist auch gut so. Immerhin braucht es nicht für Alles eine Erklärung und die ist gerade bei diesem fantastischen Kammerspiel auch gar nicht von Nöten.
Die beiden Hauptprotagonisten spielen ihre Rollen äußerst überzeugend und eindrucksvoll. Rose Leslie, die eher aus der TV Serie Game of Thrones bekannt ist, passt wunderbar ins Kinoformat und darf dort gern auch in Zukunft zu finden sein. Mit den gebotenen Mitteln eines sehr beschränkten Raumes, zweier Haupt- und Nebencharaktere und einem minimalistischen aber sehr effektiven Score ist die Spannung teils zum Zerreißen gespannt und erlebt bis zum Ende des Films einen kontinuierlichen Anstieg, der in einem vielleicht nicht ganz so geglückten, aber dennoch akzeptablen Schluss ihren Höhepunkt findet.
Filmisch gekonnt umgesetzt ist man ständig ganz nah dran an den Figuren und erlebt die Beziehung zwischen Bea und Paul sehr intensiv und auch deren Auseinanderbrechen. Stück für Stück wird aus dem harmonischen Zusammensein ein beängstigendes Beisammensein, welches Umbehagen und größte Unruhe hervorruft. So fühlt sich Honeymoon auch keineswegs angenehm an und hat einen bleiben Eindruck hinterlassen. (8/10)
Redirected/Uz Lietuva!
R:Emilis Velyvis
Großbritannien/Litauen 2014
Erst Britannien und wenig später Litauen. Was man schon von Guy Ritchie Filme ala Snatch oder Bube, Dame, König, grAS kennt, setzt Emilis Velyvis in seinem Redirected fort. Schade dabei ist die Tatsache, dass Velyvis eher schlecht kopiert und weniger versucht hat das Gegebene weiter zu entwickeln. So geht dem Film nach einem temporeichen und durchaus sehr unterhaltsamen Start auch recht schnell die Luft aus. Zwischenzeitlich wünscht man sich, trotz der teils grandiosen und grotesken Einfälle Velyvis’, die Handlung etwas zügiger vorantreiben zu wollen. Gegen Ende nimmt der Film zwar wieder etwas an Fahrt auf, schafft es aber nicht den Kreis zu schließen und an die Qualitäten der Filme aus Britannien anzuknüpfen. Zudem ist der Schluss etwas merkwürdig und deutet auf einen mäßigen Cliffhanger für eine Fortsetzung hin. Kann man machen, muss man aber nicht.
Vieles aus Redirected gab es früher schonmal zu sehen. Figuren, Musik und Look erinnern, wie schon gesagt, an die Guy Ritchie Filme und so bleibt nur dem Regisseur ein Lob dafür auszusprechen, dass er den britischen Gangsterfilm noch Litauen gebracht hat. Und das auch recht solide und schaubar. (6/10)
Fantasy Filmfest Nights 2014 – Abschluss
Gut erholt vom gestrigen Tag ging es heute auch schon recht früh am Nachmittag mit dem ersten Film los. Es stand wieder eine sehr bunte Mischung aus Horror, Science Fiction und Komödie auf dem Plan.
