Beiträge mit dem Tag ‘Berlinale’
Berlinale 2011: Life in a Day
Life in a Day
R: Kevin Macdonald
Großbritannien 2010
Englisch
Panorama Special
Etwas holprig war der Start von Life in a Day, da nach gut einer Stunde Verspätung zunächst wohl eine Kopie zu einem Testscreening gezeigt wurde. Der Fehler wurde ein paar Minuten später bemerkt und der Film startete zum zweiten Mal. Im übrigen sollte es nicht bei dieser einen technische Panne während der nächsten Tage bleiben.
Die gezeigten Bilder wurden am 24.07.2010 gedreht und nun zu einem Feature Film zusammengefasst. Chronologisch wird hier in kleinen Clips das Leben an Orten der ganzen Welt gezeigt. Dabei schwankt die Qualität der Bilder sehr stark. Haben viele den typischen Charakter eines YouTube Videos, so sind aber auch einige wenige beeindruckend schön komponiert. Durch einen stimmigen Score begleitet folgten witzige, traurige, nachdenkliche und faszinierende Bilder, die das Geschehen auf der Welt sehr schön als Momentaufnahme wiedergeben. Was man für sich selbst nach den 95 Minuten mit nach Hause nehmen kann? Ich weiß es nicht. Life in a Day ist einfach nur ein partielles Abbild der Wirklichkeit ohne dabei tiefgründige Fragen zu stellen oder gar zu beantworten. Eventuell hilft es dabei den eigenen Sinn für die Existenz auf dieser Welt und dieser Zeit zu erkennen.
Beeindruckend bleibt die unglaubliche Recherchearbeit. Mussten immerhin aus über 80.000 Einzelclips mit einer Gesamtlänge von ca. 4.500 Stunden dramaturgisch die passendsten ausgesucht und in ein handliches 90 Minutenkorsett geschnürt werden. Dies ist wohl der Hauptverdienst des Filmteams rund um Kevin Macdonald.
Berlinale 2011: Cave Of Forgotten Dreams
Cave Of Forgotten Dreams
R: Werner Herzog
USA, Frankreich 2010
Englisch
Wettbewerb Sondervorführung
Direkt zu Beginn meines Berlinale-Besuchs gab es eine Vorstellung in 3D. Zur Projektion kam im Urania das Dolby 3D Verfahren zum Einsatz. Und gleich vorweg, die Probleme sind auch hier die gleichen – bei schnellen Bewegungen flimmert das Bild und die Gesamthelligkeit ist generell etwas zu dunkel. Aber abgesehen davon ist 3D natürlich ein feine Sache.
Der aktuellste Film von Werner Herzog entführt in die Chauvet-Höhle in Südfrankreich. Dort wurden vor wenigen Jahren die derzeit ältesten Höhlenmalereien der Welt entdeckt. Jedenfalls taucht man gleich zum Anfang in die geheimnisvolle Welt ein. Dank der 3D-Technik beschränkt sich das Betrachten nun nicht mehr nur auf die Zeichnungen selbst, sondern auch auf den Untergrund, die konvexen und konkaven Felsenformen, auf den die Zeichnungen mit teils erstaunlichen Details aufgetragen wurden.
Die Dokumentation beschäftigt sich aber nicht nur mit den Malereien ansich, sondern Werner Herzog weitet das Ganze noch auf die Personen aus, die an dem Projekt beteiligt sind und führt seine gewollt ungewollten teils witzigen Interviews. Ein typischer Herzog-Film würde ich sagen. Zum Ende hin wird es dann etwas philosophischer und Herzog wirft allgemeine Fragen zur Filmkunst und der menschlichen Existenz auf. Dies alles macht Cave Of Forgotten Dreams zu einer rundum gelungenen Dokumentation, die den Schatz der Chauvet-Höhle deutlich macht.
Berlinale 2011: Es geht wieder los
Da ich in den vergangenen Monaten nicht wirklich oft die Gelegenheit hatte ins Kino zu gehen und die Berlinale zeitlich für mich sehr günstig liegt, werde ich in der kommenden Woche dem Festival einen ausgedehnten Besuch abstatten. Ein Großteil der Tickets ist bereits reserviert und eine Unterkunft für die nächsten Tage organisiert. Das Wetter ist ja mittlerweile auch wieder typisch für die Berlinale – nass und kalt. Morgen früh geht es los und ich werde versuchen möglichst zeitnah ein paar Eindrücke von den gesichteten Filmen zu twittern und später dann auch ausführlich an dieser Stelle nieder zu schreiben. Das könnte allerdings etwas dauern.
