Beiträge mit dem Tag ‘Terry Gilliam’

ITFS 2012 – Internationaler Wettbewerb 3

Heute gibt es sehr viele Wettbewerbsbeiträge zu schauen. Und da dies mein letzter Festivaltag ist, dann auch noch wieder etwas aus dem Rahmenprogramm. Gestartet wurde allerdings erstmals mit dem Internationalen Wettbewerb. Der Kinosaal im Metropol war, wie schon in den vergangenen Tagen, sehr gut gefüllt, trotz der zeitigen Vorführung am Vormittag.

Leonids Geschichte / Leonids Story
R: Rainer Ludwigs
Ukraine 2011

Oft ist einem gar nicht bewusst, wie weitreichend die Folgen der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl waren und noch immer sind. Umso eindringlicher erzählt Leonids Geschichte von einer Familie, dessen Leben sich nach dem Unfall radikal ändert und ihren Alltag bis heute bestimmt. Besonders beklemmend wirkt der Film, wenn sich die Zeichnungen mit Bildern aus der Realität vermischen. Sind doch Zeichnungen ansonsten nur Abbilder der Wirklichkeit. Sowohl was Erzählstruktur als auch Optik und Sound betrifft, schafft Leonids Geschichte eine sehr intensive Stimmung zu erzeugen, die zumindest mich tief berührt hat. (8/10)

Atlas
R: Aike Arndt
Deutschland 2011

Schon arg stark dieser Kontrast, innerhalb weniger Sekunden von einem doch recht ernsten Thema hin zur Komödie zu wechseln. Aber Atlas funktioniert sehr gut. Mit viel Witz wird einem gleich noch etwas griechische Mythologie vermittelt und diese versucht mit der Gegenwart zu verknüpfen. Die Figuren sind einfach aber genial gezeichnet. Es macht auf alle Fälle Spaß, Atlas bei seiner Arbeit zuzuschauen. (7/10)

The Monster of Nix
R: Rosto
Belgien, Frankreich, Niederlande 2011

Bereits nach den ersten paar Bildern sieht man, dass hier rein technisch einer sein Handwerk versteht. Optisch und auch akustisch macht The Monster of Nix einiges her. Besonders interessant der animierte Kopf auf einem realen Körper. Zwar wirkt dies an einigen Stellen schon noch recht hölzern, aber macht trotzdem einen guten Eindruck. Ähnliches wurde ja auch schon bei Spike Jonzes Where the Wild Things Are gemacht, dort allerdings in nahezu Perfektion. Jedenfalls gibt es hier ordentlich was auf die Augen und Ohren, aber leider fehlt es trotz bekannter Stimmen von Terry Gilliam und Tom Waits in dem nötigen Erzählfluss. Mal wirkt alles recht interessant, ist im nächsten Moment aber wieder sterbenslangweilig. Einen wirklichen Höhepunkt bringt The Monster of Nix auch nicht hervor. So ist nach 30 Minuten Schluss und ich bin schon etwas enttäuscht. Technisch sieht es zumindest fantastisch aus und reißt hier vieles wieder raus. (6/10)

Two
R: Steven Subotnick
USA 2011

Viel zu kurz waren die zwei zu sehen. Gerade als ich in das Gebilde aus rhythmischen Bildern eingetaucht bin, hört Two leider schon wieder auf. Ich muss mir das unbedingt nochmal anschauen. Bild und Ton harmonieren hier wunderbar und erschaffen etwas ganz Besonderes auf der Leinwand. (7/10)

Princesse / Princess
R: Frédérick Tremblay
Kanada 2011

Von Frédérick Tremblay hatte ich ja schon den sehr beeindruckenden Blanche Fraise gesehen. Princesse ist stilistisch ganz ähnlich. Man möchte fast meinen, dass der frühere Blanche Fraise eine Fingerübung war. Allerdings muss ich gestehen, dass mir Blanche Fraise mehr zusagt. Das Sounddesign funktioniert dort einfach besser und auch die Handlung spricht mich mehr an. Dennoch ist Princesse eine feines Stück Stop-Motion Animation. (6/10)

The Pub
R: Joseph Pierce
Großbritannien 2011

Eine konsequente Weiterentwicklung der Rotoskopie. Diese dient ansich nur als Grundlage, um daraus dann die schrägen Charaktere entstehen zu lassen. Dadurch wird die Wirkung der Personen, die in dem Pub verweilen, herrlich überzogen dargestellt. So erhält dieser eher dokumentarische Kurzfilm eine ganz persönliche Note. (6/10)

Dieser Programmteil aus dem Wettbewerb war wirklich gut. Bis auf The Monster of Nix war ich von allen Beiträgen recht angetan. Wenn das so weiter geht, hat sich der Besuch in diesem Jahr auf jeden Fall gelohnt.


Tideland (Terry Gilliam, UK/Canada 2005)

tideland.jpgSollte es dieser Film doch noch irgendwann in die deutschen Kinos schaffen, so kann ich jedem Terry Gilliam Fan nur wärmstens ans Herz legen sich diese bizarre Kreuzung aus Alice im Wunderland und Psycho auf der großen Leinwand anzuschauen. Bedingt durch die Handlung, die schrägen Charaktere, den ausgefallenen Kulissen und vorallem dem, ich nennen ihn mal, gilliamschen Blick durch die Kamera, taucht man schnell in eine fremdartige, phantastische Welt ab. Zwar hätte der Film etwas knapper ausfallen können – aber lieber etwas länger als zu kurz – dennoch hat mich besonders Jodelle Ferland von Anfang an in ihren Bann gezogen. Eine wirklich tolle Schauspielleistung für so ein junges Mädchen. Da hat Gilliam bei der Besetzung für die Rolle der Jeliza-Rose ein goldenes Händchen bewiesen. Tideland ist ein rundum gelungener Film. Sicher kein Meisterwerk aber definitiv ein Hingucker der bis zum großen Finale zu unterhalten weiß.


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