The Green Inferno
R: Eli Roth
USA 2013
Tja, so gut wie der gestrige Tag endete, so schlecht sollte er heute beginnen. Jedenfalls war Eli Roths neuer Film ein Reinfall auf ganzer Linie. Ich fühlte mich an die Regiearbeit eines Uwe Boll erinnert und war auch dementsprechend gelangweilt. Die Figuren wirkten unglaubhaft, mit Klischees überladen und die Indianer als Kannibalen völlig fehl am Platze. Da half auch nicht der gehobene Gorefaktor in der zweiten Hälfte des Films, denn bis dahin hatte ich The Green Inferno schon abgeschrieben. Kurzes Resümee, platte Handlung zum Einschlafen. (3/10)
Snowpiercer
R: Joon-ho Bong
Südkorea/USA/Frankreich 2013
Endzeitfilme habe ich lange nicht mehr gesehen und so war Snowpiercer mal wieder eine äußerst angenehme Abwechslung. Die Handlung in einen Zug verfrachtet sieht man nicht jeden Tag und so ist die Action auf diesem engen Raum auch dementsprechend stark konzentriert und direkt. Es gibt gute Schauspieler, schön anzusehende Kampfkunst und eine wirkungsvolle Atmosphäre, die nicht allein durch den eindringlichen Score, sondern auch das dreckige Set unterstrichen wird. Die Spannung wird konsequent bis zum Ende hin aufgebaut und die Handlung ist nicht nur mit Action gespickt, sondern man hat auch den ein oder anderen Lacher mit einfließen lassen. Problematisch ist das Konstrukt des ewig fahrenden Zuges. Hier und da wirkt es wenig durchdacht und man muss an diesen Stellen einfach drüber hinwegsehen. Zudem kränkelt Snowpiercer beim Showdown. Die Tränendrüsen werden zwar angesprochen, finden bei mir aber keinen Auslöser. Dazu war der Hauptcharakter bis dahin einfach zu blass, um das nötige Potential ausspielen zu können. Zudem ist das Ende, nunja, schwierig. Kann man so machen, muss man aber nicht. Dennoch bleibt ein Endzeitfilm der etwas anderen Art, der trotz der zwei Stunden Laufzeit durchaus Laune macht. (7/10)
Witching and Bitching/Las brujas de Zugarramurdi
R: Álex de la Iglesia
Spanien/Frankreich 2013
Was für ein wunderbarer Abschluss der Fantasy Filmfest Nights. Iglesias Streifen hatte einfach alles zu bieten was man in einen Hexenfilm halt so packen kann. Mit einem Mordstempo jagt die Handlung von einem grandiosen Augenblick zum nächsten. Durchatmen fällt hier schwer, so rasant sind Schnitt, Musik und Dialoge. Und ist man an einem Punkt angekommen an den man denken mag, schräger kann es nicht werden, legt Iglesias noch ein Schippe Verrücktheit drauf. Zu mäkeln gibt es ansich nichts. Das fast nur noch CGI Blut verwendet wird, scheint halt gerade Mode zu sein, was etwas schade ist. Ansonsten schräge Figuren wohin man schaut, feinster schwarzer Humor schon beim Intro und sehr atmosphärische Sets. Von Anfang bis Ende beste Unterhaltung. Schön auch der Umstand als Filmlocation des real existierende Zugarramurdi zu benutzen. (8/10)
Noch ein kleines Resümee zu den Fantasy Filmfest Nights 2014. Es hat sich gelohnt und es war schön mal wieder einen kleinen Ausflug in die Welt des Fantastischen zu machen. Wenn es die Zeit erlaubt bin ich vielleicht dieses Jahr nochmal dabei, wenn nicht, dann spätestens im nächsten. Ich freu mich drauf.
Fantasy Filmfest Nights 2014 – Wiedereinstieg
Der letzte Besuch des Fantasy Filmfest liegt schon über 15 Jahre zurück und muss wohl 1998 in Köln gewesen sein. Es ist seither also jede Menge Zeit verstrichen, in der ich aber immer ein wachsames Auge auf das Festival hatte. Leider hat es sich in den vergangenen Jahren zeitlich nicht ergeben einen Abstecher in die Fantasiewelt zu machen. Doch dieses Jahr standen die Sterne günstig und ich nutzte die Gelegenheit zumindest die kurzen aber feinen Nights in der Gründerstadt Hamburg zu besuchen.
