Beiträge mit dem Tag ‘Vinyl’
Carlos Perón – La Salle Blanche (1994)
Als treuer Hörer der Grenzwellen, damals bei Radio ffn, war ich für jeden neuen Titel im Programm dankbar. Jetzt hat Ecki Stieg eine weitere Perle ausgegraben und den folgenden Worten ist nichts mehr hinzuzufügen. Danke Ecki für den Tipp und danke Carlos für die wahnsinnig atmosphärischen 38:27 Minuten.
Neben den französischen Die Form war der Ex-Yello Musiker Carlos Perón bereits in den 80er Jahren einer der ersten elektronischen Musiker, der die Fetisch- und S/M-Thematik in den Mittelpunkt seiner Werke stellte.
Nach zahlreichen experimentelleren Werken erschien mit „La Salle Blanche“ 1994 ein bewusst weicheres, verführerisch dunkel-samtiges Oeuvre, das sowohl in der Fetisch- und Darkwave-Szene, als auch darüber hinaus zum Klassiker wurde:
Inspiriert durch den gleichnamigen Fetisch-Film kreierte Perón in Auftragsarbeit einen knapp 40minütigen Soundtrack, dessen laszive Schlüpfrigkeit (vor allem projiziert durch die französischen Texte von Tina Duvoisin) in einen sich stetig steigernden, dennoch repetitiven, pulsierenden Klangteppich eingewoben wurde.
Der teilweise an Michael Cretu und Enigma gemahnende Schönklang und subtil integrierte gregorianische Gesänge standen dabei im reizvollen Kontrast zur Thematik, verliehen dem Werk letztendlich aber auch die nötige Mystik und Bildlichkeit.
„La Salle Blanche“ entwickelte sich in kürzester Zeit vom Geheimtipp zum Klassiker, das Konzept wurde oft kopiert (nicht zuletzt von Perón selbst), ohne dass der zwingende Charakter und die Atmosphäre dieses Ausnahmewerkes je wieder erreicht wurde.
Amiina – Animamina (2005)
Wer die ersten Töne des isländisches Streichquartetts hört fühlt sich unweigerlich an Sigur Rós erinnert. Nicht ohne Grund, denn die vier jungen Frauen haben so einige Songs zusammen mit Sigur Rós eingespielt und begleiteten diese auch auf vielen Konzerten. Dem Drang folgend auch selbst das Zepter in die Hand zu nehmen, enstand Ende 2004 die erste EP “Animamina”. mehr
Smoke City – Heroes of Nature (2001)
Im Jahre 1997 verzückte das Londoner Trio alle Werbungschauenden mit dem Song Underwater Love aus einem Levi’s Spot. Die Chancen standen gut, dass dies wieder einmal ein One-Hit-Wonder sein würde. Doch nach dem ersten Studioalbum “Flying Away” legte Smoke City noch einen drauf, das zweite und bisher leider letzte Album “Heroes of Nature”. mehr
Loituma – Things of Beauty (1995)
In Internetforen und Blogs ist das Lied Ievan Polkka, das in den frühen 1930er Jahren von Eino Kettunen geschrieben wurde, zum Kult avanciert. Bekannt wurde das Lied durch ein Flashvideo, in dem eine weibliche Anime-Figur aus der Serie Bleach, Inoue Orihime, mit einem Lauchstängel wedelt. Im Hintergrund läuft kontinuierlich ein Ausschnitt von “Ievan Polkka”, einem Lied, dessen Text in ostfinnischem Dialekt gesungen wird und das in den finnischen Charts vertreten war.