Hier schonmal ein kleiner Ausblick auf den morgigen Tag. Volles Programm erwartet mich mit Cave Of Forgotten Dreams (3D) von Werner Herzog, Life In A Day (YouTube Film), der kanadische En terrains connus | Familiar Grounds von Stéphane Lafleur und Pina (3D) von Wim Wenders. Und schon am ersten Tag werden gleich zwei Filme in 3D präsentiert. Da bin ich ja mal gespannt. Konnte mich die Technik in der Vergangenheit doch so gut wir gar nicht überzeugen.
Berlinale – Schöner Abschluss mit Christoph Schlingensief
Der dritte und letzte Tag der diesjährigen Berlinale für mich. Begonnen hat dieser mit dem wunderschönen “Alamar” von Pedro González-Rubio. Wie schon in Yuznas “Open” waren hier Laiendarsteller die Hauptakteure. Allerdings war ein Großteil der knapp 70 Minuten mehr Dokumentation als Film. Und so wirkte Alamar von Anfang an ganz und gar authentisch. Etwas Negatives fiel mir bei der Vorstellungen allerdings auch auf. Dies betraf aber nicht den Film direkt sondern den anwesenden Synchronsprecher. Da der Film in der Kategorie Generation Kplus lief und so jede Menge kleine Kinder im Publikum saßen, war eine Live Synchronisation sicherlich schön für die Kinder, störte mich allerdings. Zumal auch hier Untertitel eingeblendet waren, wie schon im letzten Jahr beim Internationalen Trickfilmfestival in Stuttgart. Und just der gleiche Sprecher war dieses Mal auch in Berlin anwesend. So klein kann die Welt sein, erstaunlich.
Um die Zeit bis zum nächsten Film zu überbrücken, schaute in der Deutschen Kinemathek vorbei, wo gerade die Sonderausstellung “The Complete Metropolis” zu besuchen war. Hier fanden sich sehr viele Setphotos, Designskizzen, Requisiten und technisches Equipment aus der damaligen Produktion in den Babelsberger Filmstudios wieder. Dabei wurde nochmal so richtig der Aufwand dieser Filmproduktion sichtbar. Zu schade, dass damals die Kameratechnik noch nicht so fortgeschritten war. So gingen viele Details aus dem Setbau in der vergleichbar schlechten Qualität des Filmmaterials unter. Im einem Hinterzimmer lief noch eine Dokumentation, die wohl auch im Fernsehen auf arte lief und ich hoffentlich auch aufgenommen zu Hause vorfinde.
Programmpunkt Nummer 3 war dann die von mir sehnlichst erwartete Vorführung des Films “L´Inferno”, der von Christoph Schlingensief gezeigt und kommentiert werden sollte. Da ich überhaupt nicht wusste, was mich da erwarten würde, und bei Christoph Schlingensief weiß man das ja sowieso nie so genau, war ich besonders auf das Kommende gespannt. Leider begann die Vorstellungen mit knapp 40 Minuten Verspätung, was sich noch rächen sollte, dazu aber später mehr. Es folgten erstmal sehr bewegende 90 Minuten, in denen Christoph Schlingensief sich nicht nur zum Stummfilm äußerte, der wohl sowieso nur Mittel zum Zweck war, sondern auch sehr persönliche Erlebnisse aus jüngster Vergangenheit, die seine Krebserkrankung betrafen, schilderte und diese ihn zutiefst bewegten. Dabei wirkte nicht nur die Montage des Stummfilms mit anderer, von Christoph ausgewählter, Musik, Filmausschnitten aus Apocalypse Now, der Exorzist oder auch die Lustige Welt der Tiere zum großen Teil improvisiert, sondern auch die Kommentare und Meinungen von Christoph. Ein mehr als würdiger Abschluss der Berlinale. Den letzten, ansich geplanten und schon mit einem Ticket bezahlten, Film “Red Hill” konnte ich leider nicht mehr sehen, da ja wie erwähnt die vorherige Vorstellung 40 Minuten später als geplant begonnen hatte und somit auch das Ende dementsprechend nach hinten rutschte. Mit einer guten Viertelstunde Verspätung stand ich dann am Zoo Palast vor verschlossenen Türen und wurde auch nicht rein gelassen.So musste ich unverrichteter Dinge abziehen und die Berlinale vorzeitig beenden.