Rigor Mortis / Geung si
R: Juno Mak
Hong Kong 2013
Der Einstieg beginnt mit einem fernöstlichen Geisterfilm in einem Hochhaus. Alles schon gesehen, würde man jetzt sagen, aber die ganze Sache ist mit Vampirelementen angereichert und bietet allerhand Action schon von der ersten Minute an. So wird es zwar bis zum Ende nicht langweilig, dennoch gibt es keine größeren Höhepunkte. Rigor Mortis bewegt sich auf gutem Niveau, fällt in keiner Disziplin besonders ab, kann trotz allem nicht vollends überzeugen. Besonders das Gefühl alles schonmal gesehen zu haben macht es schwer aus den ganzen anderen Geisterfilmen herauszustechen. Ich würde sagen, Rigor Mortis kann man sehen, muss man aber nicht. (6/10)
Enemy
R: Denis Villeneuve
Kanada/Spanien 2013
Ein Hauch von Hollywood mit Jake Gyllenhaal, Mélanie Laurent und Isabella Rossellini kehrt ins Fantasy Filmfest ein. Nach dem actionreichen Rigor Mortis ist Enemy eine ganze Nummer ruhiger. Doch schon zu Beginn wird klar, dass die Handlung einen beunruhigenden Verlauf nehmen wird. Bis es aber deutlich wird vergeht einige Zeit und es bleibt Raum sich näher mit den Charakteren auseinanderzusetzen. Nach der Hälfte von Enemy spitzt sich die Situation zu und es entfaltet sich ein Psychothriller mit Mysteryelementen. So lässt das Ende auch, zumindest nach erstmaliger Sichtung, mehrere Interpretationen zu. Ich für meinen Teil werde meine Theorie nach einer weiteren Runde Enemy versuchen zu untermauern. Bis dahin bleibt ein beunruhigender Film mit tollen Schauspielern und einem sehr überzeugenden Score. (7/10)
Dead Snow 2: Red vs. Dead / Død Snø 2
R: Tommy Wirkola
Norwegen 2014
Schon der erste Teil des Norwegers Tommy Wirkola war ein reines Splatterfest. Und was man vorher schon so hörte, sollte dies im zweiten Teil einen ganzen Zacken heftiger werden. Und so war es auch. Nahtlos ging es mit dem Gemetzel weiter und das Blutlevel wurde bis zum Ende ganz weit oben gehalten. Was sofort auffällt ist das gesteigerte Budget, welches Wirkola zur Verfügung stand. Zwar ist der Handlungsrahmen örtlich sehr beschränkt und findet weiterhin in der für Zombiefilme ungewohnten Landschaft norwegischer Fjorde statt, aber der erweitere Finanzrahmen schafft es eine gut funktionierende Kulisse zu erschaffen. Und bis auf das teils etwas unglücklich wirkenden CGI Blut klappt das auch ganz gut. So wird einem Splatter vom Feinsten geboten. Man fühlt sich wieder an Klassiker wie Braindead und Evil Dead erinnert und es gibt an einigen Stellen wirklich ziemlich kranken Scheiß der über die Leinwand flimmert. Doch leider gibt ein großes Problem, dass man aber ganz gut umgehen kann. Und zwar sollte man der sehr vorhersehbaren, mit riesengroßen Plotholes, gespickten Handlung bereits zu Beginn keiner weiteren Bedeutung beimessen. So und nur so macht Dead Snow 2 auch wirklich Spaß und man wird mit dem wohl romantischsten Ende aller Zombiefilme belohnt. Übrigens heißt es hier bis zum Schluss sitzenbleiben. (7/10)
Nach der doch sehr langen Auszeit ist der Wiedereinstieg ins Fantasy Filmfest für mich ganz persönlich hervorragend gelungen. Es gab eine bunte Mischung an Themen und zumindest heute keinen qualitativ schlechten Ausreißer. Und mit dem Savoy Filmtheater hat die Festivalleitung ein sehr gutes Händchen bei der Kinoauswahl bewiesen. Schon lange konnte ich nicht mehr, dank Wohlfühlsessel, so bequem Kinofilme genießen. Morgen ist dann der zweite, aber auch schon der letzte Tag des Festivals.
Internationales Trickfilmfestival Stuttgart 2009 – Fazit
6 Tage Stuttgart, 5 Kinosäle, über 150 Filme. Fast immer schönes Wetter, viele neue Eindrücke, interessante Menschen und um Einiges reicher an Erfahrung auf vielerlei Ebenen. Teils auch recht stressig, mit Schlafentzug, Überdruss von Fastfood, schmerzendem Nacken und viereckig werdenden Augen. Dafür hatte ab dem ersten Tage an die Organisation des Festivals sehr gut geklappt. Bis auf einige Ausnahmen lief alles wie am Schnürchen. Beste Plätze waren so gut wie immer sicher, die Projektionstechnik in den Kinosälen ausgezeichnet und die Sitzgelegenheiten bequem genug, um darin 10 Stunden pro Tag auszuhalten. Mit über 500 Filmen musste auch ein Mammutprogramm gemeistert werden.
