Fantasy Filmfest White Nights 2018 – Beginn des Festivaljahres

Neben dem Internationalen Trickfilm-Festival in Stuttgart und der Berlinale hat das Fantasy Filmfest die längste Tradition bei mir. Angefangen mit dem ersten Besuch in Köln, mit kurzen Abstechern in Hamburg und letztlich seit ein paar Jahren in Berlin hängen geblieben. Und eingeläutet haben dieses Jahr die White Nights. Auch wieder in Berlin zu winterlichen Temperaturen aber ohne Schnee und Glatteis, immerhin.
Besonders gut hat mir meine Auswahl an Filmen gefallen, denn eine wirkliche Gurke war diesmal nicht dabei. Und von den insgesamt zehn Filmen bei den White Nights, konnten mich alle sechs, von mir gesehenen, recht vortrefflich unterhalten. Auch für mich nun auch nochmal ein kleines Resümee der Fantasy Filmfest White Nights 2018.

Les affamés
R: Robin Aubert
Kanada 2017

Ansich ist das Zombiegenre ja irgendwie ausgenudelt. Alles schonmal gesehen, alles irgendwie schonmal da gewesen. Dies war hier nicht ganz anders. Interessant fand ich die Location im kanadischen Quebec, ländlich und familiär und so der doch sehr vertraute Umgang der Charaktere untereinander. Der Rest war dann übliche Kost, wobei die Zutaten durchaus gestimmt haben. Ein zusätzliches mystisches Element hatte der Film, indem er versuchte, dem Ursprung der ganzen Katastrophe auf den Grund zu gehen. Leider wurde darauf viel zu wenig eingegangenen und dieses wirklich spannende Element wurde so zum großen Teil verschenkt. Bleibt am Ende ein Zombiefilm, bei dem bis auf ein, zwei Bilder, wohl nicht viel hängen bleibt. (6/10)

You Were Never Really Here
R: Lynne Ramsay
USA 2017

Ganz großes Kino und ein außerordentlich gut spielender Joaquin Phoenix, wie so häufig. Völlig ohne Vorkenntnis in den Film gegangen und von der ersten bis zur letzten Minute gespannt auf die Leinwand geblickt. Ein hartes Thema, mit harten Bildern und einem Scrore, der bei mir wie schon bei Drive oder auch It Follows so dermaßen ins Ohr ging, Wahnsinn. Gibt sonst nicht viel zum Film zu sagen, eine eindeutige Filmempfehlung und, dies möchte ich schon vorweg nehmen, mein persönliches Festivalhighlight. (8/10)

Ghost Stories
R: Jeremy Dyson, Andy Nyman
Großbritannien 2018

Irgendwie hat Ghost Stories recht vielversprechend angefangen. Eine schöne Geistergeschichte von der britischen Insel mit guter Ausstattung und einem tollem Cast. Doch recht schnell gibt es die typischen Muster modernen Horrorfilme zu sehen, viel dunkles Bild und häufige Jumpscares. Gut gemacht war die Erzählweise aus lauter kleinen Einzelgeschichten (besonders diese mit einem sehr überzeugenden Alex Lawther) die sich am Ende zu einem großes Ganzen zusammen fügten. Doch genau dieses Ende funktionierte bei mir nicht. Kein Höhepunkt und die letzten Minuten zu träge im Gegensatz zum restlichen Film. Nach den gut 100 Minuten Laufzeit hatte ich irgendwie das Gefühl, dass ich eine längere Folge aus X-Factor gesehen habe. Nicht schlecht aber auch nicht besonders herausragend. (6/10)

The Endless
R: Justin Benson, Aaron Moorhead
USA 2017

Sehr geile Idee, die auch gut umgesetzt wurde. Was wie ein Sektenfilm beginnt, endet als abgefahrener Mystery/Mindfuck. Habe gerne dem Treiben zu geschaut und wusste mich sehr gut unterhalten. Einzig die Drstellung der beiden Bruder fand ich nicht überzeugend. Vielleicht war ich da einfach nicht auf einer Wellenlänge, denn bei den restlichen Figuren hatte ich dieses Gefühl nicht. Dennoch ein ordentlicher Film, der vieles richtig gemacht hat. (6/10)

Laissez bronzer les cadavres / Let the Corpses Tan
R: Hélène Cattet, Bruno Forzani
Frankreich/Belgien 2017

Visuell konnte der Film, unterlegt mit einem brachialen Soundteppich, aber sowas von überzeugen. Da gab es einen Eyecatcher nach dem anderen. Nur leider war es das dann auch schon fast. Obwohl die Story für sich genommen hätte gut funktionieren müssen, stellte sich bei mir recht bald Langeweile ein, die dann auch bis zum Schluss nicht komplett verfliegen wollte. Gerne hätte ich den Film mehr gemocht, da meine Augen und Ohren verzückt waren. Doch wenn es am Rest hapert, schade. (6/10)

The Shape of Water
R: Guillermo del Toro
USA/Kanada 2017

Als Abschlussfilm, der in den letzten Wochen häufig erwähnte wurde, The Shape of Water. Etwas zwiegespalten, kann ich mich nicht auf eine, für mich zufriedenstellende, Meinung über den Film festlegen. Grundsätzlich ein zauberhafter Film, der mich vom Stil her an Die fabelhafte Welt der Amelie erinnert. Aber auch an Filme aus der Mitte des letzten Jahrhunderts, die einfach gestrickt, dennoch unterhielten und es vermieden haben, alles unnötig kompliziert wirken zu lassen und sich so auf das Wesentliche Konzentrieren konnten. Dies macht del Toros neuester Film genau richtig. Daneben glänzt besonders die Darstellung der stummen Elisa durch Sally Hawkins. Auch der Rest das Casts macht eine fantastische Arbeit. Ihre Charaktere fügen sich wunderbar in die märchenhafte Kulisse ein und belebten das 60iger Jahre Set mit viel Gefühl. Und ja, ein wunderbares Märchen mit fast klassischen Rollen von Gut und Böse und einer großen, unmöglich scheinenden Liebesgeschichte. Soweit hat mich der Film mehr als überzeugt.
Womit ich mich etwas schwer Tat, war dann das teilweise groteske Abdriften in manchen Szenen. Besonders hervor getan hat sich da mir die Flutung des Badezimmers. Kann man machen, muss man aber nicht, meiner Meinung nach. Ein vielleicht kleines Detail, was mich allerdings stark störte, war die nicht so gut umgesetzte Einstiegssequenz. Dies war kein sehr beeindruckendes CGI, was wohl hauptsächlich dem kleinen Budget geschuldet war. Sehr Schade, hat es mich doch direkt zu Beginn etwas raus gerissen. Und dann war da noch der Versuch, möglichst viele Minderheiten- und Außeneiterthemen in dem Film unter zu bringen. Für mich hätte es mehr als gereicht, sich auf die Liebesgeschichte, zwischen der Schönen und dem Biest, zu beschränken. Wie gesagt, fällt mir ein abschließendes Urteil schwer. Ein schöner Film, nicht herausragend aber unterhaltend, und dies zählt letztlich. (7/10)

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