Beiträge mit dem Tag ‘Silhouette’
ITFS 2012 – Internationaler Wettbewerb 4
Der letzte Block, zumindest für mich, im Internationalen Wettbewerb. Nachdem schon der dritte Programmteil sehr stark war, freute ich mich bereits auf die kommenden Kurzfilme.
Grain Coupon
R: Xi Chen, Xu An
China 2011
Der Zeichenstil kam mir irgendwie bekannt vor und nach kleiner Recherche wusste ich auch, woher ich ihn kannte. Vor drei Jahren waren Xi Chen und Xu An schonmal in Stuttgart mit einem Film vertreten, dort war es The Winter Solstice. Auch mit dem aktuellen Film erging es mir ähnlich. Ohne Frage ist Grain Coupon sehr schön animiert. Das Thema beschreibt ungewöhnlich offen eine Periode aus der chinesischen Geschichte der 1970er. Dennoch schleppt sich der Film etwas von Minute zu Minute. Obwohl viele temporeiche Stellen den Film prägen, stellt sich irgendwie kein richtiger Erzählfluss ein. (6/10)
Flamingo Pride
R: Tomer Eshed
Deutschland 2011
Richtig lustige Beiträge habe ich auf dem diesjährigen Festival vermisst. Mit Flamingo Pride sollte sich zumindest dies ändern. Herrlich schräg animierte Figuren in einer vielleicht nicht ganz ungewöhnlichen Geschichte gesteckt. Flamingo Pride lebt ganz eindeutig von der Mimik und Gestik der Figuren. Hier wurde wahrscheinlich besonders viel Wert auf Details gelegt. Ansonsten ist die Handung eher mittelmäßig nicht besonders überraschend aber dennoch unterhaltsam. (6/10)
Metachaos
R: Alessandro Bavari
Italien 2011
Wenn sich mir die Nackenhaare aufstellen, dann ist das schon was Besonderes. Und dies ist Metachaos in jedem Fall. Harte elektronische Musik vermischt sich mit einer irren CGI-Welt. Teilweise wirken die Bilder sehr verstörend, rau, brutal und die Bewegungen sind, wie es der Titel schon sagt, chaotisch. Als Grundlage diente wohl die Mutation und Mitose von Amöben, die, so finde ich, sehr treffend in Metachaos widergespiegelt wird. (9/10)
La Détente
R: Pierre Ducos, Betrand Bey
Frankreich 2011
Schön animiert mit ernstem Hintergrund. Die Bewegungen wirken leider etwas träge, so wie man es eigentlich schon aus den Anfangszeiten der Computeranimation kennt. Die Texturen haben mir aber sehr gut gefallen. Auch die Idee, die Figuren, Gegenstände und Landschaft aus Stoff darzustellen war toll. Ganz mitreißen konnte mich La Détente dennoch nicht. (6/10)
Belly
R: Julia Pott
Großbritannien 2011
Puh, typisches Autorenkino würde ich das nennen. Viel Handlung verpackt in eher rudimentären Zeichentrick. Dieser sticht nicht besonders hervor und unterstreicht nur leicht die Geschichte, auf die man sich so mehr konzentrieren kann. Da mich aber weder das Thema noch der Stil, mal abgesehen von wenigen beeindruckenden Kompositionen, besonders berühren, wird es für mich schnell langweilig. (4/10)
Conte de faits / Fairy Tailing
R: Jumi Yoon
Frankreich 2011
Die harte Realität lässt sich m besten mit der Flucht in eine Märchenwelt ertragen. Dies macht Conte de faits ganz ausgezeichnet. Mit fließenden Übergängen von Wirklichkeit und Fiktion, sowohl auf erzählerischer als auch auf optischer Ebene, fesselt mich der Film von Anfang bis zum fasst tragischen Ende. (7/10)
The Game
R: Marcin Janiec
Polen 2011