Apropos Programm, dieses war angenehm abwechslungsreich. Filme aus allen Himmelsrichtungen und Sparten wurden gezeigt, Verantwortliche aus großen Filmstudios und von Medienhochschulen hielten Vorträge und auch eine überaus interessante Retrospektive gab es zu sehen. Daneben dann natürlich auch zahlreiche Rahmenprogramme, wie die Panorama Reihe oder In Persona mit bekannten Gesichtern aus der Animationswelt. Leider war viel zu wenig Zeit, um wirklich alles zu sehen. So mussten einige Vorstellungen aus dem eigenen Zeitplan gestrichen werden. Aber das Programmheft liegt noch in Reichweite und wird bei Gelegenheit nach möglichen verpassten Filmperlen durchforstet.
Komme ich dann auch gleich zu meinen Favoriten des 16. Stuttgarter Trickfilmfestivals 2009. Falls verfügbar auch mit einem Link zu verfügbaren Videostreams.
AniMovie
Mary & Max – Trailer – Official Site
Idiots & Angels – Trailer – Official Site
International Competition
Muto – Vimeo
Mei Ling – IMDb
KJFG No.5 – YouTube
Mister Cok – Official Site
Skhizein – Vimeo – Official Site
Varmints – Trailer – Official Site
No Place Like Home – Trailer
La maison en petits cubes – IMEEM – Official Site
The Royal Nightmare – YouTube
TV Dinner – YouTube
Dix – BEAM.TV – Info
Kudan – Trailer – Official Site
Panorama
L’Homme est seul oiseau qui porte sa cage – Official Site
El Empleo – Youtube – IMDb
Young Animation
Il Naturalista – QOOB – Official Site
Sonstige
Hans Fischerkoesen – Philips – Schall und Rauch – Der Schneemann
Keiichi Tanaami – YouTube
PS: Das ITFS – ein schöner Veranstaltungsort, mit vielseitigem Programm, ohne große Wege zwischen den Spielstätten, ausreichend Möglichkeiten zur Nahrungsaufnahme, einem freundlichen Festivalteam und der entspannenden Umgebung im Schlosspark, die bei schönem Wetter zum Dahindösen einlädt. Sollte sich die Möglichkeit eines Besuchs im nächsten Jahr ergeben, werde ich wieder dabei sein. Auf die nächsten sechs Tage Stuttgart, Kino, Filme.
Internationales Trickfilmfestival Stuttgart 2009 – Tag 6
AniMovie – Coraline
Die erste Vorstellung am gestrigen Samstag war so voll, dass keine Plätze mehr zu bekommen waren. Am heutigen Abend war es immer noch sehr voll, doch konnte ich mir einen guten Platz im kleinen Metropol Kinosaal für das letzte Screening sichern. Mit viel Erwartungen ging ich in den Film. Gefiel mir doch Nightmare Before Christmas außerordentlich und auch die kleine Promo, am Donnerstag, des Produktionsstudios Laika, machte einem schon irgendwie den Mund wässrig. Es hieß also Brillen aufsetzen, zurücklehnen und genießen.
Schon das Intro zielte voll auf den 3D-Effekt ab. Aber schon hier wirkte als teils unnatürlich. Zuviel 3D tut halt auch nicht gut. Im weiteren Verlauf legte es sich zwar über weite Strecken, aber hier und da gab es doch Szenen die durch viel zu übertriebene 3D-Effekthascherei negativ auffielen. Dafür waren die Puppen, Kleider, Requisiten und überhaupt die ganze Szenerie sehr schön und äußerst detailliert dargestellt. So große und fein ausgearbeitete Closeups hatte ich zuvor bei einer Stop-Motion-Animation nicht gesehen. Da merkt man schon den enormen Aufwand bei der Produktion.