Insgesamt hat sich auch dieses Jahr der Ausflug auf die Berlinale gelohnt. Mal abgesehen von der bescheidenen Unterkunft und dem verpassten Film am letzten Tag, erfüllte ein Großteil der gesehen Filme meine Erwartungen oder übertraf diese.
Berlinale – Ausflug in den Yemen, nach Indien und die USA
Nach einem ausgedehnten Frühstück steht der erste Termin im Delphi mit der Dokumentation “The Oath” an. Gerappelt voll konnte ich im oberen Rang noch einen guten Platz ergattern und dann ging es auch schon los. Knappe 90 Minuten später hatte man einen unerwartet detaillierten Bericht über Guantanamo auf Kuba und einem Ex-Bodyguard von Osama Bin Laden erhalten. Eine sehr gelungene Dokumentation, einer engagierten amerikanischen Filmemacherin.
Es folgte “Road, Movie” ein indischer Beitrag. Trotz einer sehr schönen Geschichte und tollen Bildern, vermochte mich der Film aus mehrerlei Gründen nicht ganz mitzureißen. Zwischenzeitlich war der Film für mich zu ziellos. Mir schien, als wolle man die schönen der Landschaftsbilder – die unbestritten wirklich wunderbar waren – ihrer Selbstwillen im Film unterbringen ohne dabei wirklich die Geschichte voran zu treiben. Ein weiteres Manko waren die teils unzureichend gezeichneten Charaktere. Eventuell hätte hier geholfen, den Film auf die sonst übliche Bollywood-Länge mit mehr als zwei Stunden Laufzeit zu strecken. Und dann waren du noch die schnellen Wechsel von Ernsthaftigkeit und Komödie. Besonders störend empfand ich dies bei der Szene in der Polizeistation. In der einen Sekunden ein halb tot geprügeltes Verhörungsopfer und in der darauf folgenden Sekunde wechselt die Stimmung ins Komödiantische. Solche Szenen gab es mehrere und mich erschließt bis jetzt nicht deren Sinn. Was mich aber am meisten störte, war der Schluss des Films. Die Aussage wie “Schuster bleiben bei deinen Leisten” läuft der kompletten Handlung des Film zu wider. Offenbarte doch gerade das Ausbrechen aus den verfestigten Lebensstrukturen zwar teils gefährliche aber dennoch positiven Abenteuer. So bleibt trotz einiger wirklich bezaubernden Momenten ein fahler Beigeschmack.
Mit fortschreitendem Abend wurden nun auch die Filme ernster. Im Kino International lief “Howl” von Rob Epstein und Jeffrey Friedman. Darin wurde nicht nur das Gedicht Howl präsentiert, sondern dieses auch mit Zeichnungen und Animationen illustriert und zudem noch der in den 50er Jahren geführte Prozess gegen den Verleger des Gedichts protokolliert. Dies und die ausgezeichnete Darstellung des Dichters Allen Ginsberg durch James Franco machte den Film zu einem unvergesslichen, mitreißenden und ergreifenden Erlebnis.
Zum Abschluss des Abends folgten zunächst zwei Kurzfilme von James Franco, der mittlerweile nicht mehr nur vor der Kamera zu finden ist. “Herbert White” war merkwürdig, ohne dabei jetzt weiter ausholen zu können. Unfertig wirkte das Ganze. Einen etwas besseren aber nicht viel klareren Eindruck machte “The Feast Of Stephen”. Beide Filme würden von mir jetzt allerdings keine ausdrückliche Empfehlung bekommen. Im Anschluss lief “Open” von Jake Yuzna – wohl ein Neffe des bekannteren Horrorregisseurs Brian Yuzna. Hierbei traten Laiendarsteller auf, die eine gehörige Portion Authentizität mit ins Spiel brachten. Denn hier ging es um die Weiterentwicklung der menschlichen Sexualität. Ein sehr interessanter, wenn auch bizarrer Blick in die Welt von Transexualismus und Pandrogynie.