Sehr durchwachsen, sowohl was Handlung als auch die Optik betrifft. Der Stil sagt mir im Grunde schon zu, hat aber an einigen Stellen unschöne Ausreißer. Die Geschichte um den Tod ist originell, zieht sich aber etwas und nutzt sich zum Ende hin, trotz der nur knapp fünf Minuten Spieldauer, merklich ab. (6/10)
Là oú meurent les Chiens / Where Dogs Die
R: Svetlana Filippova
Frankreich 2011
Was diesen Film prägt ist definitiv die Tricktechnik. Mit Sand und Kaffeepulver kreiert Svetlana Filippova wunderschöne Bilder. Mich fasziniert schon seit Längerem die Sandmalerei. Sind dort nur Standbilder zu bewundern, geht Svetlana Filippova den konsequenten Schritt weiter und macht daraus eine Animation. Teilweise wirkt es nicht ganz perfekt umgesetzt, aber das macht es wiederum sehr sympathisch. Inhaltlich fällt Là oú meurent les Chiens hingegen etwas ab, was etwas schade ist. (6/10)
Eläimiä eläimille / Animals for Animals
R: Mark Stähle, Tatu Pohjavirta
Finnland 2011
So recht weiß ich nicht was ich davon halten soll. Der Zeichenstil ist eher mäßig, nichts Neues und unterstreicht die eher alberne Handlung. Zwar hatte Eläimiä eläimille seine Momente aber so im Ganzen war ich froh, als der Film zu Ende war. (5/10)
Stopover
R: Neil Stubbings
Schweiz 2011
Ein Highlight nochmal zum Schluss an diesem Abend. Stopover ist kurzweilig, unterhaltsam und ist sehr schön animiert. Als Kurzfilm funktioniert auch die Handlung sehr gut, die zwar nicht weltbewegend aber für den kurzen Spaß zwischendurch genügend Witz bereithält und mich mit einem Lächeln das Kino verlassen lässt. (7/10)
ITFS 2012 – Silhouetten und Panorama 3
Um einen Blick über den Tellerrand zu wagen, was ich generell gerne mache, besuchte ich das Rahmenprogramm Journeying with Shadows. Bei der Veranstaltung gab es Aufnahmen von Live Performances zu sehen, die ganz in alter Tradition des Schattenspiels teils wunderbar anzusehen waren. Dies ging los bei Ganzkörperdarbietungen der Gruppe Die Mobilés, die nur mit ihren Körpern ganze Landschaften hinter der Schattenwand entstehen lassen.
Ganz besonders hat mich allerdings die Performance von Miwa Matreyek beeindruckt. Sie interagiert mit ihren Schattenbild auf einer Leinwand, die voller Leben ist und lässt dadurch ein unvergleichliches Erlebnis wahr werden.
Nach diesem erfolgreichen Abstecher ins Rahmenprogrann setzte ich den Tag mit einem Besuch beim Panorama fort.
Kronika Oldrichas / Chronicle Of Oldriches
R: Rudolf Smid
Tschechische Republik 2011
Tagebücher können sehr interessant sein, vor allem wenn diese aus dem gewöhnlichen Leben stammen. Wenn das ganze dann aber noch mit einer schönen Stop-Motion Animation bildlich unterstützt wird, entsteht wunderbares Kopfkino. In Chronicles Of Oldriches gibt es alles was zu einer spannenden Geschichte gehört, Leben, Sterben, Liebe, Hass, Krieg und Frieden. 18 Minuten, die auch eine Zeitreise sind und teils schöne Erinnerungen weckt. (6/10)
This Thirst
R: François Vogel
Frankreich 2011
Ansich passiert nicht viel in diesen vier Minuten. Eine Zugfahrt mit der Metro, dem Sky Train, in Dubai. Was This Thirst aber besonders macht ist die Verwendung von extremen Fish-Eye Aufnahmen, die die vorbei rasenden Wolkenkratzer, teils extrem verzerrt, einfängt. Technisch gab es an der einen und anderen Stelle kleinere Patzer, die bei den Aufnahmen aber wohl kaum zu vermeiden waren. Abgesehen davon machte dieser Film viel Spaß und unterstützt wurde dies durch die Musik von Reham. (6/10)