Doch wie es oft so ist, wird beim Visuellen besonders dick aufgetragen, leidet die Geschichte darunter. Und auch hier war es nicht anders. Geblendet von den, ohne Zweifel, optisch beeindruckenden Bildern, konnte die Handlung trotz allem nicht fesseln. Obwohl gerade zu Beginn viel auf den Charakter der Coraline eingegangen wurde, wird er einem nicht zuteil. Relativ nüchtern verfolgt man ihr Treiben in den beiden Welten. Doch selbst das Grand Finale wirkt kühl, ohne große Spannung oder einen besonders interessanten Twist.
Ob man Coraline unbedingt in 3D sehen sollte? Ja, denn ohne wäre es wohl noch langweiliger. So kann man sich im 3D-Bilderrausch verlieren und wenigstens so dem Film noch eine gute Seite abgewinnen. Ich kann den Hype um Coraline zumindest nicht verstehen und hoffe, dass Henry Selick in Zukunft wieder bessere Filme präsentiert.
PS: Die Macken der 3D-Technik. Bei schnellen Bewegungen neigt das Bild zum Flimmern, und aufgrund der Polarisationsgläser ist das Bild einen Hauch zu dunkel.
International Competition 2
Bei der Aufführung ja im Kino verpasst und nun endlich im Video Market nachgeholt. Leider hatten sie die Best of Animation nicht da, werde ich mal schauen, inwiefern die Animationsfilme im Netz verfügbar sind.
Monsieur Cok: Geniale Animationen mit außergewöhnlichem Stil und spannender Story.
The Control Master: Im Comicstil gehaltenes Superheldenabenteuer. Nur durchschnittlich interessante Geschichte.
Maria durch ein Dornwald ging: Recht düster und schon irgendwo ein Hingucker. Aber besonders gefallen hat mir die Musik von „Arbeit“. Da muss ich mal hinterher recherchieren.
International Competition 5
Wallace and Grommit – A Matter of Loaf and Death: Nur eine durchschnittlich gute Folge. Allerdings hatte die Folge ihre Momente.
Morana: verschlafen – Kurzrezension folgt.
Never drive a car when you´re dead: Toller Stil mit schrägen Charakteren und makaberer Story. Auch die Musik passte sehr gut ins Gesamtkonzept.
The Royal Nightmare: Komplett ohne Musik und Sprache kommt diese Flash-Animation daher. Super witzig.
Rabbit Punch: Schon das zweite Mal gesehen und noch immer mag ich dem Film nichts abgewinnen.
TV Dinner: Irgendwo her kenne ich die Katze, ich weiß nur nicht woher. Aber lustig wars auf alle Fälle. Viel und laut gelacht.
Dix: Visuell einfach nur wow. So ästhetisch habe ich einen menschlichen Körper sich noch nicht zerteilen sehen. Ein absoluter Hingucker.
Kudan: Fantastischer Debütfilm vom Japaner Taku Kimura. Sowohl technisch als inhaltlich sehr schön.
Farewell: Wirkte irgendwie befremdlich und bizarr. Muss ich mir nochmal anschauen.
In Persona – Keiichi Tanaami
Am letzten Tag des Festivals gab es noch eine Vorstellung aus der Reihe In Persona. Diesmal ein weiteres Mal mit dem Experimentaltrickfilmmacher Keiiche Tanaami, der nun schon seit über 50 Jahren ununterbrochen Trickfilme produziert. Einen kleinen Überblick gaben die Werke der letzten acht Jahre, welche heute gezeigt wurden. Darunter auch sein neuester Film Shunga, der gerade einmal zwei Wochen alt ist und in Stuttgart seine Welturaufführung feierte.
Die Trickfilme sind alle handgezeichnet und auf klassische Art animiert, ohne Einsatz von heute fast üblicher Computertechnik. Vielleicht liegt gerade darin die besonders intensive Wirkung der Bilder. Teils psychedelisch scheinen diese, mit oft wiederkehrenden Formen und Figuren, die, so erklärt Tanaami, wiederholt in seinen Träumen auftauchen. Die Musik unterstreicht die Bilder und verleiht den Filmen letztlich ihre Magie, der man sich nicht zu entziehen vermag.