Wie es der Zufall manchmal so will, so hat er auch diesmal merkwürdige Dinge mit mir getrieben. Die erste Welle muss im Frühjahr dieses Jahres gänzlich an mir vorbeigerauscht sein. Aber vor wenigen Wochen tat ich einen unbedarften Klick auf eine Flashanimation und danach war es um mich geschehen, ein Ohrwurm erster Güte. Und ich dachte mir, da muss es doch noch mehr geben und ja, es gab mehr. Allerdings hatten es mir jetzt weniger die zahlreichen und teils auch recht witzigen Flashanimationen dieses kleinen Loops angetan, sondern ich war vielmehr auf der Suche nach den eigentlichen Machern dieser exotisch anmutenden Musik. mehr
Danny Elfman – Music for a Darkened Theatre, Vol. 1 (1990)
Ein gefundenes Fressen für jeden Fan dieses Komponisten (und die, die noch mit dem Gedanken spielen, solche zu werden…) Gleich auf den ersten Blick erkennt man, dass die CD mit Hingabe und Herz zusammengestellt wurde. Neben ‘bekannteren’ Themen, wie “Batman”, “Beetlejuice” oder der Titlemelodie der “Simpsons” finden sich auf dieser CD auch tonnenweise Auszüge aus Scores, die bisher größtenteils unveröffentlicht oder vergriffen waren. So kann man hier endlich einmal ein paar Töne aus “Dick Tracy” (der Soundtrack ist schon längst vergriffen, aber dennoch großartig!), eine 8-minütige Suite aus “Scrooged” (Die Geister, die ich rief) oder Elfmans TV-Arbeit hören…
Ein Querschnitt durch die frühere Schaffensperiode eines ausgezeichneten Komponisten für Filmmusik. Bekannte und weniger bekannte Auszüge aus Filmscores von Pee-wee’s Big Adventure, Batman, Beetlejuice, The Simpsons oder Scrooged, um nur einige zu nennen. mehr
Philip Glass – Solo Piano (1989)
Es ist spät, sehr spät in der Nacht…im stillen Kämmerlein, schon vor vielen Jahren, da erblicke ich das erste Mal im ZDF Koyaanisqatsi auf dem Schirm des TV-Gerätes. Keine Ahnung was da läuft, auch nicht wie lange schon, aber es hat mich seit der ersten Sekunde an fasziniert. Nicht nur die beeindruckenden Bilder, sondern auch und insbesondere die Musik. Wundervoll minimalistische Musik von Philip Glass. mehr
Kammerflimmer Kollektief – Absencen (2005)
Das Kammerflimmer Kollektief stapft entschlossen ins Ungefähre. Seine selbstvergessenen Klanglandschaften bestehen vor allem aus elektroakustischer Perkussionsbasis und darauf herumirrenden Bläsern. Bisweilen erinnert das an den meditativen Worldjazz von Peter Michael Hamels Früh-70er-Band Between, doch das KK weiß noch jede Schläfrigkeit, die sich durch allzu großes Wohlgefühl einstellen könnte, mit gezielt anarchischen Dissonanzen zu verhindern.
Irgendwie habe ich nie so richtig Zugang zu Jazz, im Allgemeinen und im Besonderen schon gar nicht, gefunden. Dennoch hat mich das Kammerflimmer Kollektief in seinen Bann gezogen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass ich eher ein Freund der elektronischen Sounds bin, und genau dies bietet die Gruppe von Musikern um den Karlsruher Multi-Instrumentalisten Thomas Weber. Eine Verquickung von klassichen Jazz-Instrumenten mit elektronischen Loops von analogen Synthesizern und bisweilen befremdlichen Geräuschen von digital manipulierten Instrumentalklängen – Das ganze vermischt in beeindruckenden Klangspielereien.
Die einzelnen Tracks bieten einen interessanten Kontrast zueinander. So zerreißt es einem gegen Ende von “Shibboleth” förmlich das Gehör, um dann im folgenden “Nach dem Regen” einen angenehm beruhigenden Ausgleich zu schaffen. Sicherlich ist dies keine Musik für jedermann, einige werden sich bestimmt mit Grausen abwenden. Wer sich aber ein wenig für Jazz oder elektronische Musik interessiert, oder einfach mal etwas völlig anderes, abseits vom Mainstream, hören will, wird an der Musik des Kammerflimmer Kollektiefs sicher seine Freude haben.