Berlinale – Auftakt mit Michael Haneke und Fritz Lang
Die Anreise mit der Bahn hat ausnahmsweise gut geklappt, so dass ich pünktlich zur Mittagszeit in Berlin war. Der erste Gang war direkt an die Kinokasse vom Cinemaxx, in dem am Nachmittag “David Wants To Fly” laufen sollte und ich im Vorkauf keine Karten für diesen Film ergattert hatte. Doch leider war nichts mehr zu haben und so startete ich meine Alternativprogramm. Da in den Kinos noch “Das weiße Band” von Michael Haneke lief, war nach dem Einchecken in meine Unterkunft, stand der Gang in die Hakeschen Höfe an. 140 sehr interessante Minuten Schwarz-Weiß-Films später – dem ich im übrigen noch öfter bei der Berlinale begegnen sollte – stand für mich fest, dass ein Haneke auch mit fortschreitendem Alter nicht erträglicher wird. Aber das find ich gut so, denn schlecht sind seine Filme keineswegs.
Nach einem indischen Abendessen folgte dann das erste Highlight des Wochenendes, die Wiederaufführung der fast kompletten Fassung von Metropolis aus dem Jahre 1927. Die 2001er Version kannte ich schon. Aber hier sollten nun knapp 30 Minuten Material aus einer in Argentinien gefundenen Filmkopie wieder dem Publikum präsentiert werden. Dazu spielte live das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin im Friedrichstadtpalast. Trotz dieser hervorragenden Aufführungen trübten einige Sachen den Abend. Zum einen hatte ich einen sehr suboptimalen Sitzplatz. Viel zu weit am Rand, mit Fußraum, der dem der Economy Class in einer Boing 747 glich und einer Polsterung die keine war. Recht unbequem sitzend war zudem auch der Saal nicht komplett abgedunkelt. Ob dies jetzt für das Orchester oder für die Fernsehübertragung unbedingt nötig war weiß ich nicht, aber es störte zumindest. Der Film selber war dann allerdings Spitzenklasse. Das Bild wirkte von der 2001er Fassung sehr sauber und völlig anders als auf der Mattscheibe. Negativ hingegen waren dagegen die aktuell restaurierten Sequenzen aus der argentinischen Kopie. Sie wirkten zumindest optisch sehr störend, brachten auf der anderen Seite aber so einiges in Inhalt wieder auf die Leinwand. Da meine HD-Aufnahme hoffentlich geglückt ist, weide ich mir die Fassung aber nochmal in den eigenen vier Wänden anschauen. Was aber wirklich einmalig bei dieser Aufführung – um jetzt auch mal was Positives zu erzählen – das war die Livebegleitung des Orchesters. Es wurde wieder die ursprüngliche Begleitmusik aus dem Jahre 1927 verwendet. Und dann wenige Meter vor einem tollen Orchester zu sitzen macht einfach Spaß und ist durch nichts anderes zu ersetzen. Schon allein das war den Besuch im Friedrichstadtpalast wert. Danach fuhr ich todmüde in meine Domizil zurück, denn morgen sollte es mit vier Vorstellungen ein langer Kinotag werden.
Berlins Erster
Schon öfters bin ich in Deutschlands Hauptstadt unterwegs gewesen, gerade in letzter Zeit. Doch bisher hatte ich es nie geschafft dort auch mal einen Cache zu suchen. Kein Wunder, bietet Berlin doch genug an Alternativen. Bei meinem letzten Besuch, anlässlich der Berlinale, hab ich dann doch versucht etwas Zeit für das Geocaching aufzubringen. Zwar standen noch einige Caches mehr auf der Liste aber mindestens einer musste dann irgendwie gemacht werden. Letztlich ist es Berlin’s Second (but first virtual) Cache geworden. Mein erster Berlincache und erster virtueller Cache überhaupt. Kurz darauf begannen dann auch schon die Vorstellungen der Filme in den Kinopalästen Berlins, die ich sehr genossen habe. Aber beim nächsten Berlinbesuch wird sicherlich mehr auf das Geocaching Wert gelegt.