Internationales Trickfilmfestival Stuttgart 2009 – Tag 5
Prosit – 100 Jahre deutscher Animationsfilm
Die anderen Vorstellungen wegen Zeitmangels leider nicht sehen können, bei der heutigen, knapp 2 ½ Stunden langen, aber anwesend gewesen. Gezeigt wurden Werbefilme, vorzugsweise aus 1920-40ern. Besonders hervorgetan haben sich die Filme von Hans Fischerkoesen. Einige Spots hatte ich im Vorfeld schon mal von ihm begutachten können, diesmal gab es aber noch einige ganz seltene Stücke oben drauf. Mal abgesehen von der Länge der Spots und den, aus heutiger Sicht, witzigen Botschaften, übermittelt mit der Holzhammermethode, waren die Spots für diese Zeit technisch sehr gut umgesetzt. Schöne Musik mit einprägsamen Bildern, also genau wie heute auch. Am Ende dann noch eine Auswahl aus Trickvideos von Musikbands. Insgesamt eine sehr informative Veranstaltung. Muss man doch tief graben, um gerade die ganz alten Werbefilme zu Gesicht zu bekommen.
ps: Aufgrund einer Planänderung zuerst in der Vorstellung von Mia et le Migou gesessen. Da ich aber eigentlich die Prosit Veranstaltung besuchen wollte, habe ich nach einigen Minuten den Saal verlassen. Aber was ich bis dahin gesehen hatte, sah zumindest optisch sehr schön aus. Den Film werde ich wohl weiter im Auge behalten.
International Competition 4
Varmints: Wunderschön. Und dann noch mit der Musik von Jóhann Jóhannsson. Ein Traum.
Birth: So bekommt man wohl keine Lust aufs Kinderkriegen. Es ist eben keine einfach Sache, die Geburt.
No Place Like Home: Wohl der morbides Streifen des Festivals. Ziemlich intensive Bilder und die entsprechend passende Musik von Rosto. Auch die Mischung aus Live-Action und 3D- Animation war sehr stimmig.
Der Eisenturm: Was beim Vorgänger noch gut funktionierte, stört hier ein wenig die Stimmung. Die Zeichnungen der Figuren und die 3D-Umgebung passen nicht wirklich gut zusammen. Dafür ist Geschichte fesselnd, aber auch irgendwie typisch deutsch.
Baader-Meinhof-Komplett: Hätte viel bissiger sein müssen. Da wurde mit Samthandschuhen gearbeitet. Ansonsten besser animiert als der extra3 Beitrag Bankenkrise vom selben Macher.
La maison en petits cubes: Wunderbar berührendes Stück Zeichenkunst. Zurecht Oscar-prämiert.
Lili: Sehr seltsamer Film. Wirklich sehr seltsam. Wer Ratten nicht sehen kann, muss sowieso einen Umweg um den Film machen. Ansonsten lohnt sich ein Blick.
French Roast: Der komödiantische Höhepunkt bei dieser Vorstellung. Am besten das Ende, als sich alles in Wohlgefallen auflöst. Wann passiert sowas schonmal in der Wirklichkeit?
In Persona – Stephen Hillenburg
Einfach mal um zu sehen, ob der Typ, aus dessen Feder Spongebob stammt, denn genauso irre ist, wie die Zeichentrickserie. Aber eigentlich ist er ganz normal, zumindest er das bei der Vorstellung. Gezeigt wurde außerdem sein Erstling Worm Holes, der noch aus Studentenzeiten stammt, an dem aber bereits sein späterer Stil bei Spongebob durchklang. Bei den ausgewählten sieben Folgen, darunter auch der Pilot, musste ich des öfteren lachen, so absurd wie manche Szenen dort teilweise waren. Mir ist allerdings noch immer ein Rätsel, dass Spongebob eigentlich als Kinderserie vermarktet wird, ob das der Entwicklung der Kinder gut tut?