Les Yeux De La Tête / A Real Eye Opener
R: Pierre Mousquet, Jérôme Cauwe
Frankreich 2011
Sozialkritisch darf es auch mal sein, besonders, wenn dieses in einem toll gezeichneten Kurzfilm der Fall ist. Teils zynisch wirkt die Handlung, macht aber so recht drastisch die Folgen der Globalisierung und das große soziale Ungleichgewicht zwischen verschieden Bevölkerungsgruppen deutlich. Technisch war es tatsächlich ein Eye Opener. Der Zeichenstil hat mir sehr gut gefallen. (7/10)
Muybridge’s Strings
R: Koji Yamamura
Kanada, Japan 2011
Nachdem sich schon Martin Scorsese in dem Film Hugo einem großen Pionier des Films widmete, geht es in Koji Yamamuras Film mitunter um die Fotografien von Eadweard Muybridge, dessen, in Standbildern, festgehaltene Bewegungen weltbekannt sind. In dem eher poetischen Kurzfilm geht es um die Wunsch die Zeit still stehen zu lassen. Mit schönen Bildern wird die Arbeit von Muybridge mit der Gegenwart verknüpft. Schöne Bilder zu der Musik von Johann Sebastian Bach. (6/10)
Oedipus
R: Paul Driessen
Kanada, Niederlande 2011
In Oedipus wird die Geschichte rückwärts erzählt, was sich zuerst nicht ganz erschließt dann aber recht unterhaltsam wird. Zwar kenne ich diese Erzählstruktur schon vom Kinofilm Memento, es ist also nicht neues für mich, aber auch in diesem Kurzfilm funktioniert das ganz gut. Der Stoff ist klassisch und die Animationen ganz brauchbar. Und obwohl viel Witz in Oedipus vorkommen ist es am Ende aber irgendwie doch nicht so zündend. (5/10)
Suur Maja
R: Kristjan Holm
Estland 2011
Mit besonders viel Rhythmusgefühl wird eine kleine Gaunergeschichte erzählt. Lustig ist es anzuschauen, wie der Dieb versucht Beute zu machen. Die Animationen und die Musik passen hervorragend zusammen und lassen den Film tempomäßig sehr flott wirken. So wird es auch zu keinem Zeitpunkt langweilig und bietet dadurch auch viel Spaß. (6/10)
Furico & Fiofó / Flea & Fly
R: Fernando Miller
Brasilien 2012
Aus einer Max und Moritz Geschichte von Wilhelm Busch könnten die beiden Figuren Flea & Fly entsprungen sein. Nur dass diese mitten in die Metropole Rio de Janeira ihr Unwesen treiben. Angenehm kurzweilig ist der wilde Tripp der beiden und hat einen ganz eigenen aber charmanten Zeichenstil. (7/10)
The Maker
R: Christopher Kezelos
Australien 2011
The Maker ist einer der Filme, an die man sich wohl noch nach Jahren erinnert. Sowohl was Inhalt als auch Bild- und Sounddesign betreffen, einmalig. Hier ist nichts zu bemängeln, nur dass The Maker noch länger hätte gehen dürfen, um den Figuren weiter beim Zaubern zuschauen zu können. Ähnlich wie der Kurzfilm 9 von Shane Acker nimmt The Maker den Zuschauer mit auf eine geheimnisvolle Reise, dessen Rätsel Stück für Stück gelüftet werden und am Ende einen staunenden Gesichtsausdruck bei mir hinterlassen haben. Sehr zu empfehlen. (9/10)
Damit endete dieser ereignisreiche Tag. Nachdem die ersten beiden Festivaltage nicht wirkliche Highlights boten, gab es heute dafür umso mehr davon. Zu schade, dass morgen bereits mein letzter Festivaltag für mich anbricht. Allerdings schlaucht es schon arg, von früh bis spät im dunklen Kämmerlein dauerbeschallt zu werden. Da kam mir das heutige wunderbare Wetter, draußen am Schlossplatz, ganz recht.